Südstädter suchen jetzt selbst nach Bauflächen

Auf der Suche nach brachliegenden Flächen haben sich am Sonnabend einige Südstädter auf eine Begehungsrunde durch ihren Stadtteil begeben. Sechs Anwohner folgten dem Aufruf der Bürgerinitiative. Grund für den Ausflug ist eine Analyse zu Abrissen und Neubauten in der Südstadt. Diese hatte im vergangenen Sommer für einen Aufschrei im Stadtteil gesorgt. Die Bürgerinitiative „Südstadt lebenswert erhalten“ gründete sich, sammelte Unterschriften und organisiert im März sogenannte Planungswerkstätten (die OZ berichtete). Anstatt gegen die Pläne der Stadt zu kämpfen, strebe die Initiative ein Miteinander an, erklärt Patricia Fleischer aus der Initiative. Auf einem zweiten Rundgang durch die Südstadt sollten Anwohner nun Eindrücke und Ideen sammeln. Nur sechs Rostocker haben sich dafür an der Südstadt-Mensa zusammengefunden. „Wir sind neugierig“, erklärt eine von ihnen. Sie gehört zu den ersten 100 Bürgern, die in den 1960ern in den Stadtteil zogen. Trotz der mangelhaften Beteiligung machte sich die ortskundige Gruppe auf den Weg in Richtung Alter Friedhof. In der Nähe der Kleingartenanlage Goldwiese stößt die Gruppe auf eine große Fläche. „Das ist aber ein Naturschutzgebiet. Hier sind wohl Krötenwanderungen“, erklärt Helmut Laun, während die Anwohner die Fläche begutachten. „Das ist doch nur eine kahle Wiese. Da können die ruhig bauen“, scherzt eine Südstädterin. Doch diese und auch andere Brachflächen seien für verschiedene Tierarten wichtig, erklärt Laun. Als die Gruppe zum Beginenhof in der Ernst-Haeckel-Straße kommt, erklärt Fleischer: „Auch der Beginenhof soll laut Analyse weg. Aber das wäre schlimm, weil er ein zentraler Treffpunkt ist“. „Die haben einen tollen Mittagstisch, aber auch Kaffee und selbst gebackenen Kuchen“, schwärmt eine Anwohnerin. In der Nachbarschaft entdeckt Helmut Laun eine Fläche, auf der sich Unternehmen angesiedelt haben. „Diese Firmen könnte man auch in einem Wohnhaus unterbringen. Dann hätte man hier eine schöne Baufläche“, sagt er. Eine weitere Brachfläche an der Nobelstraße sei laut Laun schwierig zu bebauen. „Hier soll ein unterirdischer See sein“, erklärt er. Die Gruppe war nach dem Rundgang um einige Eindrücke reicher. Auch in den letzten Tagen war die Initiative nicht untätig: „Wir waren am vorigen Donnerstag im Bauamt“, berichtet Patricia Fleischer. Mehr als 90 Minuten hätte sich die Bürgerinitiative unter anderem mit Senator Christian Müller beraten. „Wir haben gefordert, als Bürger mehr einbezogen zu werden, weil wir den Stadtteil besser kennen als Außenstehende“, so Fleischer. Für ihre Planungswerkstätten erhalte die Initiative von der Stadt organisatorische und materielle Unterstützung. „Inhaltlich bleibt aber alles in unseren Händen, damit die Bürger nicht beeinflusst werden.“ Gutachten mit 150 Seiten 3000 Unterschriften von Unterstützern sammelte die Bürgerinitiative „Südstadt lebenswert erhalten“ bereits im Sommer. 150 Seiten hat das Fachgutachten der Stadt, das bei den Südstädtern für viel Aufruhr sorgte. 200 Bürger buhten den Stadtplaner Ralph Möller aus, als dieser auf der Ortsbeiratssitzung Mitte August die Umgestaltungs-Analyse präsentierte. Nele Reiber

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