Ärger über unfertigen Feuerwehr-Anbau

Zu 54 Einsätzen ist die Freiwillige Feuerwehr Boltenhagen im vergangenen Jahr ausgerückt. Statistisch ist das mehr als ein Einsatz pro Woche. Dass die Helfer immer einsatzbereit sind, ist unter anderem ihren Arbeitgebern im Ostseebad zu verdanken, was Wehrführer Sebastian Hacker bei der Jahreshauptversammlung hervorhob. Mehr als die Hälfte der Alarmierungen, genau 28 Einsätze, fielen in die Zeit zwischen 6 und 18 Uhr an Wochentagen. „Es war also zu Zeitpunkten, an denen rund 90 Prozent unserer Kameraden ihrem Beruf nachgehen und somit den Arbeitsplatz verlassen mussten“, sagte Hacker. „Deshalb geht mein größter Dank als Wehrführer auch an diese Arbeitgeber. Ich würde mir wünschen, dass seitens der Gemeinde auf diese Firmen zugegangen und Dank geäußert wird“, fand der Wehrführer auch kritische Worte. Das setzte sich fort, als er den noch nicht fertiggestellten Anbau am Gerätehaus ansprach. Am 16. Mai war der erste Spatenstich gesetzt worden. Bislang konnte der Anbau, in dem der Anhänger mit dem Einsatzboot der Retter untergebracht werden soll, nicht offiziell übergeben werden. „Die Heizungs- und die Absauganlage sind noch nicht installiert. Es sind bauliche Mängel aufgetreten und es regnet durch“, schilderte Sebastian Hacker. Nach seinen Informationen gebe es Unstimmigkeiten zwischen der Verwaltung im Amt Klützer Winkel und dem beauftragten Planer. Auch im Bauausschuss der Gemeinde waren Mängel und Verzug der Baumaßnahme schon angesprochen worden. Die Kommunalpolitiker zeigten ebenfalls wenig Verständnis dafür, dass die Bauarbeiten noch nicht zufriedenstellend erledigt sind. Viermal hatte die Feuerwehr des Ostseebads im vergangenen Jahr Einsätze mit dem Boot. Unter anderem wurde ein verletzter Wanderer von der Steilküste in Redewisch zum Rettungswagen transportiert. Besonderheiten waren ein gesunkener Kutter in der Marina in Tarnewitz im März und ein Auto, das samt Bootstrailer im Oktober ins Hafenbecken gerollt war. Bei den 15 Brandeinsätzen der Feuerwehr handelte es sich um einen Flächenbrand in Tarnewitz, fünf Containerbrände, zwei leichte Küchenbrände, einen brennenden Rasentraktor, zwei brennende Bäume sowie je ein Feuer in einem Schuppen und in einer Sauna. Allerdings musste die Feuerwehr neunmal vergeblich ausrücken. Die Fehlalarme wurden siebenmal durch automatische Meldeanlagen ausgelöst. Die meisten Einsätze verzeichnete die Feuerwehr im Monat August mit elf Alarmierungen, gefolgt von neun Einsätzen im Oktober sowie jeweils sieben Einsätzen im Februar und März. Ärger hatte die Freiwillige Feuerwehr Boltenhagen im vergangenen Jahr noch mit der Umstellung auf den Digitalfunk. Durchschnittlich fünf bis sechs der 30 aktiven Mitglieder der Feuerwehr waren häufig nicht im Einsatzfall angepiept worden. Da aktuell nur neun Mitglieder ihren Arbeitsplatz im Ort haben und tagsüber zur Verfügung stehen, sei das ein großes Problem gewesen, so Sebastian Hacker. Daraufhin sei zunächst provisorisch eine zusätzliche Antenne in Boltenhagen aufgestellt worden, die nun dauerhaft installiert bleibt, weil die Probleme damit behoben wurden. Inzwischen haben die Feuerwehrleute nicht nur digitale Handfunkgeräte, auch die drei Einsatzfahrzeuge waren kurz vor der Jahreshauptversammlung mit Digitalfunk ausgerüstet worden, sodass diese Umstellung abgeschlossen ist. Ein neues Fahrzeug steht allerdings schon auf der Wunschliste der Helfer. „Das Löschgruppenfahrzeug 16/12 wird im kommenden Jahr 25 Jahre alt. Ich werde im laufenden Jahr noch einen Antrag in die Gemeindevertretung einreichen, dieses Fahrzeug durch eine Neubeschaffung ersetzen zu lassen“, erklärte Sebastian Hacker. Damit bliebe genug Zeit, um für ein neues Fahrzeug eventuelle Fördermittel zu beantragen. Gut ausgerüstet sind Boltenhagens Brandschützer bei der Einsatzkleidung. Die Gemeinde hatte rund 25000 Euro zur Verfügung gestellt, damit Schutzbekleidung der neuesten Generation angeschafft werden konnte. „Dafür sagen wir Danke. Die Gemeinde zeigt damit, dass ihr dran gelegen ist, ein Höchstmaß an Sicherheit bereitzustellen“, so Sebastian Hacker. Die alte Bekleidung wurde eingelagert, um sie zu benutzen, falls die neue aufwendig gereinigt werden muss. Moderner ist auch die Internetseite der Feuerwehr in Boltenhagen geworden. Christian Rambow und Mathias Hacker haben sie neu gestaltet und sorgen für zeitnahe Berichte mit Bildern zu den Einsätzen. Einige der Fotos, die Frank Frieder Gabriel bei den Einsätzen gemacht hat, werden demnächst in der Sparkasse in Boltenhagen ausgestellt. 28 Mädchen und Jungen sind in der Jugendfeuerwehr Jugendwart Jan Rieger blickte auf ein ereignisreiches Jahr der Jugendfeuerwehr zurück. Die 28 Kinder und Jugendlichen hatten unter anderem am Zeltlager mit der Jugendfeuerwehr Klütz teilgenommen, sich am Osterfeuer am Tarnewitzer Hof beteiligt und eine Weihnachtfeier bei der Berufsfeuerwehr Lübeck erlebt. Jan Rieger verkündete seinen Rücktritt und auch den seines Stellvertreters Ronny Eifler. Die beiden haben die Jugendfeuerwehr zusammen fünf Jahre geleitet und wollen sich jetzt auf andere Aufgaben in der Wehr konzentrieren. Sie haben zwei Kameraden eingearbeitet, die sich in Zukunft um den Brandschützernachwuchs kümmern werden. Die Jugendfeuerwehr trifft sich außerhalb der Ferien freitags von 17 bis 18.30 Uhr im Gerätehaus. Malte Behnk

Boltenhagen - Ärger über unfertigen Feuerwehr-Anbau