Uwe Johnsons Privatbibliothek entzückt Forscher in aller Welt

Schriftsteller Uwe Johnson (1934-1984) war sicherlich ein Büchernarr. Rund 8500 Bände aus verschiedenen Themengebieten umfasste seine Arbeits- und Privatbibliothek. Dank der Uwe-Johnson-Gesellschaft und des Stifters Ulrich Fries befindet sich der Nachlass seit 2012 in Rostock. Seit gestern können sich Menschen auf der ganzen Welt ein Bild von den privaten Buchbeständen des berühmten Autors Johnson machen. „Alle Titel der Bibliothek sind in unser Internetportal eingelesen und kommentiert. Das heißt, weltweit kann jeder sehen, was wir für Bücher hier haben“, erzählt Bibliothekarin Julia Eisenhut von der Universität Rostock. Uwe Johnson gilt als einer der wichtigsten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein Hauptwerk „Jahrestage“ ist ein kritisches Zeugnis der deutschen Teilung, festgemacht am Schicksal seiner Romanfigur Gesine Cresspahl. Der Bedarf nach Literatur von und über Uwe Johnson ist steigend. „Seit der Eröffnung des Archivs haben wir mehr und mehr Anfragen“, erzählt Antje Pautzke von der Uwe-Johnson- Forschungsstelle. „Sechs Dissertationen laufen gerade.“ Zunehmend kommen diese Nutzeranfragen aus dem Ausland, aus Großbritannien, der Schweiz oder den USA. „Die Sammlung ist aber nicht nur für Literaturforscher interessant“, sagt Robert Zepf, Direktor der Uni-Bibliothek. „Wir sehen hier auch viele Zeitdokumente und seltene Drucksachen — über 1000 Werke sind bisher noch in keiner Bibliothek registriert.“ Im Nachlass seien viele Bücher über die Geschichte Mecklenburgs und seiner Studienstadt Rostock, aber auch Karten und Fahrpläne aus London, die der Autor für Recherchezwecke benötigt, erklärt Zepf. „Die wahren Schätze im Nachlass sind aber die sogenannten Provinienzen in den Büchern, das sind eigene handschriftliche Kommentare oder Widmungen von Vorbesitzern.“ Auf diesem Gebiet ist die Sammlung Johnson sehr ergiebig: Zum Entzücken der Forscher finden sich in 1400 Titeln eingelegte Zettel — Zeitungsausschnitte zum Beispiel oder persönliche Anmerkungen. Bekannte Autoren haben sich mit Widmungen verewigt, etwa Walter Kempowski oder Hannah Arendt. Die Sammlung befindet sich im Bücherspeicher am Rostocker Universitätsplatz, Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden genau überwacht. „Die meisten Papiersorten im Nachlass stammen aus den 60er Jahren und sind nicht immer hochwertig“, merkt Antje Pautzke an. „Daher ist unser nächstes Ziel, die Briefe Johnsons digital zu erfassen. Davon haben wir nämlich auch noch 12 000 Blatt.“ Bücherbestellungen aus dem Nachlass Uwe Johnsons funktionieren über das Suchwort „prv johnson“. • Internet: www.ub.uni-rostock.de Uwe Johnsons Bibliothek 8500 Bände umfasst die Bibliothek des Schriftstellers Uwe Johnson. Der Nachlass wurde der Universität durch die Uwe-Johnson-Gesellschaft überlassen. In der Sammlung finden sich Bücher über mecklenburgische Geschichte, Lyrik, aber auch Sachbücher und Landkarten. 1 Jahr arbeiteten die Bibliothekarinnen an der Archivierung der Werke aus Johnsons Besitz. Die größten Schätze sind die 1400 Bände, in denen sich Anmerkungen des Schriftstellers zum Text oder Widmungen finden. Auch ausgeschnittene Zeitungsartikel sind dabei. Anne Ziebarth

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