Trotz Lockdown: Warnemünder Gaststätte bietet Pommes und Sanddornsaft

Seit nunmehr 30 Jahren ist das Hotel und die Ausflugsgaststätte Wilhelmshöhe ein Familienbetrieb, der wie so viele Unternehmen der Branche aktuell vor einer der größten Herausforderungen steht. Während die meisten Gaststätten in der Region aktuell geschlossen haben, sind Imbiss und Pavillon auf der Terrasse des Hauses geöffnet und bieten den Spazierenden etwa Pommes und warmen Sanddornsaft. Ein durchdachtes Konzept macht es möglich. „Wir wollen uns nicht ständig um das drehen, was nicht geht. Wir schauen positiv in die Zukunft und nutzen die Möglichkeiten, die sich uns bieten“, sagt Katharina Soyk, während sie in ihrem leeren Restaurant sitzt und auf die Terrasse blickt. Auf dieser befinden sich ein Pavillon und ein Imbiss, aus denen ihre Mitarbeiter auch aktuell den vorbeiziehenden Menschen Pommes, Bratwurst, Kaffee und Sanddornsaft anbieten. Ein Wegeleitsystem auf der Terrasse: „Das ist ein reines Außer-Haus-Geschäft. Etwas anderes geht im Moment ja auch nicht“, sagt Soyk. Doch wie gelingt das? Gäste, die aktuell das Gelände betreten, werden über ein Ein- und Ausgangssystem geleitet. Bänke sind gesperrt, auch andere Sitzgelegenheiten befinden sich im Lager des Hauses. Überall wird auf die geltenden Abstandsgebote hingewiesen. „Wir haben auch extra die Imbisstheke und den Pavillon für den Verkauf geöffnet damit sich im Ernstfall nicht eine einzelne große Schlange bildet.“ An Wochenenden mit guten Wetter könne das nämlich vorkommen. Wer etwa am vergangenen Samstag vor Ort war, konnte auf Familien- und Kleinstgruppen treffen, die das Wetter bei einem Spaziergang genossen und auf der Terrasse von Wilhelmshöhe eine kleine Pause eingelegt haben. Lesen Sie auch Ostsee: 70-Jähriger stirbt nach Eisbaden in Warnemünde Abgase im Schiffsverkehr: Rostock bekommt erstes mobiles Messgerät Abbruch-Gefahr an Steilküste von MV: Wie sicher sind Spaziergänge? „Wir beobachten, dass die Leute sich an die Regeln halten, sie separieren sich und sind froh, dieses Ausflugsziel im Moment zu haben. Außerdem bleibt bei den derzeitigen Temperaturen eh niemand lange stehen“, sagt Soyk. Dass hier alles mit rechten Dingen zugehe, habe das Ordnungsamt seit Oktober auch bereits mehrfach geprüft. „Man hatte nichts zu beanstanden“, sagt Soyk. Laufkundschaft im Küstenwald: Plötzlich füllt sich die Terrasse. Eine Gruppe von Menschen mit Wanderstöcken ist soeben angekommen. „Wir machen das seit 20 Jahren. Jeden Dienstag wandern wir vom Leuchtturm nach Wilhelmshöhe und zurück“, sagt die ehemalige Physiotherapeutin Anne Wurl (82). Aufgrund der aktuellen Verordnung teile man sich für den Marsch in Zweiergruppen auf. Auf der Terrasse nutze man eine Weile zum Verschnaufen, bevor es zurück nach Warnemünde geht. Warum gerade Wilhelmshöhe das Ziel der Gruppe ist? Das Haus liege knappe 4 Kilometer westlich vom Rostocker Ostseebad und biete mit Hin- und Rückweg eine schöne Strecke. „Außerdem bekommt man hier dann noch warmen Sanddornsaft serviert“, sagt eine der Teilnehmerinnen. Nur heute sei man zu früh dran. „Leider macht der Imbiss jetzt immer erst um 11 Uhr auf“, sagt Wurl. Ein kostendeckendes Geschäft: Vielen knurre nach solch einem Marsch einfach der Magen, sagt Soyk. Daher biete man diesen Menschen im Rahmen der Verordnung auch aktuell eine Möglichkeit, sich zu stärken und die Notdurft zu verrichten. In den 30 Jahren, in denen das Haus sich in Verantwortung ihrer Familie befindet, habe der Imbiss 365 Tage im Jahr geöffnet gehabt. Lediglich im ersten Lockdown hatte man ihn für mehrere Wochen geschlossen. Man sei froh, den Menschen aktuell etwas bieten zu können. Die Verluste, die durch den Ausfall des Gaststätten- und Hotelbetriebes entstehen, könne man jedoch in keiner Weise auffangen. „Im Moment betreiben wir den Imbiss lediglich kostendeckend“, sagt die Hotelmanagerin. Aktuell überstehe man die Krise, in dem man an die lange angelegten Ersparnisse geht. „Außerdem befinden sich 23 unserer 28 Mitarbeiter in Kurzarbeit.“ „Wir schaffen das“: Dennoch ist die Chefin des Hauses überzeugt: „Wir schaffen das.“ Wie sie ihren Optimismus behält? „Ich bekomme ständig Feedback über Anrufe, E-Mails oder wenn ich beim Einkaufen erkannt werde. Die Leute freuen sich, dass wir im Moment noch etwas anbieten.“ Außerdem sei sie ständig damit beschäftigt, sich Ideen und Konzepte anzusehen, wie man langsam wieder den Normalbetrieb aufnehmen kann. „Ich suche ständig nach Lichtblicken.“ Was sich die Managerin aktuell wünscht? „Ich könnte mir vorstellen, dass wir in Regionen wie Rostock, in denen die Inzidenz beständig niedrig ist, die Maßnahmen anpassen.“ So sei es doch denkbar, zwischen 8 und 16 Uhr den Sanddornsaft auch mal wieder mit Rum zu servieren oder die Gastronomie generell wieder langsam zu öffnen. „Sonst treffen sich die Leute in ihren Kellern und dort kann man Infektionsketten nicht nachvollziehen.“ Von der Politik wünsche sie sich Lichtblicke und verlässliche Perspektiven. „Es ist wichtig, die aktuelle Negativspirale aufzuhalten.“ Von Moritz Naumann