Streit um Baupläne in Diedrichshagen

Noch lärmen hier Windräder um die Wette, darunter quält sich Getreide mit der Trockenheit. Trotzdem: Um das Areal westlich der letzten Diedrichshäger Häuser zwischen Golfplatz und Stolteraaer Weg scheint sich ein Streit zu entwickeln. Die einen möchten die Windräder abbauen und dort Eigenheime bauen. Andere verteufeln das Projekt als „Wohnen für Millionäre“, Raubbau am Landschaftsschutzgebiet und fürchten um die Frischluftzufuhr für Rostock. Jens Gienapp, Immobilienfachmann und Chef des Handballclubs Empor, ist Mitinitiator des neuen Wohngebietes „An der Stolteraa“. 35 Hektar Ackerland gehören seiner „Ostsee-Golf-Resort Entwicklungs GmbH“. 20 Hektar davon sollen mit 200 Eigenheimen bebaut werden, teils auf großzügigen Grundstücken. Die will Gienapp für 180 bis 200 Euro pro Quadratmeter Bauland, umgeben von einem Grünlandteil für 20 bis 30 Euro je Quadratmeter, verkaufen. Der Haken: Im Flächennutzungsplan der Hansestadt ist das Gebiet als Agrarfläche ausgewiesen — nicht als Bauland. Ein erster Versuch, dies zu ändern, scheiterte 2008 in der Bürgerschaft, obwohl der Warnemünder Ortsbeirat für die Wohnbebauung stimmte. Beim jetzigen zweiten Versuch müsste wieder ein Bürgerschaftsbeschluss her — zuerst als Prüfauftrag an die Stadt, ob die Umwandlung des Ackerlandes möglich ist. Widerstand dagegen spürte Gienapp, als er sein Projekt in der CDU-Fraktion vorstellte. Die sprach sich gegen den Prüfauftrag aus. „Zum einen prüft die Hansestadt derzeit ohnehin, wo neue Wohnungen gebaut werden können“, begründet Fraktionsmitglied Frank Giesen, zugleich stellvertretender Bürgerschaftspräsident. Zum anderen müsse ein neues Wohngebiet nicht im Landschaftsschutzgebiet geschaffen werden. Außerdem bezweifelt Giesen, dass die Grundstücke für nur 180 bis 200 Euro verkauft werden. „Entscheidend sind die Erschließungskosten“, sagt er. Die seien hoch, wie sich am Wohngebiet „Am Golfplatz“ gezeigt habe. In einem Brief an alle Bürgerschaftsfraktionen zeigt sich Gienapp enttäuscht von der CDU-Entscheidung und vermutet, dass für die Ablehnung „die Interessenslage einzelner Fraktionsmitglieder ausschlaggebend“ gewesen sein könnte. Damit spielt Gienapp offenbar auf Fraktionsmitglied Klaus-Peter Tasler an, der mit seiner Immobilienfirma und Hilfe der Wohnungsgesellschaft Wiro das Wohngebiet „Am Golfplatz“ erschlossen hat und jetzt verkauft. „Ein unverschämtes Schreiben“ nennt Frank Giesen diesen Brief. Auch der Rostocker Bund für Umwelt und Natur (Bund) ist gegen die weitere Bebauung. Bund-Kreischef Markus Brost mahnt den Erhalt des Landschaftsschutzgebietes an, befürchtet Konsequenzen für Biotope und warnt vor den Folgekosten eines deutlich erweiterten Straßennetzes. In dasselbe Horn stößt eine Recherche, mit der Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Söffker derzeit an die anderen Bürgerschaftsfraktionen herantritt. In einer Rundmail beschwört Söffker den Erhalt von Landschaftsschutzgebiet und Frischluftschneise für Rostock. Gienapp hält dagegen: Eine Frischluftschneise könne nur durch Mehrgeschosser beeinträchtigt werden, nicht durch Eigenheime. Jeder Baum sei höher, sagt er. Zudem trage das jetzige Ackerland und die dortigen Windräder eher wenig zu Artenvielfalt und Landschaftsbild bei. Einen Prüfauftrag hat zwischenzeitlich die Fraktion Unabhängige für Rostock (UfR) gestellt. Schafft der es auf die Tagesordnung, könnte die Bürgerschaft im September entscheiden. Flächennutzungsplan Der Flächennutzungsplan einer Kommune stellt die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung dar. Er ist damit ein Planungsinstrument für die städtebauliche Entwicklung und ein „vorbereitender Bauleitplan“. Die möglichen Inhalte, das Verfahren der Planaufstellung und die rechtlichen Folgewirkungen des Flächennutzungsplanes sind im Baugesetzbuch definiert. Ergänzende Vorgaben zu den Inhalten finden sich in der Baunutzungsverordnung. Klaus Walter

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