Der ungeliebte Zaun am Fürstenhof

Vier Felder stehen von dem 2008 geplanten Zaun am Fürstenhofgarten, eins an der Papen- und drei an der Bliedenstraße. In der Wismarer Bürgerschaft bieten sie immer wieder Stoff, über den sich trefflich streiten lässt. Am Donnerstagabend beschloss die Mehrheit des Gremium letztlich, dass sich der städtische Bau- und Sanierungsausschuss mit dem komplexen Thema befassen soll. Die Für-Wismar-Fraktion hatte den Fürstenhofgarten wieder auf die Tagesordnung gebracht, weil sich seit 2011 dort nichts getan hat. Sie forderte den Bürgermeister auf, „alternativ zur bisherigen Planung eine oder mehrere Varianten ohne Zaun vorzulegen“. Die sollten dann in der Bürgerschaft und der Öffentlichkeit diskutiert werden und letztlich in eine Entscheidung münden. Das sei nicht so leicht, wie der Antrag nahelege, erwiderte Bürgermeister Thomas Beyer (SPD). „Wir schweben nicht in einem luftleeren Raum, sondern haben das Welterbe Altstadt, in dem alles miteinander korrespondieren muss“, gab er zu bedenken. In neue Planungen müssten auf alle Fälle das Amt für Denkmalpflege und der Beirat für das Unesco-Welterbe einbezogen werden. Letzterer hatte sich 2011 für einen mannshohen Zaun ausgesprochen, in der Art der bestehenden Demonstrationsfelder am Fürstenhof. Die Fraktion aus FDP und Bündnis 90/Grüne würde die Zaunelemente lieber heute als morgen entsorgt sehen. „Sie sind aus der Zeit gefallene Zeugen der unbedarften Verschwendungspolitik der vergangenen 25 Jahre“, sagte Fraktionssprecher René Domke (FDP). Die gesamte Umzäunung hätte den Steuerzahler 750000 Euro gekostet, führte er weiter an. Er erwähnte allerdings nicht, dass die Pläne vorsahen, die Kosten zu 90 Prozent über die Städtebauförderung zu decken. Bausenator Michael Berkhahn (CDU) wies zudem darauf hin, dass die Summe nicht ausschließlich für den Zaun gedacht war. Vielmehr umfasse sie die gesamte Planung für das Areal Fürstenhofgarten. Die Verwaltung könne übrigens die Varianten von damals als Diskussionsgrundlage nochmals vorlegen, sagte der Bausenator. „Aber das ist ein ganz besonderer Platz. Da muss die Planung schon eine bestimmte Qualität haben“, betonte Michael Berkhahn. Die Fraktionen von SPD und CDU beantragten, die Vorlage der Für-Wismar-Fraktion in den Bau- und Sanierungsausschuss zu verweisen. „Das Thema sollte dort ergebnisoffen diskutiert werden“, schlug Kerstin Adam (SPD) vor. Und Sigfried Rakow (CDU) ergänzte: „Wir sind uns, glaube ich, alle einig, dass die derzeitige Situation am Fürstenhof unbefriedigend ist und eine Lösung gefunden werden muss.“ Die könnte durchaus wieder einen Zaun für den historischen Garten beinhalten. „Seit 1329, als das erste Haus des Fürsten gebaut wurde, existiert eine Einfriedung“, sagt Stadtchronist Detlef Schmidt. Eine Mauer sei es gewesen, so hoch, dass die Wismarer noch darüber schauen konnten. Das schwedische Tribunal habe ebenfalls eine Mauer gehabt und auch das im 19. Jahrhundert im Fürstenhof stationierte Militär. „Der nach der Restaurierung des Gebäudes 1878 angelegte Park hatte einen Schmuckzaun, wovon das schmiedeeiserne Eingangsportal an der Straßenseite des Fürstenhofes übrig geblieben ist“, erklärt Detlef Schmidt. Sogar zu DDR-Zeiten war das Gelände mit einem kleinen Holzzaun umfasst gewesen, belegen Unterlagen des Stadtchronisten. Der Fürstenhofgarten habe quadratische, eingefasste Rasenstücke gehabt, an denen Wege entlangführten. „Ich plädiere für eine Einfriedung des Fürstenhofgartens, um dieses historische Areal zu schützen und zu pflegen“, sagt Detlef Schmidt. Fraglich sei allerdings, ob sie mannshoch sein müsse. Sylvia Kartheuser

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