Dauercamper in Boiensdorf: Das hat die Gemeinde entschieden

Der Campingplatz in Boiensdorf soll neu verpachtet werden. Das hat die Gemeindevertretung des Dorfes an der Ostsee am Dienstagabend beschlossen. Eine Ausschreibung dazu soll es laut Amtsverwaltung bereits Mitte Dezember geben. Nicht einverstanden sind damit allerdings die vielen Dauercamper, die mitunter seit Jahrzehnten die Sommermonate auf dem Naturcampingplatz an der Ostsee verbringen. Denn sie sollen den Platz bis Ende des Jahres verlassen, da der aktuelle Pachtvertrag mit dem jetzigen Betreiber dann ausläuft. Boiensdorfs Bürgermeister Silvio Jacob (parteilos) zeigt sich nach der Sitzung der Gemeindevertreter mit dem Ergebnis erst einmal zufrieden: „Es lief gut. Die Gemeindevertretung hat beschlossen, den Campingplatz neu zu verpachten und eine Ausschreibung vorzubereiten.“ Angereist zur Sitzung der Gemeinde waren auch etwa 20 Camper. Wegen der Corona-Bestimmungen konnte allerdings nur ein Vertreter der Dauercamper an der Sitzung, die im Feuerwehrhaus in Stove stattfand, teilnehmen. Alle anderen mussten draußen warten. Gemeinde will keine Räumung anordnen: Auch Angela Lange, leitende Verwaltungsbeamtin im Amt Neuburg, zu dem die Gemeinde Boiensdorf gehört, schätzt nach der Sitzung der Gemeindevertreter ein: „Die Beratung lief sehr sachlich ab. Ein Vertreter der Camper hat ihre Bedenken vorgetragen und die Gemeinde gebeten, über die Entscheidung nachzudenken.“ Letztendlich wurde aber der Beschluss gefasst, die Verpachtung des Platzes neu auszuschreiben – allerdings nicht schon zum 1. Januar, wie es in der ersten Beschlussfassung vorgesehen war. Das Datum sei nicht einzuhalten. Angela Lange betont auch gegenüber der OZ noch einmal, dass die Gemeinde Boiensdorf den Campern keine Räumungsbescheide ausstellen wird. Das sei Sache des Betreibers. Die Gemeinde werde erst nach Ablauf der Pachtzeit am 31. Dezember den Campingplatz übernehmen und sich dann an die Camper wenden. „Die Gemeinde signalisiert aber auf jeden Fall Gesprächsbereitschaft.“ Alter Pächter möchte Platz weiterbetreiben: Ob die Dauercamper den Campingplatz verlassen müssen – weil dieser etwa saniert wird – hänge laut Amtsverwaltung dann vom neuen Pächter ab. Sönke Neumann ist der aktuelle Pächter. Sein Vertrag mit der Gemeinde läuft bis Jahresende. Er wünscht sich, den Platz auch weiterhin betreiben zu dürfen und will von seinem Vorpachtsrecht bei einer Ausschreibung Gebrauch machen. Er und die meisten seiner Camper wünschen sich außerdem, dass der Platz in etwa so bleibt, wie er jetzt ist. „Wir wollen keinen Schickimicki-Platz. Wir liegen am Naturschutzgebiet und wollen ein Naturcampingplatz bleiben“, betont Neumann. Bedenken der Gemeinde, dass etwa der Brandschutz nicht eingehalten werden könne, widerspricht Sönke Neumann, der den Platz bereits seit 30 Jahren gepachtet hat. Er sagt: „Die angeblichen Brandschutzmängel sind vorgeschobene Gründe. Wenn, dann habe er das Brandschutz-Problem mit dem Landkreis zu klären. Der hätte ihm vor ein paar Jahren auch mitgeteilt, dass er mehr Feuerlöscher auf dem Gelände benötige. Die habe er dann auch angeschafft. Mit seinen Campern, etwa zwei Drittel seien Dauercamper auf dem Platz, habe Sönke Neumann immer nur Jahresverträge abgeschlossen. Für die neue Saison habe er das noch nicht getan, er sagt und ergänzt: „Der Campingplatz ist wirtschaftlich gesund. Und die Gemeinde ruiniert ihn gerade.“ Was nun komme, sei ungewiss. „Die Camper, die die Gemeinde vertreibt, hat sie für immer verloren. Die kommen nicht zurück“, glaubt Sönke Neumann. Trotzdem will auch der Pächter Sönke weiterhin das Gespräch mit der Gemeinde suchen. Er habe den Campern gesagt, dass sie auch im Winter auf dem Platz stehen können. „Mein Interesse ist, dass die Camper bleiben“, betont er. Lesen Sie auch: Campingplatz in Boiensdorf: Dauercamper sollen Platz verlassen Lübow: Schülerin positiv auf Corona getestet - Schule in Quarantäne Wismar: Geburten im Sana Hanse-Klinikum Anfang November Von Michaela Krohn