Verrückt, dieses Haus: Bauplan für Hohe Düne

Eine Wohnung wolle er selbst beziehen. Für die drei anderen gebe es zwar Interessenten, verkauft habe er aber noch keine. Mit behördlichen Einwänden angesichts der sehr eigenwilligen Architektur rechnet Borgwardt nicht. „Der Grundriss ist auch dem Zuschnitt des Grundstücks geschuldet“, sagt er. Außerdem bestehe von Seiten der Stadt der Wunsch, an diesem Standort anspruchsvolles Wohnen zu ermöglichen, „und ansonsten bewegen wir uns innerhalb der Parameter, die der Bebauungsplan dort vorsieht“. Jürgen Dudek (62), Vorsitzender des zuständigen Ortsbeirats, bezeichnet den Entwurf als „gewöhnungsbedürftig“. Er habe ihn sofort an die Terrassenhäuser von Evershagen erinnert. „Ich kann mir vorstellen, dass es Leute gibt, die dieses Gebäude befürworten werden“, sagt er allerdings. Vor dem Hintergrund, dass futuristische Architektur in Rostock in der Diskussion oft aber auch zerrissen wurde, denke er, „dass es ebenso viele Kritiker geben wird“. Vorbild für Borgwardt seien keinesfalls die vielen nach 1990 in Rostock entstandenen Gebäude gewesen, die in ihrem Aussehen maritime Elemente aufweisen. „Darauf, dass das Ganze wie ein Schiffsbug aussieht, haben mich erst Freunde gebracht“, erzählt der Architekt. Er selbst sei großer Fan des aus Binz stammenden Bauingenieurs Ulrich Müther (1934 bis 2007), der Hyparschalengebäude wie den Teepott, die neue Christuskirche in Rostock, aber auch interessante, zum Teil spektakuläre Gebäude in Potsdam, Wolfsburg und Berlin entworfen hat. Sogar in Kuwait, Stettin und Havanna trägt Architektur Müthers Handschrift. Borgwardt, der bislang auch in Berlin und auf Sylt gearbeitet hat, sich aber schon länger von Rostock angezogen fühlt, sieht den Bebauungsplan für Hohe Düne als einen Glücksfall. „Er ist so großzügig, dass man sich tatsächlich verwirklichen kann“, so der Schweriner. Das geplante Gebäude taufte er auf den Namen „Haus Futurark 1“. Die meisten Wände will er als Stahlbetonkonstruktionen errichten, was auch ermöglicht, weitestgehend individuelle Zuschnitte nach Wunsch der Wohnungskäufer umzusetzen. Der lichtdurchflutete Wohnbereich wird eine besonders energiesparende Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung und für alle Fenster elektrisch betriebene Außenjalousien erhalten. Das Grundstück, auf dem „Futurark 1“ entstehen soll, befindet sich auf dem Nordende des B-Plan-Gebiets in unmittelbarer Nähe der großen Tiefgarage, die sich auf dem Freigelände neben dem Zaun des Marinestützpunktes befindet. Als Kaufpreis für eine 122 Quadratmeter große Wohnung wird auf einem Internet-Immobilienportal die Summe von 359 000 Euro genannt, was einem Quadratmeterpreis von 2950 Euro entspricht. • Netz: www.futurarc.de Müther in Rostock Die Bauten, die Müther zum Teil gemeinsam mit anderen namhaften Architekten und Planern ersann, zeugen in Rostock auch heute noch vom Mut und den Visionen der architektonischen Moderne. Die Mehrzweckhalle in Lütten Klein entstand 1968 und ist nach ihrer Sanierung ein modernes Einkaufszentrum. Die Gaststätte Kosmos (1970) in der Südstadt ist 1991 im Mütherschen Sinne weiterentwickelt worden. Im Messegelände Schutow: Ein Müther-Bau von 1966 ist heute Autohaus. Achim Treder

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