Volkstheater lässt Toleranz vom Stapel

Intendant Sewan Latchinian beginnt schon kräftig, die Werbetrommel für den Auftakt der 121. Spielzeit am Volkstheater zu rühren. Die startet zwar erst am 26. September mit dem „2. Stapellauf Toleranz“, aber ab sofort können die Tickets dafür gekauft werden. Die erste Eintrittskarte überreichte Latchinian gestern vor dem Barocksaal Wolfgang Nitzsche (Linke). Der Bürgerschaftspräsident erwartet, dass Latchinian wieder mit dem gleichen Schwung in die neue Spielzeit geht wie vor einem Jahr. Dieser Schwung sei durch seinen erzwungenen „Kurzurlaub“, wie es der Intendant nennt, schon ein wenig ausgebremst. Drei Inszenierungen am Stück erwarten die Besucher, der Stapellauf fällt jedoch kleiner aus, als es Sewan Latchinian sich vorgestellt hatte. Ursprünglich sollten sieben Stücke bei diesem Theaterspektaktel zu sehen sein. Genau als der Stapellauf hätte geplant werden müssen, war der Intendant entlassen und dann einige Wochen später wieder eingestellt worden. In dieser Zeit wurde ein Teil von Latchinians Plänen einkassiert. „Alles war jetzt nicht mehr möglich, aber es gab auch neue Ideen.“ Das gefundene Programm sei nun ein Kompromiss für ihn. Sewan Latchinian ist es angesichts einer möglichen Schließung von Musik- und Tanztheater wichtig, noch einmal ausdrücklich zu betonen, dass wieder alle vier Sparten des Volkstheaters an der Produktion des Stapellaufs beteiligt sind. Der Intendant weiß genau, dass in den nächsten Monaten die ersten Weichen für das von der Bürgerschaft beschlossene 2+2-Sparten-Modell, mit der Aufgabe der eigenständigen Tanz- und Musiktheater-Abteilungen, gestellt werden sollen. „Das ist eine spannende Frage, die in der nächsten Spielzeit endgültig zu klären ist“, so Sewan Latchinian. Mehr sagte er dazu gestern nicht. Für den Stapellauf inszeniert der Intendant selbst Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“. Danach folgt das Tanztheaterstück „Le Sacre du printemps — Das Frühlingsopfer“ von Igor Strawinsky in einer Choreografie von Katja Taranu. Zum Abschluss gibt es ein Liebeslieder-Programm mit Sängern und Schauspielern des Theaters sowie den Musikern der Norddeutschen Philharmonie. Den ganzen Stapellauf hat das Volkstheater mit Toleranz überschrieben. Das Motto wählte es, weil das wichtig sei und dabei aktuelle gesellschaftliche Probleme thematisiert werden, angesichts der zahlreichen Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. „Dabei geht es auch um die Auseinandersetzungen mit der Rolle als Einwanderungsland“, sagt Latchinian. Beim Motto Toleranz für seinen zweiten Stapellauf hat der Intendant aber auch die Situation des Volkstheaters in der Hansestadt und die Debatten der vergangenen Monate im Blick. „Wie viel Kultur wird nicht mehr toleriert, weil sie etwas kostet?“, fragt Sewan Latchinian. Drei Inszenierungen Beim 2. Stapellauf sind am 26. September drei Inszenierungen zu sehen: Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“ (Regie Sewan Latchinian), das Tanztheaterstück „Le Sacre du printemps — Das Frühlingsopfer“ von Igor Strawinsky (Choreografie Katja Taranu) und ein Liebeslieder-Programm mit Sängern sowie Schauspielern des Theaters und der Norddeutschen Philharmonie. Tickets im Servicecenter der OSTSEE- ZEITUNG, Richard-Wagner-Straße 1a, Telefon 01802/381367 Thomas Niebuhr

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