Corona-Unterricht in MV: Wismarer Lehrerin berichtet aus ihrem Alltag

Wie sieht der Alltag einer Lehrerin in Corona-Zeiten aus? Diese Frage beantwortet Solvig Klingbiel von der Integrierten Gesamtschule „Johann Wolfgang von Goethe“ in Wismar. Sie weist Kritik zurück, dass Lehrkräfte an weiterführenden Schulen lediglich PDFs verschicken würden, anstatt zu unterrichten: „Ich bin von ‚Minderstunden‘ weit entfernt“, betont sie und schildert dann ihren Alltag. Der sieht momentan so aus: „Ich betreue am Vormittag Kinder der 5. und 6. Klasse an der Schule, während einige meiner Kollegen neben der Betreuung noch den Präsenzunterricht der 10. Klassen absichern“, erzählt sie. Danach eile sie nach Hause, um ihren privaten Laptop für die Einwahl in die Videokonferenz vorzubereiten. Denn: Am frühen Nachmittag findet mit ihrer neunten Klasse der Online-Unterricht in Deutsch oder Englisch statt. Viele Foto-Dateien: „Seit 8 Uhr morgens stehen dafür die Aufgaben für die Schüler schon im Schulserver bereit“, berichtet Solvig Klingbiel. Am Nachmittag erarbeite sie dann die Aufgaben für die verschiedenen Klassen, die sie anschließend ins Aufgabenportal einstellt, damit die Schüler am nächsten Morgen ihre Aufgaben pünktlich abrufen können. Lesen Sie auch: MV: Jeder dritte Schüler einer Abschlussklasse bleibt der Schule fern „Außerdem sehe ich mir die Arbeitsergebnisse an, die mir die Schüler geschickt haben. Das sind in der Regel Foto-Dateien von den Aufgaben, da die meisten Schüler nicht die Möglichkeit haben, eine Word- oder PDF-Datei zu erstellen und zu senden“, erklärt die Lehrerin. Sie klicke sich durch die Aufgaben und gebe den Schülern eine Rückmeldung. Das sei ziemlich zeitaufwendig. Die Lehrerin rechnet vor: „Pro Schüler sind das etwa zehn Minuten, bei 25 Schülern brauche ich somit 250 Minuten.“ Mails und Anrufe: Wenn sie allerdings eine Gedichtinterpretation lese und jedem Schüler dazu eine individuelle Einschätzung formuliert, „reichen die zehn Minuten natürlich nicht aus“, betont Solvig Klingbiel. Inzwischen sei es abends und noch weitere Arbeit würde auf sie warten: E-Mails beantworten, Absprachen mit Kollegen treffen, Zeugniskonferenzen vorbereiten, eine Power-Point-Präsentation erstellen, Telefonate führen und so weiter. Der zeitliche Aufwand des Corona-Unterrichts sei für sie und viele ihrer Kollegen definitiv Mehrarbeit. Das gelte sowohl für die Grundschulen als auch für die weiterführenden Schulen. „Es gibt an allen Schulen viele engagierte Lehrerinnen“, betont sie. Von OZ