Bürger machen Front gegen Straßenausbau in Bad Kleinen

Eigentlich ist alles schon zu spät. Der Ausbau der Gemeindestraße Uferweg in Bad Kleinen auf einer Länge von 480 Metern zum verkehrsberuhigten Bereich, mit Parkbuchten, parkähnlicher Bepflanzung an den Straßenrändern und teurer Pflasterung ist bereits beschlossene Sache (die OZ berichtete). Ein Grevesmühlener Architekturbüro beschäftigt sich mit der Ausführungsplanung. Die Anwohner sind damit keineswegs einverstanden. Sie fühlen sich von ihren Gemeindevertretern übergangen. Einen Tag vor der Sitzung am Mittwoch, verfassten sie einen Brief an Bürgermeister Joachim Wölm (Die Linke) und schickten den gleichzeitig nachrichtlich an die Kommunalaufsicht des Landkreises Nordwestmecklenburg. Ihre Forderung: Eine den Gegebenheiten angepasste Sanierung der Straße auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Wörtlich heißt es: „Das Vorhaben in angekündigtem Ausmaß ist vollkommen unsinnig, da die Bauruinen der Mühle und des großen Silo-Komplexes standortbestimmend sind und eine Änderung dieses Zustandes nicht in Sicht ist. Der Kostenaufwand ist um vieles höher als für eine herkömmliche und für erforderliche Zwecke ausreichende Straße.“ Dass der Uferweg instand gesetzt werden muss, nachdem ihn die Bahn bei ihren umfangreichen und noch andauernden Baumaßnahmen durch den eingesetzten Schwerlastverkehr kaputt gefahren hat, ist unzweifelhaft und von den Anwohnern auch gewollt. Nur hätte in ihren Augen eine Reparatur, die von der Gemeinde und im besten Falle von der Bahn hätte bezahlt werden müssen, vollkommen ausgereicht. Die jetzt geplante und von den Anwohnern mit zu finanzierende Baumaßnahme beinhaltet auch die Erneuerung des Unterbaus der Straße und eine damit verbundene Erhöhung der Belastbarkeit auf 40 Tonnen. Diese Notwendigkeit wird von den Unterzeichnern ebenfalls in Frage gestellt, da die Straßen zum Uferweg, insbesondere im Bereich der Brücke über die Bahngleise, auf zwölf , beziehungsweise 15 Tonnen Belastbarkeit ausgelegt sind. Nicht zuletzt gäbe es entlang des Uferwegs weder Geschäfte noch Restaurants oder Galerien, die für die Einrichtung einer Bummelzone sprechen würden. Auch würden dort nicht nennenswert viele junge Familien mit Kindern leben, stünden dort weder Kindergarten noch Schule, die eine Spielstraße begründen würden. Im Gegenteil: Laut Aussage von Anwohnerin Bärbel Block bestünde bei einer Reduzierung der Geschwindigkeit auf sechs Kilometer pro Stunde ein ganz anderes Problem: „Ich habe im Sommer mal gezählt, wie viele Autos zum Eiscafé oder Badestrand fahren, vierzig waren das in einer Stunde! Wenn die jetzt mit Schrittgeschwindigkeit da lang tuckern, ist hier nur noch Stau“, so die ehemalige Lehrerin bei der Gemeindvertretersitzung. Dort versprach Bürgermeister Joachim Wölm, die Eingabe der Uferweg-Anlieger wohlwollend zu prüfen und eine gemeinsame Lösung zu finden. Allerdings warf er ihnen vor, sich während der Planungen zu wenig beteiligt zu haben. Das wiederum wurde bestritten, viele Beschlüsse seien im nichtöffentlichen Teil der Ausschusssitzungen gefasst worden. Fest steht jetzt, dass die Angelegenheit nochmals aufs Tapet gehoben wird, unter Beteiligung der Bürger. Fest steht aber auch, dass das erneut Geld für die Planung kosten wird. Unterdessen haben die Arbeiten am Uferweg im Zusammenhang mit dem Leitungsbau des Zweckverbandes und anschließendem Straßenbau begonnen. Peter Täufel

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