Warnemünde/Markgrafenheide: Bäderdienst zieht Bilanz

Es war keine gewöhnliche Saison, in der Philip Draheim seinen ersten Bäderdienst für die Landespolizei in Warnemünde und Markgrafenheide abgeleistet hat. Ganz im Gegenteil: Corona hat alle Großveranstaltungen verhindert und im Gegensatz zu seinem vorherigen Einsatzgebiet – er war als Bereitschaftspolizist Teil einer Hundertschaft, die bei Demonstrationen und auch Risiko-Fußballspielen zum Einsatz gekommen ist – sei der Dienst in Warnemünde relativ ruhig verlaufen – wäre da nicht diese mysteriöse Diebstahlserie gewesen. Es war der 5. August um 13 Uhr: „Ich war gerade im Dienst und es war wirklich verrückt. Innerhalb von wenigen Stunden wurden sechs Diebstähle von E-Bikes gemeldet“, sagt Draheim. Los ging es mit einer Meldung vom Warnemünder Strand. Ein Besucher, der genug Sonne getankt hatte, wollte sich wieder auf sein E-Bike schwingen, doch musste feststellen, dass dieses nicht mehr vorhanden war. Er informiert die Polizei. Draheim und seine Kollegen rücken aus. Eine Schnipseljagd durch Warnemünde: „Kurze Zeit später meldete sich der Herr wieder. Er hat das Rad vor einem Restaurant wiedergefunden“, sagt Draheim. Doch ihm und seinen Kollegen blieb keine Luft, um durchzuatmen. „Im Halbstundentakt klingelte das Telefon. Immer wieder meldeten Menschen, dass ihnen das E-Bike gestohlen wurde.“ Die Polizei rückt mit zwei Streifen aus, um die potenziellen Diebe einzukesseln. „Das war wie eine Schnipseljagd“, sagt Draheim. Doch die Diebe konnten nicht gefasst werden. „Warnemünde war voll und es konnten nirgendwo Zeugen ausgemacht werden“, erinnert sich der Polizist an diesen 5. August. Die Vermutung: In einer konzentrierten Aktion waren professionelle Diebe im Ostseebad auf Plündertour. Die am Strand weilenden Fahrradbesitzer hätten dann erst zu spät ihren Verlust bemerkt. Fahrraddiebstähle in Warnemünde auch neben der Saison: Die Pressestelle der Polizei macht zwar deutlich, dass während des diesjährigen Bäderdienstes die angezeigten Fahrraddiebstahldelikte im Vergleich zum Vorjahr gesunken, jedoch in der Nebensaison gestiegen sind. „Dabei ist zu sagen, dass der größere Anteil von Fahrraddiebstählen in Warnemünde zu verorten ist.“ Konkrete Zahlen wolle die Polizei hier jedoch nicht nennen. Wie sich der Dienst von Philip Draheim im Rahmen der Corona-Pandemie darstellen lässt? „Es gab ja keine Großveranstaltungen. Die Port Partys, die Warnemünder Woche und die Hanse Sail sind ausgefallen. Das Einsatzgeschehen hat sich dementsprechend in Grenzen gehalten.“ An die geltenden Verordnungen und Richtlinien habe sich ein Großteil der Besucher gehalten. Im Gegensatz zum Vorjahr konnte der Kommunale Ordnungsdienst der Hanse- und Universitätsstadt Rostock eine wesentlich höhere Zahl an Ordnungswidrigkeiten feststellen. Während es 2019 lediglich sieben Anzeigen gab, waren es in dieser Saison 109, alleine 28 davon seien den Corona-Verordnungen zuzuordnen. Dabei handelte es sich in der Regel um die Feststellung von Tagestouristen, denen die Anreise nach MV eigentlich noch untersagt war. Insgesamt sind die Mitarbeiter des (KOD) 568 Mal im Einsatz gewesen, 198 Mal davon mit Unterstützung der Polizei. Am häufigsten wurden dabei Verstöße gegen die Strandsatzung (22 Prozent), Verstöße im ruhenden Verkehr (10 Prozent) und unerlaubte Nutzung von Fahrrädern auf der Promenade (6 Prozent) festgestellt. Verlorene Kinder? Immer der Sonne nach: „Wir mussten nur präventiv mündliche Verwarnungen aussprechen. Auch die Budenbetreiber auf der Promenade haben sich vorbildlich verhalten“, erinnert sich Draheim. Wie die Menschen im Ort den Beamten begegnet sind? „Selten wurden wir mal angepöbelt, aber da muss man auch drüber hinwegsehen können. Eigentlich haben wir oft das Feedback bekommen, dass es schön sei, dass wir da sind“, sagt Draheim. Am häufigsten mussten die Beamten ausrücken, weil Kinder am vollen Warnemünder Strand verloren gegangen sind. Bei diesen Einsätzen habe der Polizist einen wichtigen Tipp von den Rettungsschwimmern bekommen. „Die sagten, dass die Kinder häufig Richtung Sonne laufen. Und so haben wir unsere Suche danach ausgerichtet. Und das hat sich tatsächlich bewahrheitet“, sagt er und lacht. Diebstähle aus Autos beschäftigen die Polizei: Auch für Taschendiebstähle eigne sich der volle Warnemünder Strand gut. Jedoch seien „für Warnemünde in 2019 und 2020 insgesamt wenige Sachverhalte (im einstelligen Bereich) polizeilich bekannt geworden“, heißt es von der Pressestelle. Viel eher würden Diebstähle aus Autos heraus ein polizeiliches Thema sein, dass die Beamten generell zwischen Diedrichshagen und Markgrafenheide beschäftigt. Lesen Sie auch: Sie änderte sogar ihr Geschlecht, um zu betrügen: Rostockerin verhaftet Warnemünde: Weiße Flotte plant Hybride Technik und tarifliche Anpassung Beschlossen: Bund bezahlt Vertiefung des Rostocker Seekanals – Start 2021 Was Philip Draheim für ein Fazit aus seinem Dienst in Warnemünde zieht? „Es war eine gute Abwechslung und eine tolle Möglichkeit das Lehrmaterial aufzuarbeiten.“ Darüber hinaus sei die Zusammenarbeit mit den insgesamt 16 Bäderdienst-Kollegen und den Mitarbeitern des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) toll gewesen. „Wir sind eigentlich jeden Tag mit einer gemeinsamen Bestreifung und Lagebesprechung gestartet. Das hat wunderbar funktioniert.“ Ostseebäder: Grundsätzlich ein sicheres Pflaster: Rostocks Ostseebäder seien grundsätzlich ein sicheres Pflaster, was der Polizist auch an der Klientel festmacht, die den Ort bewohnt und besucht. Ob Draheim so einen Dienst nochmal machen würde? „Ja, sehr gerne, aber seit September bin ich jetzt bei der Polizei in Güstrow.“ Dementsprechend wird der Rostocker Warnemünde und Markgrafenheide in Zukunft wohl nur noch so besuchen wie in seiner Jugend. „Mit Freunden zum Beachfußball-spielen und baden“, sagt Daheim und lacht. Von Moritz Naumann