Die Stadt Neubrandenburg lässt eines ihrer Vorzeige-Denkmäler restaurieren: den Mudder-Schulten-Brunnen. Das fast 100 Jahre alte, tonnenschwere Figurenensemble aus fränkischem Muschelkalk hat über die Jahrzehnte Risse bekommen und soll im Herbst wieder im Eingangsbereich zwischen Bahnhof und Zentrum aufgestellt werden, wie Stadtsprecherin Anett Seidel erklärte.
Bäckersfrau bietet Adligem die Stirn
Der Brunnen aus dem Jahr 1923 zeigt die Neubrandenburger Frauenfigur „Mudder Schulten“, die der Dichter Fritz Reuter (1810-1874) in einer Humoreske geschaffen hatte. Die resolute Frau tritt der Figur von Adolf Friedrich IV., Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (1738-1794) gegenüber, den Reuter „Dörchläuchting“ nannte. Dem Adligen zugewandt vertritt „Mudder Schulten“ unerschrocken ihre Meinung und soll die Bezahlung offener Rechnungen gefordert haben, wie es im Regionalmuseum heißt.
„Der Kalk ist ein wunderbarer Nährboden für Moos und andere Pflanzen“, sagt Restaurator Jan Hamann über die Arbeiten. Der 55-Jährige aus Berlin saniert zusammen mit seiner Frau Friederike den Brunnen. „Wir haben die Figuren erst gründlich gereinigt. Dann werden die ausgewaschenen Löcher mit einem speziellen Mörtel verschlossen.“ Die sonst kaum erkennbaren Risse im Muschelkalk werden mit Klammern aus Edelstahl versehen, die später nicht mehr sichtbar sein sollen.
Sanierung des Brunnens kostet 150 000 Euro
Insgesamt besteht der Brunnen aus etwa 50 Teilen, von denen die größten im Hof des Regionalmuseums per Kran bewegt werden. Schöpfer war der Neubrandenburger Bildhauer Wilhelm Hans Jäger (1888-1979). Er ging nach 1945 in den Westen zu Angehörigen und starb 1979 in Marburg (Hessen).
Die Sanierung des Mudder-Schulten-Brunnens soll nach Angaben der Stadt rund 150 000 Euro kosten. Der Brunnen soll im Zuge der rund 1,3 Millionen Euro teuren Sanierungsmaßnahme „Bahnhofsvorplatz“ im Herbst wieder aufgestellt sein. Dann steht der Brunnen auf dem Platz, auf dem auch das Fritz-Reuter-Denkmal die Gäste von Neubrandenburg begrüßt.
Winfried Wagner