Verschläft die Stadt ihr großes Jubiläum?

Es soll die Party schlechthin werden: der 800. Rostocker Stadtgeburtstag im Jahr 2018. Ein ganzes Jahr lang will die Hansestadt sich und ihre Geschichte feiern. Gleich im Anschluss zelebriert die Uni ihr 600-jähriges Bestehen. Doch bei den Vorbereitungen hapert es. Der extra einberufene „Arbeitsstab 800“ hat zuletzt vor eineinhalb Jahren getagt, eine Projektkoordinatorin musste noch vor der heißen Phase wieder gehen. Rostocker Historiker schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Ideen gibt es viele. Ein klassischer Stadtrundgang, Sonderausstellungen zum Jubiläum und zur Stadtgeschichte, Videoprojekte, Schautafeln an 77 Orten der Stadt — insgesamt 39 Vorschläge habe man gesammelt, teilt Stadtsprecher Ulrich Kunze mit. Diese würden nach der Bedeutung sortiert. Auch die bundesweiten Archivtage und der Hansetag der Neuzeit werden erstmals in Rostock stattfinden. Vom Stadtbild her soll sich Rostock ebenfalls verändern: Mittelmole, Neuer Markt, Stadthafen — erste Veränderungen sollen 2018 erkennbar sein. Es sei richtig, dass sich der Arbeitsstab seit Sommer 2013 nicht mehr getroffen habe. „Aber es ist nicht so, dass gar nichts passiert ist in dieser Zeit.“ Ein Mitglied des Arbeitsstabs ist der Historiker Jochen Lehmann. Er mahnt: „Es ist nicht mehr viel Zeit.“ Seit Juli 2013 hat er nichts Neues mehr von den Planungen gehört. Natürlich sei heute vieles einfacher zu organisieren als noch vor Jahren. Dennoch hält Lehmann einige Vorhaben und Projekte nicht mehr für umsetzbar. „Als sich der Arbeitsstab im März 2013 konstituiert hat, war alles realistisch. Nun sind einige Wünsche nur noch Illusionen.“ Jochen Pfeiffer von der Societät maritim sieht den Geburtstag ebenfalls kritisch: „Da wird immer nur geredet. Es muss endlich was passieren und Dampf gemacht werden.“ Dass Fahrt aufgenommen werden muss, darin sind sich alle einig. In den nächsten Tagen wolle man über Zuständigkeiten sprechen. Und auch Kunze gibt zu: „Wir werden zu Strukturen kommen müssen.“ Unerlässlich seien da zwei geplante Stellen im Haushaltsplan. „Bisher haben es alle Beteiligten zusätzlich und nebenbei gemacht. Jeder weiß, dass es so nicht funktioniert“, sagt Kunze. Ein Musical in acht Bildern — das ist die Idee vom Stadtführerverein, der bei den Planungen zum Stadtjubiläum mitwirkt. „Jedes Bild soll zeigen, was in hundert Jahren in der Stadt passiert ist“, sagt Vorsitzender Klaus Armbröster, der auch schon im Gespräch mit der Hochschule für Musik und Theater war. Als Premiere sei der 24. Juni 2018 vorgesehen. Der Tag, an dem Rostock vor 800 Jahren Stadtrecht erhielt. Weiterer Vorschlag: Die einzelnen Stadtteile könnten Beiträge kreieren. Aber: „Das muss koordiniert werden, daran mangelt es. Die verlorene Zeit kann man nicht mehr einholen“, sagt Armbröster. „Die Stadt muss initiativ werden und erste Schritte einleiten.“ Ähnlich sieht das Kristin Nölting von der Pressestelle der Universität: „Wir planen mit der Stadt zusammen, denn ein Doppeljubiläum in dieser Art ist einzigartig. Es wird Zeit, dass Fahrt aufgenommen wird.“ Zusammen mit Sprecherin Jana Powilleit übernimmt sie ab sofort die Koordination für das Jubiläumsjahr an der Uni. Grund: Der Vertrag von Projektleiterin Andrea Bärenreuther wurde nach zwei Jahren nicht verlängert. „Manchmal funktioniert es nicht so gut, wie es soll“, so Nölting. Bei null würde die Projektgruppe aber nicht anfangen. „Wir haben einiges in petto, aber es ist noch nichts spruchreif.“ Geplant seien Ausstellungen, Publikationen und Filmprojekte. Zeitdruck hätten sie noch nicht. Hilfe bräuchten sie aber. Daher werden auch dort zwei Mitarbeiter gesucht. Die Ausschreibung soll bald erfolgen. Zum ersten Mal: Die Bundesdeutschen Archivtage Premiere für die Hansestadt und für ganz Mecklenburg-Vorpommern: Zum ersten Mal seit 1899 findet im Jahr 2018 der deutsche Archivtag im Nordosten statt. Archivare und Historiker aus ganz Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland kommen nach Rostock — 600 bis 800 an der Zahl, erzählt Rostocks Stadtarchivar Karsten Schröder. Ende Januar gebe es ein Treffen mit dem Veranstalter und der Stadt Rostock, um die ersten Planungen aufzunehmen. Tagen werden die Archivare dann in der Stadthalle. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Die Planungen hierfür laufen laut Schröder losgelöst von den restlichen Planungen für den 800. Rostocker Stadtgeburtstag. Es ist nicht mehr viel Zeit. Einige Vorhaben und Projekte sind jetzt nicht mehr umsetzbar.“Jochen Lehmann, Mitglied der Planungsgruppe Sophie Pawelke und Anja Levien

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