WM-reif: Liebherr-Azubis schweißen ums Brasilien-Ticket

Gestern Mittag gegen 13 Uhr: Es sind die wohl aufregendsten zehn Minuten für Thorben Richter und Marven Vöge (beide 20). Nach mehr als sechs Stunden Arbeit muss ihr frisch zusammengeschweißter Stahlbehälter zur Druckprobe. Die beiden Auszubildenden der Liebherr-Akademie sind zwei von insgesamt sechs Männern, die am deutschen Vorentscheid der Weltmeisterschaft „Worldskills“ im Schweißen teilnehmen. Für den Besten geht es im August nach Brasilien. Heute fällt im Überseehafen die Entscheidung — und die Chancen für die beiden Rostocker stehen sehr gut. Kritisch werden die einzelnen Behälter beäugt. Fünf verschiedene Schweißtechniken müssen die Männer anwenden. „Die Naht kann noch so gut aussehen. Wenn sie nicht dicht ist, bringt es gar nichts“, weiß Vöge. Er habe sich beim Schweißen auf sich und seine Arbeit konzentriert. Nur in den Pausen oder ganz früh morgens hätte er einen Blick auf die anderen geworfen. Auch der Behälter von Vöge sieht gut aus. Ob er hält? Nachdem die Behälter mit Wasser befüllt sind, wird nach und nach ein Druck aufgebaut — bis zu 65 bar. Ausbilder und die Jury schauen gespannt, überprüfen jeden Zentimeter. Dann die Erleichterung — kein Wasser tritt aus, keine Blasen sind zu sehen. Der Behälter ist dicht. Sowohl der von Vöge als auch der von Richter. 60 Punkte werden ins Protokoll eingetragen. Bei den anderen Teilnehmern sieht es nicht so gut aus. Die Druckprobe ist nur eine von insgesamt 31 Kriterien, die bestanden werden müssen. Aber durchaus eine der wichtigsten, wie Hans-Jörg Herold von Worldskills erklärt. Er ist als Experte für das Schweißen zuständig und betreut den dreitägigen Wettbewerb in Rostock. „Vielleicht ist es der Heimvorteil, der geholfen hat.“ Maximal sind 1500 Punkte zu vergeben. Sichtlich stolz ist Ausbilder Jörg Neumann. Noch ist zwar nichts entschieden, doch dass die Behälter seiner Jungs als einzige dicht sind, lässt ihn ein wenig triumphieren. „Sie haben höchstes handwerkliches Können bewiesen.“ Schon einmal habe er Vöge und Richter bei einem Wettbewerb ins Rennen geschickt. „Sie sind einfach gut in dem, was sie tun, und das sehen wir.“ Verschiedene Firmen wurden im Vorfeld von der Worldskills angefragt. Die Teilnahme am Vorentscheid bedeute viel Arbeit und Vorbereitung, nicht nur für die Schweißer. Ohne Unterstützung der Betreibe sei das nicht möglich, sagt Ralf Harder, Ausbildungsleiter an der Liebherr-Akademie. Doch am Ende würde es sich mehr als lohnen. „Die Teilnehmer lernen unter extremem Stress zu arbeiten, Teamgeist und im besten Fall Auslandserfahrung. Leider kapieren das einige Firmen noch nicht“. Heute am frühen Nachmittag steht fest, ob einer der Liebherr-Azubis im August nach Sao Paulo reist. „Das wär‘ was“, sagt Richter. Obwohl sie Konkurrenten sind, würden sie sich beide den Sieg gönnen. „Ich glaube, dass wir gute Chancen haben“, sagt Vöge. 45 verschiedene Berufe 45 verschiedene Wettbewerbsdisziplinen gibt es bei der Berufsmeisterschaft „Worldskills“, welche alle zwei Jahre stattfindet. Beim deutschen Vorentscheid im Schweißen nahmen sechs Männer teil. 21 Jahre — älter dürfen die Teilnehmer des Wettbewerbs nicht sein. Neben unterschiedlichen Schweißverfahren an Baustahl, hochlegiertem Stahl und Aluminium musste ein Druckbehälter gebaut werden, der 65 bar aushält. Sophie Pawelke

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