Bühne frei: Politik im Endspurt zur Zukunft des Theaters

Mit Hochdruck wird auf allen politischen Bühnen die Diskussion zur Zukunft des Volkstheaters in der Bürgerschaft am 25. Februar vorbereitet. Vier oder zwei Sparten, weg mit Musiktheater und Tanz oder Schauspielverträge nicht verlängern und Produktionen einkaufen? Auf jeden Fall sparen — das ist der Grundtenor aller Vorschläge. Die „Initiative Volkstheater“ will bereits am 24. Februar für vier Sparten demonstrieren. Das letzte Wort spricht die Bürgerschaft, und die wird gerade in alle Richtungen gebrieft. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn dieser Tage werden 14 Briefe von namhaften Unterstützern jedes Bürgerschaftsmitglied erreichen. So von SPD-Politikerin und Greenpeace-Mitbegründerin Monika Griefahn, von mehreren Intendanten deutscher Bühnen, von Schauspieler Christian Wolf. „Außerdem haben wir sechs Videos, in denen Prominente sich für ein Vier-Spartentheater in Rostock aussprechen“, sagt Jan-Ole Ziegeler von der Initiative Volkstheater und zählt Marteria, Charly Hübner, Corinna Harfouch, Devid Striesow, Peter Bause, Francisco Jacier Medina auf. Bei der Kundgebung haben die Organisatoren das Motto „Rostock tanzt — von Marteria bis Mozart“ ausgegeben. Zusatz: „Freuden- oder Totentanz“. Auch Walzertakte würden aufgelegt. Briefe und Videos werden auch Oberbürgermeister Roland Methling (UFR) und Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) zugestellt. Beide Verfechter der Spartenschließung haben nach OZ-Informationen gestern Abend alle Fraktionen der Bürgerschaft zu einem Theater-Treff ins Hanse-Sail-Büro geladen. Linke und Rostocker Bund blieben draußen. „Es ist feige, sich nicht mit den Autoren von Alternativvorschlägen auseinanderzusetzen“, kritisiert Sybille Bachmann vom Rostocker Bund. Sie hat eine Idee eingebracht, die anstelle der Spartenschließung eine Änderung der Produktionsform bei Bedarf vorsieht. „Also nicht dichtmachen und woanders einkaufen, sondern hier produzieren und Angebote weiterverkaufen“, sagt Bachmann. Methling und Brodkorb reagierten gestern auf eine OZ-Anfrage nicht. Die Linken lehnen die Theaterpolitik des Landes ab. Deshalb sieht Fraktionschefin Eva-Maria Kröger die Nichteinladung eher gelassen. Als Aufsichtsratsvorsitzende des Theaters habe sie ruhig und konstruktiv versucht, „den politischen Raum in die Lage zu versetzen, eine vernünftige Entscheidung zu fällen, die dem Theater guttut“. Eine Extra-Lektion zum Theater soll die SPD-Fraktion am 20. Februar vom Minister persönlich erhalten. Dabei ist Widerspruch programmiert, denn die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Christine Lucyga hat ganz sicher den offenen Brief des Theaterfördervereins dabei, der davor warnt, die „kulturelle Attraktivität der Stadt zu Disposition“ zu stellen. Von Mozart bis Marteria „Rostock tanzt“ am Dienstag, 24. Februar, ab 17 Uhr auf dem Neuen Markt in Rostock. Von Mozart bis Marteria reiche das Spektrum dieser besonderen Kundgebung, zu der die „Initiative Volkstheater“ aufruft. Sechs Videobotschaften von prominenten Künstlern, die zuvor an die Bürgerschaft, den Oberbürgermeister und die Kultusminister verschickt wurden, werden öffentlich gezeigt. Zudem werden prominente „Überraschungsredner“ erwartet, wie die Organisatoren ankündigen. Es werde Musik aufgelegt vom Walzer bis zu Marterias „Mein Rostock“ und dann sollen die Hansestädter auf dem Marktplatz tanzen: Toten- oder Freudentanz. Doris Kesselring

Stadtmitte - Bühne frei: Politik im Endspurt zur Zukunft des Theaters