Blitzerstelle in Gägelow verärgert Einwohner

Gemeindevertreter Bernd Kolz (Wählergemeinschaft) ist sauer. An der B 105 in Höhe des Autohauses Bauer steht ein bisschen versteckt in der alten Dorfstraße in schöner Regelmäßigkeit ein Blitzer-Wagen des Landkreises. Viele Fahrer in Richtung Wismar tappen in die Falle. „Das ist reine Abzocke“, sagt Kolz. Schon viele Einwohner hätten sich beschwert, aber auch Gewerbetreibende. Wenn sie größere Veranstaltungen mit viel Publikumsverkehr haben, würde der Wagen mit Sicherheit da stehen, sagen sie. Verärgert ist Kolz aus verschiedenen Gründen. Ein ganz wichtiger: Diese Blitzer-Stelle ist kein Unfallschwerpunkt. Da passiert nie etwas. Er muss es wissen, schließlich ist er Polizist. „Wir haben nichts gegen Überwachung, aber bitte da, wo Unfallschwerpunkte sind“, so der stellvertretende Bürgermeister. Und die befinden sich in Proseken im Bereich der Schule, in der Ortslage Stofferstorf zwischen den beiden Landwirtschaftsbetrieben und in der Kurve Voßkuhl, zählt Kolz auf. In dieser Kurve würden die Kreisblitzer auch schon mal stehen. „Das begrüßen wir, denn da knallt es öfter mal“, sagt Kolz. Durch den Blitzer in Höhe Bauer in Gägelow würde jedoch der Eindruck entstehen, dass die Geschwindigkeitskontrollen missbraucht werden. Kolz vermutet zudem, dass auf diese Weise die Kosten für das Anmieten eines Messfahrzeuges wieder reingeholt werden müssen. Eine Stunde soll bei 300 Euro kosten. Der Landkreis weist den Vorwurf der Abzocke zurück. „Der Landkreis wird verkehrserzieherisch tätig. Hauptziel ist die Vermeidung von Unfällen. Die Verkehrsüberwachung gehört zu unseren Pflichtaufgaben “, so Monika Mahlke von der Pressestelle auf Anfrage der OSTSEE-ZEITUNG. Übrigens kostet ein angemieteter Wagen weniger als 100 Euro die Stunde, nicht 300. Die Entscheidung, wann und wo der Landkreis die Überwachungen durchführt, wird vom Fachdienst Ordnung, Sicherheit und Straßenverkehr getroffen, heißt es weiter. Die umstrittene Stelle in Gägelow ist seit 2013 im Verzeichnis der Messpunkte, davon gibt es ungefähr 90 in ganz Nordwestmecklenburg verteilt, enthalten. Die Entscheidung erfolgte auf der Grundlage des Unfallgeschehens der letzten drei, vierJahre. Der Bauer-Messpunkt ist eingestuft als Punkt mit geringer Unfallhäufigkeit. Daher wird er maximal zweimal monatlich durch den Landkreis überwacht. In Abstimmung mit der Polizei konzentriert sich diese auf die Messpunkte Proseken und Stofferstorf, der Landkreis auf Voßkuhl. „Der Landkreis fertigt einen Messplan und stellt ihn der Polizei zur Verfügung, sodass die Polizei ihre Messorte entsprechend planen kann und es nicht zu Überschneidungen kommt“, erklärt Axel Köppen von der Pressestelle der Wismarer Polizeiinspektion. „Wir führen unsere Messungen fast ausnahmslos an Unfallschwerpunkten durch. Dabei bitte ich zu bedenken, dass tatsächliche Unfallschwerpunkte und die subjektiv wahrgenommenen Gefahren oftmals nicht übereinstimmen“, so der Kriminalhauptkommissar weiter. Und grundsätzlich: „Die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs darf die zulässige Höchstgeschwindigkeit überhaupt nicht überschreiten. Messgeräte werden derart eingestellt, dass geringe Überschreitungen toleriert werden.“ Kreisblitzer 90 Messpunkte im Landkreis Nordwestmecklenburg werden übers Jahr verteilt angefahren. Außerdem gibt es fünf stationäre Blitzer in Lützow, Lübstorf, Mallentin, Rolofshagen und am Abzweig Klein Trebbow. 5Tage die Woche wird im Durchschnitt geblitzt, einschließlich sonnabends. 3mobile Messanlagen stehen dem Kreis zur Verfügung. Die drei Fahrzeuge einschließlich Personal und Technik werden von einem Dienstleister angemietet. 9795 Bußgeldverfahren hat der Landkreis 2013 bearbeitet. Die Einnahmen liegen bei etwa zwei Millionen Euro im Jahr. Abgezogen werden die Kosten für den Dienstleister sowie die Sach- und Personalkosten der Mitarbeiter. Das sind etwa 400 000 Euro. Der Rest wird zur Deckung des Haushaltes des Landkreises eingesetzt. Christel Ros

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