Doku über deutsch-koreanische Familientragödien

Ruth Runge aus Wismar verliebt sich in den 1950er-Jahren in einen Mann aus Nordkorea. Sein Land hat ihn zum Studium in die DDR geschickt. Sie heiraten, Sohn Thomas wird geboren. Doch Anfang der Sechziger wird der Ehemann und Vater zurückbeordert. Frau und Kind muss er zurücklassen. Dieses Schicksal teilt Ruth Runge mit vielen anderen Frauen. Ein kaum bekanntes und tragisches Kapitel der DDR-Geschichte. Regisseurin Sung Hyung Sho, eine gebürtige Südkoreanerin, hat ihm einen Dokumentarfilm gewidmet. Zu sehen ist er auf dem 9. Filmfest in Wismar im Kino des Filmbüros MV. Eine von mehreren Premieren. Bei der Aufführung am Sonntag um 14 Uhr wollen Ruth Runge und ihr Sohn Thomas Hillmann dabei sein. „Aufgrund des großen Interesses werden wir den Film im Anschluss noch einmal zeigen“, sagt Sabine Matthiesen, Geschäftsführerin des Filmbüros MV und Leiterin des Festivals. Es wird morgen um 19.30 Uhr von Tilo Gundlack, Präsident der Bürgerschaft, feierlich eröffnet. Und startet gleich furios mit einer Welturaufführung: „Rettung in letzter Minute — Schloss Bothmer und seine wechselvolle Geschichte“. Die größte barocke Schlossanlage in MV strahlt in neuem Glanz auf der großen Kinoleinwand. Die Regisseure Claudia und Günter Wallbrecht werden ihren brandneuen Film persönlich vorstellen. Erwartet wird auch Volkmar Graf von Bothmer, einer der letzten Bewohner aus der Erbauer-Familie. Der Sonnabend steht zunächst im Zeichen des filmischen Nachwuchses. „Die jungen Talente kommen mit mutigen Filmen und neuen, unverbrauchten Sichtweisen im Wandel der digitalen Welten“, sagt Sabine Matthiesen. Von 10.30 bis 15.30 Uhr sind Beiträge zu sehen, die zeigen, mit welchen Themen sich die jungen Menschen medial beschäftigen, vom Erstlingswerk bis zum Gesellenstück, Spielfilm, Dokumentation, Animation. Studenten der Hochschule Wismar präsentieren ihre Spezialität, Typofilme des Studiengangs Kommunikationsdesign und Medien. Erstmalig sind „Klangbilder“ zu sehen, dabei wird unterschiedliche Musik in animierter Form visualisiert. Das Netzwerk Animationsfilm MV präsentiert Musikvideos, Experimentelles und klassische Animationstechniken. Zu allen Vorführungen sind die Filmteams anwesend. Das Festivalteam freut sich auf einen lebhaften und spannenden Austausch bei den Filmgesprächen. Ab 16 Uhr wird der Spielfilm „Lichtes Meer“, eine weitere Wismar-Premiere, gezeigt. Die romantische Story eines Heranwachsenden, der sich auf einer langen Seereise in einen geheimnisvollen Matrosen verliebt. Als MV-Premiere ist am Abend eine Dokumentation über das weltweit berühmteste Tanzpaar in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu sehen, die Sacharoffs. Rainer Maria Rilke bezeichnete sie als „Poeten des Tanzes“, so auch der Titel des Films. Die Regisseurin begibt sich auf die Spuren der Ausnahmekünstler und forscht in der deutschen Tanzgeschichte. Haike Werfel

Vorhang auf für das 9. Filmfestival in Wismar: Es beginnt morgen mit dem Kinderfilmfest MV - Doku über deutsch-koreanische Familientragödien