Wohlbefinden und Hilfe sind ihre Mission

Der Container ist hell und freundlich. Die Türen stehen offen, deutlich weisen Schilder auf den Sinn der Einrichtung hin. Es ist die Außenstelle des Clubs „Hollfast“ der Seemannsmission Rostock, die hier zum ersten Mal am Warnemünder Passagierkai ihre sozial-diakonischen Dienste für die Besatzungen der Kreuzfahrtschiffe anbietet. „Das sind Rat und Hilfe mit vielen kleinen Dingen des täglichen Lebens“, sagt Rostocks Seemannsdiakon Folkert Janssen. Zum Glück seltener, aber umso wichtiger ist die wirklich seelsorgerische Arbeit, und manchmal muss sich der Kirchenmann auch Auseinandersetzungen mit Behörden oder Reedereivertretern liefern. Im Dienst der Seeleute aus aller Welt. „Auch eine Telefonkarte ist Seelsorge“, sagt Janssen. „Sie hilft, den Kontakt in die Heimat herzustellen, ermöglicht das Gespräch mit Frau und Kind, spendet manchmal Trost oder hilft, Probleme zu klären.“ Natürlich ist der Verkauf von Telefonkarten nur ein kleiner Teil der Arbeit. Ebenso wie die Hilfe dabei, Geld in die Heimat zu schicken, was viele Seeleute von Warnemünde aus tun. Manchmal zeigt der Seemannsdiakon auch nur den Weg zum nächsten Geschäft, mitunter wünscht er den Seeleuten auch nur einen guten Tag und eine gute Reise. All das ist wichtig für das Wohlbefinden, als Orientierungshilfe. „Die Hauptarbeit der Seemannsmissionen weltweit“, sagt Janssen. Oft genug gibt es aber auch schwere Aufgaben. „Neulich hatten wir eine Frau“, erzählt Janssen. „Sie erfuhr gerade, dass ihre Mutter in der Heimat ins Koma gefallen war. Wer so eine Nachricht fern der Heimat erhält, braucht Hilfe.“ Und natürlich ist die Mission auch für Seeleute da, die hier ins Krankenhaus müssen. Sei es, um Versicherungsfragen zu klären oder einfach nur als Krankenbesuch mit Blumenstrauß und Keksen. Mit den Kreuzfahrtschiffen in Warnemünde läuft es ganz gut. „Meistens dürfen wir an Bord“, erzählt Janssen. „Dort kommen wir mit den Besatzungen am besten ins Gespräch.“ Trotzdem sind die Schiffe etwas Besonderes. Meistens sind kaum mehr als 50 echte Seeleute an Bord, die mit der Arbeit der Missionen vertraut sind und von selbst den Kontakt suchen. „Der größte Teil der Besatzungen kommt aus Hotellerie, Gastronomie und Entertainment“, erzählt Janssen. „Frisöre, Kosmetiker, Angestellte im Verkauf oder in den Wäschereien. Sie kennen uns nur selten.“ Besonders gut sei die Zusammenarbeit mit der Schiffsführung der „Aidadiva“. „Da kommen wir immer ohne Probleme an Bord“, lobt Janssen. Doch nicht auf allen Schiffen sind die Diakoniemitarbeiter willkommen. Für diese Besatzungen steht jetzt der Container am Passagierkai, als Anlaufstelle. Finanziert ist die Außenstelle für zwei Jahre. Die Mittel stammen zum großen Teil aus der freiwilligen Schifffahrtsabgabe, die alle Reedereien leisten. Auch die Rostocker Hafenentwicklungsgesellschaft Hero hilft, und sogar die Arbeitsagentur: Sie unterstützt die Beschäftigung von Diakoniemitarbeiter Rolf Spannaus. Überhaupt kann sich die Rostocker Mission auf ein gutes Netzwerk stützen. Da gibt es Stationsschwestern in Rostocker Krankenhäusern, die sofort den Speiseplan an die Mission faxen, wenn ein Seemann eingewiesen wird. „Wir leisten Übersetzungshilfe — Essen ist wichtig für die Genesung“, sagt Janssen. Oft genügt auch ein Anruf an der richtigen Stelle, dann ist ein Arzt oder Anwalt für die Seeleute da, oder plötzlich geht dann doch etwas mit dem Landgang, weil der richtige Schiffsmakler, der richtige Behördenmitarbeiter mit sanftem Druck oder deutlichen Worten nachhelfen konnte. „Immerhin“, sagt Janssen. „Wer einen wachfreien Seemann am Landgang hindert, verstößt gegen das Recht auf Freizügigkeit. Und die ist ein Menschenrecht.“ Deutsche Seemannsmission hat Rostocker Wurzeln Am 31. Januar 1991 wurde die Deutsche Seemannsmission Rostock e.V. (DSM Rostock e.V.) in der Rostocker St.-Nikolai-Kirche gegründet. Damit schloss sich ein Kreis, der mit dem aus Rostock stammenden Martin Elias Harms seinen Anfang nahm. 1844 geboren und in der Nikolaikriche getauft, zog er nach England, um dort Theologie zu studieren. Im Hafen von Sunderland sorgte er sich um die Not der Seeleute und entwickelte ein Statut, nach dem 1886 in London das Generalkomitee der Deutschen Evangelischen Seemannsmission gegründet wurde. Heimat der Rostocker Seemannsmission ist seit August 1991 der Seemannsclub „Hollfast“ im Überseehafen. Klaus Walter

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