The Voice Andreas Kümmert live im Circus Fantasia in Rostock

Ein dunkles Sternenzelt, in der Ferne kreischende Möwen und eine unvergleichliche Stimme: Andreas Kümmert, Gewinner der dritten Staffel von „The Voice of Germany“, hat am Donnerstag sein Publikum im Kulturhafen Rostock begeistert. Er lässt die Musik für sich sprechen und beginnt den Abend ohne Moderation im Zirkuszelt mit seinem Song „Simple Man“. Mit sicherer, kraftvoller Stimme wird schon nach den ersten Takten klar: Dieser Sänger aus Gemünden am Main trägt zurecht seinen 2013 gewonnenen Titel. Mit einer Mischung aus eigenen Songs und zu eigen gemachten Coverversionen bekannter Lieder wie „You Are so Beautiful“ von Joe Cocker oder „Easy“ von den Commodores reißt er die ca. 100 Zuschauer mit. Über sein Leben nach „The Voice“: Vielen ist er vor allem durch seine Zeit bei „The Voice“ bekannt und als der Sänger, der den Vorentscheid für den ESC gewann und dann ablehnte. „Seit The Voice war meine Karriere ein ständiges Auf und Ab. Sobald einem die mediale Aufmerksamkeit entzogen wird, werden auch die Konzerte kleiner“, erzählt der 34-Jährige über sein Leben als Musiker im Gespräch mit der OZ. Doch er sei glücklich, wie es ist. Obwohl er von der ungewohnten Situation spricht, allein auf der Bühne zu stehen, füllt er den Abend mit seiner Stimme und seinen witzigen Moderationen. Sätze wie „Ich erzähle viel Blödsinn. Die Hälfte stimmt, Sie können sich aussuchen was …“ locken die Zuschauer aus der Reserve und bringen sie zum Lachen. Seine Version von „Rocket Man“: 23 Millionen Mal geklickt: Durch den Auftritt bei den Blind Auditions, der bei Youtube über 23 Millionen mal angeklickt wurde, wird Kümmert immer wieder mit dem Song „Rocket Man“ von Elton John in Verbindung gebracht. „Auch wenn es mir zum Hals raushängt, gebe ich mein Bestes“, sagt er mit einem Augenzwinkern, bevor er die Lippen schürzt und kräftige bis weiche Töne freilässt. Er wechselt spielerisch ins Falsett – zieht jedes Register. Doch mit seinem schwarzen T-Shirt von der amerikanischen Serie „Friends“ und seiner lockeren Art wirkt er jedoch nicht wie ein abgehobener Superstar, sondern wie ein Musiker zum Anfassen – irgendwie echt und ehrlich. Neues Album mit eigenem Label veröffentlicht: Wer ihn kennt, weiß: Andreas Kümmert hat seinen eigenen Kopf. Deswegen lässt er sich auch ein Attest gegen die Maskenpflicht geben und findet sein eigenes Album „Lost and Found“ blöd: „Es ist schlecht produziert. Es klingt, als hätte man versucht, damit ins Radio zu kommen“, so Kümmert. Sein im März diesen Jahres veröffentlichtes Album „Harlekin Dreams“ hat er deshalb auch bei seinem eigenen Label Vomit Records veröffentlicht. Von Universal Music hat er sich getrennt: „Die Musikproduktion des Labels war mir zu poppig“, erzählt der Sänger, der alle seine Songs selbst schreibt. Einiges an seinem Job als Musiker falle ihm schwer, da er seit 2015 unter Angststörungen und Depressionen leidet: „Ich habe mich oft eingeengt gefühlt.“ Trotzdem schafft er es, Menschen zu berühren. Ohne Brille – ganz in der Musik: Mit seiner Musik, die sich zwischen Blues, Rock, Singer-Songwriter und Funk bewegt, bringt er sein Publikum auch ohne Band im Schlepptau zum Jubeln. Sein rhythmisches und mit Melodien verziertes Gitarrenspiel zeigt, dass er nicht nur mit seiner Stimme umgehen kann. „Ich kann euch übrigens nicht sehen“, erzählt der Sänger zum Ende des Abends im Zirkus Fantasia. Er trage auf der Bühne keine Brille, um ganz in der Musik zu sein – und das hört man. In seiner Zugabe „Hallelujah“ von Leonard Cohen hat er den Tontechniker um eine Schippe Extra-Hall auf dem Mikrofon gebeten und ließ das Licht im Zirkuszelt ausschalten. Dadurch konnte seine Stimme in den letzten Minuten des Konzertes noch einmal besonders tief in die Ohren und Herzen der Zuhörer dringen. Lesen Sie auch Karl-Marx-Denkmal in Neubrandenburg mit roter Farbe beschmiert Veranstaltungen in Wismar: Tipps für das letzte Ferienwochenende Konzert von Maite Kelly in Rostock wegen Corona auf 2022 verschoben Von Nora Reinhardt