Wortverliebter Vielschreiber

Mit einem dicken Kolumnen-Band kann Axel Hacke inzwischen aufwarten, bei der langen Schaffenszeit auch kein Wunder. Seit mehr als 20 Jahren verfasst Hacke seine kleinen literarischen Kostbarkeiten für die Süddeutsche Zeitung. „Das kolumnistische Manifest“ ist ein 400-Seiten-Wälzer, der das Beste aus Hackes inzwischen über 1000 Kolumnen zusammenfasst. Also folgte auch der Abend im Literaturhaus Rostock am Donnerstag diesem Prinzip: das Beste vom Besten also. Axel Hacke ist ein wortverliebter Vielschreiber, der sich mit dem Nebensächlichkeiten des Alltags befasst oder in den großen Themen die Abseitige sucht: Warum Wladimir Putin so spät aufsteht zum Beispiel — nach Hackes Meinung ist diese Angewohnheit ein Überbleibsel aus der Pubertät, wenn man „abends nicht ins Bett und morgens nicht raus will“. Mit den Angewohnheiten von Putin hatte es Axel Hacke eine ganze Weile, der Ort der Lesung tat das Seine: „Schließlich lese ich hier im ehemaligen Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“ — der Autor hatte sich erkundigt. Natürlich rückte auch Axel Hackes bekanntestes Buch in den Mittelpunkt. 2004 war „Der weiße Neger Wumbaba“ erschienen, das sich mit falsch Gehörtem oder falsch Verstandenem befasste. Der „Weiße Neger Wumbaba“ war der Matthias-Claudius-Zeile entnommen, dort hieß es allerdings: „Der weiße Nebel wunderbar“. Das Thema trug damals für drei Bücher, und die Beispiele sind immer noch sehr amüsant. Zum Ende der Lesung eine Spezialität von Axel Hacke: Falsch ins Deutsche übersetzte Speisekarten, auf denen Chicken McNuggets in „Huhnklumpen“ umgedichtet werden. Speisekarten mit solchen Kuriositäten werden dem Autor inzwischen zugeschickt, sodass er sich daraus seine Texte basteln kann. Es war nicht nur eine Lesung, es war ein Abend, an dem sich die Wortverliebtheit des Autors auf die Anwesenden übertrug. Thorsten Czarkowski

Kröpeliner-Tor-Vorstadt - Wortverliebter Vielschreiber