Trinkbrunnen und Wassersäcke: Rostock plant Maßnahmen gegen Hitzewelle

Endlich Sommer – die Temperaturen steigen und sollen in dieser Woche auch an der 30-Grad-Marke kratzen. Was Ferienkinder und Badegäste freut, sorgt in der Rostocker Stadtverwaltung eher für Kopfzerbrechen. Denn die Hitze stellt die Hansestadt auch vor einige Probleme. „2018 war das bisher wärmste Jahr, seit es Wetteraufzeichnungen gibt, 2019 nur knapp dahinter. Und es sieht so aus, als würde dieses Jahr auch wieder ähnlich werden“, sagt Rostocks Umweltsenator Holger Matthäus (Grüne). Für ihn gilt es, angesichts von Dürre und Rekordtemperaturen einen kühlen Kopf zu bewahren. „Wir sind dabei, uns mit einem Hitzeaktionsplan für die Folgen des Klimawandels zu wappnen“, sagt Matthäus. Vonseiten der Verwaltung bedeute das erst einmal viele Konzepte und Pläne, aber auch schon einige Maßnahmen, die bereits realisiert wurden oder deren Umsetzung gerade vorbereitet wird. Wassersäcke schützen die jungen Stadtbäume: „Zum Schutz unserer Stadtbäume haben wir beispielsweise Wassersäcke eingeführt“, sagt der Umweltsenator. 175 Stück wurden angeschafft, zwölf davon allerdings gleich in der ersten Nacht gestohlen. Ein Tankfahrzeug sorgt dafür, dass die Wassersäcke zur Versorgung immer ausreichend gefüllt sind. Auch an die Blumenbeete wurde gedacht. „Wir haben zum Beispiel in der Langen Straße und Am Strom in Warnemünde Bewässerungsanlagen installiert“, so Matthäus. Schließlich könne die Stadt nicht jeden Tag Personal mit Gießkannen losschicken, damit es in der City trotz Hitze schön blüht. Trinkbrunnen in der City und Klimaanlagen für die Straßenbahn: Aber nicht nur an die Natur wird gedacht, sondern natürlich auch an die Bevölkerung: „Es ist geplant, in der Stadt an viel frequentierten Stellen kleine Trinkbrunnen aufzustellen“, so der Umweltsenator. Darauf müssten Einheimische und Touristen allerdings noch einen Sommer warten – die Realisierung ist für 2021 geplant. „Auch in den Straßenbahnen, die wir neu anschaffen, wird es dann endlich Klimaanlagen geben“, blickt Matthäus voraus. Gerade im Sommer seien Busse und Bahnen „fahrende Treibhäuser“ – das soll sich künftig ändern. Lesen Sie auch: Rekord-Dürre in MV: Situation für Landwirte „besorgniserregend“ Altenheime, Schulen und Kindergärten mit Kühltechnik nachrüsten: Die regionalen Klimainformationen für die Hansestadt Rostock zeigen Matthäus zufolge, dass mit einem Anstieg von Sommertagen über 25 Grad Celsius sowie mit der Zunahme von Hitzetagen über 30 Grad gerechnet werden muss. Auch nachts wird es im Sommer immer wärmer. „Das führt auch zu gesundheitlichen Belastungen und Hitzestress“, sagt der Senator. Ziel des Aktionsplans sei es deshalb auch, öffentliche Schattenflächen zu erhalten beziehungsweise zu schaffen. „Es ist immer eine Frage des politischen Willens, aber man kann Flächen auch bewusst entwidmen, also der Wohn- oder Gewerbebebauung entziehen und für sogenannte Frischluftbahnen oder Baumneupflanzungen vorhalten“, sagt Matthäus. Auch Dach- und Fassadenbegrünung müsse weiter vorangetrieben werden. „Wir müssen auch unsere Pflege- und Altenheime sowie Schulen, Kindergärten und Kliniken mit ausreichenden Kühlungsmöglichkeiten nachrüsten“, nennt der Senator Themenfelder der Hitzeaktionsplanung. Warnow bietet ausreichend Nachschub an Trinkwasser: Dass die Rostocker im heißen Sommer ausreichend zu trinken haben, ist Aufgabe der kommunalen Versorgungsunternehmen. Im Verbandsgebiet des Warnow-Wasser- und Abwasserverbandes (WWAV) sichern elf Wasserwerke zuverlässig den Trinkwasserbedarf für rund 270 000 Einwohner. Das Wasserwerk Rostock – immerhin das größte in MV – nutzt dabei ausschließlich das Oberflächenwasser der Warnow, das aufwändig aufbereitet wird. „An einem Durchschnittstag verbrauchen die Rostocker rund 33 000 Kubikmeter Wasser – mit einberechnet die Einwohner, Gewerbe und Industrie“, sagt Nordwasser-Sprecher Peer Steinbrückner. Das bedeute einen Pro-Kopf-Verbrauch von 98 Litern und damit etwas weniger als der Bundesdurchschnitt, der 2019 bei 125 Litern lag. Nordwasser: Bisheriger Spitzenverbrauch am 17. Juni: Die trockene Witterung lässt den Verbrauch aber ansteigen. „So haben wir in der letzten Woche zwischen 34 000 und 44 000 Kubikmeter pro Tag ins Netz gespeist“, sagt Peer Steinbrückner. Auch die Rückkehr der Touristen hätte einen Anteil an diesen Spitzenwerten. Bedenklich wäre das aber nicht: „Das Rostocker Wasserwerk ist technologisch für derartige Verbräuche ausgelegt.“ Die Kapazität liege bei 50 000 Kubikmetern pro Tag – da gibt es aktuell noch ein bisschen Luft nach oben. Der bisher höchste Verbrauch dieses Jahres wurde von der Leitzentrale des Wasserwerkes am Mittwoch, 17. Juni, gemeldet. Mit 44 223 Kubikmetern haben die Rostocker an diesem Tag mehr als 11 000 Kubikmeter Wasser mehr verbraucht als gewöhnlich. „Im Vorjahr gab es im Zeitraum Juni bis August Spitzenwerte zwischen 42 000 und 43 700 Kubikmetern. 2018 wurde der Spitzenwert am 1. Juni erreicht – mit 45,5 Millionen Litern am Tag“, so der Nordwasser-Sprecher. Wasserbomben und Badespaß für die Zootiere: Auch der Rostocker Zoo braucht an heißen Tagen mehr Wasser – aber nicht in flüssiger Form. „Für unsere Eisbären und die Orang-Utans gibt es im Sommer fast jeden Tag Eisbomben mit Obst, Fisch oder Fleisch“, so Zoo-Sprecherin Maria Seemann. Das diene nicht nur der Erfrischung, sondern auch der Beschäftigung der Tiere. Rostocks drei Eisbären baden generell viel und ausgiebig. „Das ist auch bei sommerlichen Temperaturen nicht anders“, erklärt Pfleger René Schoknecht. Von Claudia Labude-Gericke