Collagen mit verwirrenden Realitäten

Eine Collage ist nach Duden-Definition eine „Technik der Herstellung einer Bildkomposition durch Aufkleben von verschiedenfarbigem Papier oder anderem Material“. Davon gibt es ab Donnerstag, 20. August, im Rathaus von Neukloster beste Beispiele in unterschiedlichen Techniken. „Alles Collage — oder das Zusammentreffen wesensfremder Realitäten auf der Fläche“ heißt die Ausstellung mit Arbeiten von Klaus-Dieter Steinberg, die um 16.30 Uhr eröffnet wird. Den Untertitel hat der Künstler aus Wismar-Hoben einem Eintrag aus den biografischen Notizen von Max Ernst (1891-1976) entliehen. Der Maler, Grafiker, Bildhauer und Mitbegründer des Dadaismus in Deutschland — einer Kunstform, die „konventionelle“ Kunst ablehnte — schrieb 1962: „Collage-Technik ist die systematische Ausbeutung des zufälligen oder künstlich provozierten Zusammentreffens von zwei oder mehr wesensfremden Realitäten auf einer augenscheinlich dazu ungeeigneten Ebene — und der Funke der Poesie, welcher bei der Annäherung der Realitäten entspringt.“ Klaus-Dieter Steinberg beschäftigt sich seit knapp 20 Jahren mit den unterschiedlichen Collage-Techniken. Ausgangsmaterialien sind oft Servietten-, Toiletten-, Einwickel- oder Packpapiere, die er mit anderen Materialien kombiniert. „Der Prozess des schichtweisen Aufbauens, der immer wieder notwendigen Trocknungsphasen, des Suchens nach geeignetem Material ist zuweilen ein unsicheres und schwieriges Terrain“, sagt der 68-Jährige. Vor ein paar Jahren hat Klaus-Dieter Steinberg die ohnehin schier unendlichen Möglichkeiten der Collage für sich noch erweitert. Er fand im Computer ein zusätzliches Arbeitsgerät. Aus fotografischen Bildteilen werden bei ihm am Rechner faszinierende Parallelwelten und Augentäuschungen. Plötzlich scheint es ganz normal, dass auf dem Wismarer Marktplatz Wellen wogen, unter den Säulen des Rathauses Schwäne spazieren, während ein Ruderboot vor den Treppen festgemacht hat. Auch, dass die Poeler Kogge die Frische Grube hinauffährt, scheint ganz normal. Der Betrachter kann auf den ersten Blick nicht mehr eindeutig erkennen, was wohin gehört. Es sind diese abenteuerlichen, zum Teil abstrusen Verbindungen, die den Reiz der Bilder ausmachen und die den Besucher zwingen, genauer hinzuschauen. Arbeiten von Klaus-Dieter Steinberg sind zum zweiten Mal in Neukloster zu sehen. Die erste Ausstellung war allerdings schon 1998 — also vor 17 Jahren. Aus dem Lebenslauf Klaus-Dieter Steinberg wird 1946 in Cramon, Kreis Schwerin, geboren. 1963 beginnt er eine Lehre als Dekorationsmaler, an die sich 1966 bis 1969 das Studium an der Fachhochschule Heiligendamm anschließt. Seine Fachrichtung: Dekorative Malerei. 1969 bis 1979 ist er Farb- und Umweltgestalter sowie Gebrauchsgrafiker im Architektenteam des Greifswalder Stadtplanungsbüros. 1990 wird Klaus-Dieter Steinberg Mitglied im Künstlerbund MV. Er ist zudem Initiator und Gründungsmitglied der Gemeinschaft Wismarer Künstler und Kunstfreunde. 2006 bis 2010 ist er Dozent an der Design-Schule Schwerin. Seit 1979 ist Klaus-Dieter Steinberg auch immer freiberuflich tätig. Die Collagen von Klaus-Dieter Steinberg im Rathaus von Neukloster sind bis zum 6. November immer dienstags von 9 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, donnerstags von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 15.30 Uhr sowie freitags von 9 bis 12 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Sylvia Kartheuser

Neukloster - Collagen mit verwirrenden Realitäten