Tour durch ein vermummtes Land: Wie die Menschen in MV mit der Maskenpflicht umgehen

Es ist der erste Tag mit Maskenpflicht in Mecklenburg-Vorpommern – und bereits am Montag zeigt sich: Die Menschen halten sich an die neue Corona-Regel. Aber richtig glücklich über den Mund-Nasen-Schutz – nein, das ist niemand. Viele Menschen sehen die Maske in ihrem Alltag als Belastung. Eine Fahrt durch ein vermummtes Land. 9.40 Uhr, Stralsund: Beate Habelt macht Besorgungen in der Innenstadt, ihren Mundschutz hat sie unter das Gesicht geschoben, um Luft zu schnappen. Erst im nächsten Geschäft setzt sie ihn wieder auf: „Ich finde die Regelung in Ordnung und vertraue den Entscheidern. Man selbst kann nicht genügend einschätzen, ob das angebracht ist. Ich vertraue darauf, dass alles gut wird.“ Bürger nähen Masken selbst: 10.15 Uhr: Dörte Gaikowski war beim Optiker. Sie hat schon 40 Masken für Freunde und Familie genäht, erzählt sie. Denn die Dinger sind rar. Das Land besorgt für Landkreise und kreisfreie Städte nur eine Grundausstattung an Mund-Nasen-Schutz. Damit sollen insbesondere Schulen und Verkehrsbetriebe versorgt werden. Viele Bürger stellen sie deswegen selbst her. Die Stralsunderin trägt eine ihrer selbstgenähten Masken. Das macht sie gern, wenn sie dadurch helfen kann: „Wenn alle mitmachen, finde ich es gut. Man weiß nie, ob man selbst betroffen ist und kann so andere Menschen schützen.“ „Regelung hätte es schon früher geben müssen“: 11.30 Uhr, Greifswald: Vor der Drehtür des Elisen-Parks hat sich eine Schlange gebildet. An der Glasscheibe daneben steht es: „Maskenpflicht“. Gerd Fuhrmann reiht sich ein und das mit Maske, obwohl er von der Regelung nichts hält: „Das ist albern. Es wäre etwas anderes, wenn jeder einen guten Mundschutz tragen würde.“ Tücher oder selbst genähte Masken bringen nichts, meint der 65-Jährige. 11.35: Auch Angelika Lange will in das Einkaufs-Center. Vorschriftsgemäß setzt sie sich ihre Maske auf und nimmt einen Einkaufswagen: „Die Regelung hätte es schon viel früher geben müssen“, sagt die 63-Jährige. Die Verkäuferin aus Groß Kiesow hätte sich nach eigenen Angaben wohler gefühlt, wenn ihre Kunden schon vor Wochen einen Mundschutz getragen hätten. Maskenpflicht gilt auch für Wochenmärkte: 13 Uhr, Rostock: Viel Bewegung auf dem Doberaner Platz. Innerhalb der letzten Stunden hat Diana H., Verkäuferin auf dem Wochenmarkt, bereits einige Male aufklären müssen: „Es sind viele Kunden, die diskutieren und behaupten, dass die Regelung nur für die Geschäfte gelten würde“, erklärt sie. Die Vorschriften gelten aber auch für Wochenmärkte. Grundsätzlich sind die Verkäufer sogar dazu angehalten, die Ware an Kunden ohne Maske nicht zu verkaufen. 13.30: Im Barnstorfer Weg sind die Geschäfte offen. Die Rostockerin Irmgard Schenke hat sich soeben eine zweite Maske gekauft. Für sie ist die Angelegenheit eine Sache der Gewohnheit: „Ich war bereits in der Bibliothek und in der Drogerie. Dort hatte ich das Gefühl, dass die Verkäuferinnen angestrengt waren. Mir geht es genauso, denn das Atmen und das Sprechen ist mit der Maske ganz anders“, sagt sie. Einkaufen mit Maske schränkt Kunden ein: 14.30 Uhr, Neubukow: Die Kunden des Neubukower Supermarktes tragen alle Masken. Auch Anja Lange und ihr Sohn Vito. Dass sie sich daran gewöhnen wird, kann sich die 41-Jährige nicht vorstellen: „Die Luft ist schlimm und ich fühle mich dadurch eingeschränkt. Ich überlege mir, ob ich zukünftig seltener einkaufen gehe.“ 14.40: André Wolf war ebenfalls gerade einkaufen. Er beschreibt die Situation als ungewohnt: „Als Brillenträger ist es sehr schwierig, weil die Gläser immer beschlagen. Bevor wir uns aber alle noch mehr anstecken, ist es wohl besser so“, sagt er. Weniger Kunden im Supermarkt: 18.23 Uhr: Der erste Tag mit Maskenpflicht ist fast vorüber. Für den Supermarkt in Neubukow hatte die neue Regelung spürbare Auswirkungen. Laut dem Stellvertretenden Filialleiter Andy Rupp seien weniger Kunden im Geschäft gewesen: „Im Gegensatz zu den anderen Tagen war es sehr ruhig. Vor allem montags ist sonst mehr los.“ Immerhin: Er habe nur eine Kundin auf die Masken-Pflicht hinweisen müssen. Von Montag an gilt wegen der Corona-Epidemie in Mecklenburg-Vorpommern Maskenpflicht. Eine von der Landesregierung erlassene Verordnung schreibt das Tragen einer Mund- und Nasenbedeckung beim Einkaufen und bei Fahrten mit dem Öffentlichen Personennahverkehr vor. Neben Bussen und Straßenbahnen bezieht sich die Vorschrift auch auf Taxifahrten. Bei Nichtbefolgen droht ein Bußgeld von 25 Euro. Ausgenommen von der Pflicht sind Kinder, die noch nicht im Schulalter sind, und Menschen, die wegen einer Behinderung keine Maske tragen können. Lesen Sie auch: „Notwendig“ bis „diskriminierend“: Das denken Greifswalder über die Mundschutzpflicht Schäuble-Einwurf zu Corona-Maßnahmen: So kontrovers wird er in MV diskutiert Mundschutz, Abstand und neue Regeln: So lief der erste Tag in den Schulen Mundschutz kaufen: Das sind die aktuellen Angebote in MV Von Lena-Marie Walter