„Warneminner Ümgang“ droht das Aus

Der „Warneminner Ümgang“ ist in Gefahr: Schon lange können nicht mehr alle männlichen Rollen für das an die Warnemünder Geschichte erinnernde Sommerspektakel besetzt werden. Statt der mindestens zwölf Männer, die gebraucht werden, stehen für dieses Jahr nur noch zwei bereit. „So geht das nicht“, sagt die Vorsitzende des Warnemünder Trachtengruppenvereins, Karin Scarbarth (67). In einem Hilferuf bittet sie die Warnemünder — und ausdrücklich auch die Neu-Warnemünder — um Hilfe. Auch ein Brautpaar werde gebraucht. Doch junge Leute, die wenigstens für diesen einen Tag in die prächtigen Warnemünder Hochzeitstrachten schlüpfen wollten, gebe es nicht, sagt sie enttäuscht. Krankheit, Schlaganfälle und auch der Tod: Einst zählte die 1976 gegründete Warnemünder Trachtengruppe über 60 Mitglieder. Dazu gab es noch bis 2010 eine Kindergruppe. Jetzt sind es gerade 30 aktive Mitglieder, fast alles Frauen, die die alten Warnemünder Trachten und Tänze ihn Ehren halten. Noch im Herbst vergangenen Jahres war bei den regelmäßigen Proben auch Gründungsmitglied Gert Düffert mit dabei, der beim „Warneminner Ümgang“ zum jährlichen Auftakt der Warnemünder Woche Anfang Juli oft die historische Figur des Wuurdhollers verkörperte. Er starb im November des Jahres 75-jährig. Für Karin Scarbarth sind das nicht nur die einfachen Nachwuchssorgen, die jeder Verein im Land hat. Sie sieht tatsächlich die Traditionspflege in Gefahr, nicht nur in Warnemünde. „In ganz Mecklenburg-Vorpommern gibt es Probleme, die sich auch darin zeigen, dass es keinen Landesheimatverband mehr gibt“, bedauert sie. Seit der Verband in Insolvenz gehen musste und auch der Neustart im Sommer 2014 misslang, gebe es keine Dachorganisation mehr für die Trachtengruppen. Unterstützung von der Landesregierung gebe es ebenfalls nicht. Derzeit gibt es Überlegungen bei der Warnemünder Trachtengruppe, sich dem Landesverband Schleswig-Holstein anzuschließen. „Es geht ja auch darum, zu Tanz- und Trachtentreffen eingeladen zu werden“, begründet Karin Scarbarth. „Jedenfalls haben wir auf unsere Anfrage eine positive Antwort aus dem Nachbarland.“ Für den „Warneminner Ümgang“, der auch in diesem Jahr wieder Tausende Touristen nach Warnemünde locken soll, ist das jedoch ohne Bedeutung. „Wir brauchen jetzt Unterstützung“, sagt die Vereinschefin. „Gesucht werden neue Mitglieder, vor allem Männer.“ Mitbringen müssten sie nur Lust und Laune. „Niemand muss Angst haben, dass er gleich lostanzen muss“, sagt Scarbarth. Das wäre natürlich ideal, denn in über 30 Auftritten pro Jahr sind auch die tänzerischen Fähigkeiten der Trachtengruppe gefragt. Zuerst gehe es aber wirklich nur um dem „Warneminner Ümgang“ — der auch in diesem Jahr am ersten Sonnabend im Juli stattfinden soll. Gesucht werden ein Wuurdholler, Öllermänner und ein Brautpaar. Karin Scarbarth: „Die brauchen auch gar nicht wirklich verheiratet zu sein.“ Warneminner Ümgang Historischer Hintergrund des „Warneminner Ümgangs“ ist der Verkauf Warnemündes durch Heinrich den Löwen an die Hansestadt Rostock im Jahre 1323. Seither bestimmte das Rostocker Gewett (Senat) das Leben der Warnemünder. Alle zwei Jahre wählten die Einwohner 13 Bürger (Öllermänner), welche die Interessen der Warnemünder gegenüber dem Gewett vertraten. Die Öllermänner wählten aus ihrer Mitte den „Wuurdholler“ als Vorstand und zeigten sich danach beim Umgang den Bewohnern. Kontakt: Warnemünder Trachtengruppe, Karin Scarbarth, ☎ 0381 / 54217; Proben: montags, 19 Uhr, Feuerwehr, R.-Wagner-Straße Klaus Walter

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