Chororgel in St. Nikolai ist nun fertig

Die Chororgel von St. Nikolai hat seit Kurzem sogenannte Schleierbretter. Damit ist der Orgelneubau abgeschlossen. „Das ist das i-Tüpfelchen“, sagt Pastor Roger Thomas. Die eleganten Verzierungen erzählen Geschichten vom Namenspatron der Kirche, dem heiligen Nikolaus. „Vor zehn Jahren stand hier noch keine Chororgel, aber wir als Gemeinde dachten, dass es eine gute Idee wäre, hier eine kleine Orgel zu haben“, erklärt der Pastor. Die große Orgel in der Kirche ist für Konzerte toll, nicht aber für den Gottesdienst oder das Zusammenspiel mit anderen Instrumenten — die Entfernungen in der Kirche sind zu groß. Außerdem gab es alte Orgelpfeifen vom Vorgängerinstrument und ein Orgelprospekt. Beides konnte für den Neubau des sächsischen Orgelbauers Johannes Soldan genutzt werden. In Dienst gestellt und geweiht wurde der Neubau zum Reformationstag 2010. Dann begann der lange Prozess des Überlegens, ob und wie solche Schleierbretter angebracht werden sollten. „Wozu Schleierbretter?“, stellte Kantor und Kirchenmusikdirektor Eberhard Kienast am Sonntag die entscheidende Frage, als bei der Orgelmatinee der Neubau in den Fokus rückte und zu hören war. Zierrat oder Funktion? „In barocken Orgelgehäusen sieht man immer vergoldete und prunkvoll gestaltete Schleierbretter“, so der Organist. Das Holz vor den Orgelpfeifen diene dazu, den Klang der vorderen Pfeifenreihe nach hinten zu den anderen Pfeifen zu reflektieren, damit die Töne zusammen aus dem Gehäuse austreten. „Der Klang wird erst einmal am direkten Austreten gehindert, er tritt in gebündelter Form nach außen“, erklärt Eberhard Kienast. Den Unterschied höre der Fachmann, „ein Akustiker kann ihn mit seinen Instrumenten messen“. Es hatte lange gedauert, bis aus der Entscheidung, die Orgel mit Schleierbrettern zu verzieren, ein konkreter Auftrag wurde. „Wir landeten bei der Suche nach einer preisgünstigen Firma in Kroatien, die für 10000 Euro vergoldete Schnitzereien anfertigen wollte“, berichtet Kienast. Die Gemeinde wollte lieber einen Handwerker aus der Region beauftragen — 40000 Euro lautete das Angebot. „Bis wir auf Silke Krempien gekommen sind“, so Kienast. Die Holzbildhauermeisterin aus Schwerin schnitzte die floralen Muster und „versteckte“ in ihnen einige der zahlreichen Legenden und Geschichten um den heiligen Nikolaus. Für sie war es der erste Auftrag dieser Art. Pastor Thomas: „In der Kirche sind verschiedene Nikoläuse zu sehen, aber alles als figürliche Darstellung. Luther hatte gesagt, man solle den Fokus auf das Tun des Menschen legen, nicht auf sein Abbild. Das ist jetzt unser neue Akzent in der Kirche.“ Der Bau der neuen Orgel hat fast 13000 Euro gekostet. Auch möglich, dank vieler Spenden und Spender. Die Orgel Gezeigt werden in den Schleierbrettern verschiedene Geschichten zum heiligen Nikolaus. Bischof Nikolaus von Myra, geboren zwischen 270 und 286 und gestorben an einem 6. Dezember zwischen 326 und 365, ist einer der bekanntesten Heiligen der Ostkirchen und der lateinischen Kirche. Sein Gedenktag ist der 6. Dezember. Zu sehen sind das Stratelatenwunder, die Geschichte vom geraubten Sohn, das Wannenwunder, die Legende von der Mitgiftspende, das Getreidewunder, die Errettung von der Verurteilung zum Tode, zwei Errettungen aus Seenot und die Auferweckung der getöteten Scholaren. Nicole Hollatz

Wismar - Chororgel in St. Nikolai ist nun fertig