Wohnen im alten „Klub der Seeleute“

Eine der kompliziertesten Baustellen der Stadt ist auf der Zielgeraden: Nach 13 Monaten Bauzeit kann am 19. Dezember im ehemaligen „Internationalen Klub der Seeleute“ am Wendländer Schilde Richtfest gefeiert werden. Es soll ein kleines Fest für die zukünftigen Bewohner werden, sagt Gerd Ullrich von Warnowimmobilien. Er ist für den Verkauf zuständig. Gestern Nachmittag gegen 15 Uhr rollte der Betonmischer an. Mit 720 Kubikmetern wird die letzte Bodenplatte gegossen. Die Maurer Sven Weidemann und Hendrik Monatsch bereiten alles vor, ziehen die letzten Wände hoch. „Das muss heute fertig werden, damit wir im Zeitplan bleiben“, sagt Gerd Ullrich. Bereits am Montag soll damit begonnen werden, den Dachstuhl zu richten. Am Freitag muss dann alles stehen. Unterm Dach wird später eine Zwei-Raum-Wohnung entstehen. Sie und die restlichen vier Wohnungen sind schon lange verkauft. Im Inneren sind die Wohneinheiten und ihre Aufteilung bereits zu erkennen. Bald werden auch die alten Fenster ausgetauscht. Form und Größe der neuen bleiben identisch. Dort, wo sich früher die alte Wendeltreppe befunden hat, ist jetzt ein Fahrstuhlschacht. Im Souterrain hat man eine neue Wand mit alten Steinen hochgezogen. Hier werden später Büros entstehen. Neben dem Maklerbüro von Warnowimmobilien soll sich auch ein Architekt im Haus niederlassen. Dass es vom Baubeginn bis zum Richtfest ganze 13 Monate dauern wird, war abzusehen, sagt der Makler. Denn der Klub der Seeleute sei keine Baustelle wie alle anderen. „Hier ist alles Handarbeit“, so Ullrich. Große Geräte wie Bagger und Kräne konnten aufgrund des Platzes nicht eingesetzt werden. Noch bis vor kurzem war das Haus zudem von einer weiteren Baustelle umgeben. Die Sanierungsarbeiten Am Wendländer Schilde erschwerten die Arbeiten zusätzlich. „Dass jetzt alles fertig ist, ist für uns eine Riesenerleichterung“, sagt Gerd Ullrich. Auch das Wetter spiele bis jetzt mit. Die geplante Fertigstellung der Wohnungen im Mai 2015 sei noch immer realistisch, heißt es. „Wenn erst einmal der Dachstuhl steht und alles dicht ist, geht es ganz schnell“. Im Januar soll mit dem Innenausbau begonnen werden. Dann wird auch die Fassade einen neuen Glanz bekommen. Der Schriftzug „Klub der Seeleute“ bleibt erhalten, allerdings sei die Aufarbeitung der original Glasleuchtröhren zu aufwendig. Ist die eine Baustelle fertig, geht es nebenan gleich weiter. Denn neben dem ehemaligen Seemannsklub hat der Berliner Investor auch den zerfallenden Anbau und das Haus in der Wollenweberstraße 63 gekauft. „Im Anbau werden zwei Stadthäuser entstehen“, sagt Ullrich. Die Fertigstellung ist für Ende 2015 geplant. Eines der beiden steht noch zum Verkauf. Die Planungen für die Wollenweberstraße 53 sollen demnächst beginnen. Sicher ist nur, dass auch dort Eigentumswohnungen entstehen sollen. „Diese werden vermutlich etwas kleiner ausfallen“, sagt Ullrich. Sicher sei aber, dass sowohl bei den Stadthäusern als auch bei den Wohnungen ähnlich komplizierte Baustellen auf die Firmen zukommen. „Auch da werden wir kaum Technik einsetzen können und auf Handarbeit zurückgreifen müssen“, so Ullrich. Ende 2016 soll dann alles fertig sein. Gesamtbauzeit: mehr als drei Jahre. Erst Hotel, dann Klub 135 Jahre — so weit reicht die Geschichte des Hauses am Wendländer Schilde zurück. Von 1879 bis 1912 befand sich in dem Haus das Schiller Hotel. 1930 erwarb ein Bierbrauer das Gebäude, schließlich wurde es 1955 zum internationalen Klub der Seeleute umgebaut. Diese Einrichtung diente der Kontaktaufnahme zwischen den Seeleuten und wurde streng von der Staatssicherheit kontrolliert. Nun investiert ein Berliner Investor zwei Millionen Euro in die Sanierung des Hauses. Sophie Pawelke

Östliche Altstadt - Wohnen im alten „Klub der Seeleute“