Bürgerbegehren zum Volkstheater im Mai

Die Rostocker sollen voraussichtlich im Mai über die Zukunft des Volkstheaters abstimmen. Sybille Bachmann (Rostocker Bund) geht davon aus, dass die Bürger parallel mit dem Bürgerentscheid zu den Olympischen Spielen entscheiden könnten. Zurzeit wird das Bürgerbegehren, das von Linken und Rostocker Bund initiiert wird, von Anwälten geprüft. Danach soll laut Bachmann das Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern sein Okay geben, bevor 4000 Unterschriften gesammelt werden müssen. Eine Mehrheit aus SPD, Grüne, CDU und UFR/FDP hat ein „funktionelles Vier-Spartenhaus“ beschlossen. Schauspiel und Orchester sollen eigenständig produziert, Tanz- und Musiktheater hingegen in Kooperation realisiert werden. „Ich halte den Beschluss weder rechtlich noch wirtschaftlich für umsetzbar“, sagt Sybille Bachmann. Sie schrieb an das Innenministerium, den Beschluss zu prüfen. Dieses sieht jedoch keinen Grund für eine Beanstandung, da keine Rechtsverstöße vorlägen. Derweil hat sich Schauspieler Armin Mueller-Stahl kritisch zur aktuellen Theatersituation in Rostock geäußert. „Ich freue mich nicht über diesen massiven Einbruch, was Kultur angeht“, sagte der 84-Jährige, der am Freitag im Großen Haus gastierte. „Wenn wir die Kultur aus Deutschland entfernen, dann entfernen wir die Substanz in Deutschland.“ In einer Videobotschaft appelliert er an die Politik und steht damit in einer Reihe von Prominenten, die sich für den Erhalt des Vier-Sparten-Theaters einsetzen, darunter Charly Hübner (Polizeiruf), Peter Sodann (Tatort) und Rapper Marteria. Auch aus Frankreich erhält das Volkstheater Unterstützung. Die gebürtige Rostockerin Katharina Coucke lebt jetzt in der Champagne. In den 70er Jahren trainierte sie die Kindertanzgruppe des Volkstheaters. „Aus der kindlichen Begeisterung entstand mein Berufswunsch. Ich ging an die Staatliche Ballettschule Berlin und wurde Balletttänzerin. Inzwischen kann ich auf eine dreißigjährige künstlerische Karriere als Tänzerin und Artistin zurückblicken“, schreibt Katharina Coucke, die den geplanten Abbau von Musik- und Tanztheater bedauere und hofft, dass diese Entscheidung noch geändert werden könne. „Musik- und Tanztheater haben ein sehr großes Potenzial, Menschen emotional zu berühren und auf die großen Themen unserer Zeit aufmerksam zu machen. Gerade Musik und Tanz sprechen vor allem junge Leute an, hier liegt eine große Chance für die kulturelle Erziehung und Bildung.“ • Beitrag mit Video: QR-Code scannen oder unter www.ostsee-zeitung.de Theaterbesucher zeigen dem Bildungsminister die rote Karte Theaterbesucher wollen am Sonnabend vor Vorstellungsbeginn um 19.30 Uhr Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) die rote Karte zeigen. Dieser möchte die Theaterlandschaft in MV neu strukturieren. Das Netzwerk TheaterLeben, ein Verbund aus Theaterfördervereinen, Gewerkschaften und einer Bürgerinitiative, hat die Aktion ins Leben gerufen, die in fünf Städten in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden soll. „Wir halten die Reformpläne für verfehlt. Es ist nie argumentiert worden, was danach besser sein soll“, sagt Antje Jonas, Vorsitzende des Vereins Freunde und Förderer Volkstheater Rostock, der sich im Netzwerk engagiert. „Seit zwei Jahren haben wir sehr viel Druck und Ignoranz erlebt.“ Deshalb wolle das Netzwerk wie im Fußball die rote Karte zeigen. Anja Levien

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