Politik - Drei Kandidaten — 15 Antworten

Wismar/Grevesmühlen — Heute entscheidet der Kreistag von Nordwestmecklenburg über die Nachfolge von Gerhard Rappen. Drei Kandidaten sind für den Posten des 1. Stellervertreters der Landrätin vorgeschlagen worden. Die OZ hat ihnen fünf Fragen gestellt. 1Warum wollen Sie 1. Stellvertreter der Landrätin werden? Mathias Diederich: Ich denke, dass ich als Beigeordneter und Stellvertreter der Landrätin viel bewegen kann. So kann ich mich mit ganzer Kraft für den Landkreis und seine Bürger einsetzen. In der Kreisverwaltung gibt es vieles, was schon gut funktioniert, jedoch ist ständig auch etwas zu verbessern. Daran will ich mitwirken und helfen, das Verwaltungshandeln des Landkreises transparenter und nachvollziehbarer zu gestalten. Dr. Roland Finke: Nachdem ich den Fachdienst Umwelt nun seit über fünf Jahren leite, bin ich bereit, weitere Verantwortung zu übernehmen. Ich bewerbe mich auf die Stelle meines direkten Vorgesetzten. Daher weiß ich sehr genau, was mich erwarten würde: Ich sehe den 1. Stellvertreter weniger als Politiker, sondern mehr als einen 1. Manager der Kreisverwaltung. Ich fühle mich für diese Aufgabe sehr gut vorbereitet und glaube, dass sie mich beruflich glücklich machen würde. Lars Prahler: Meine persönliche Motivation ist stets, dass ich möglichst viel bewegen möchte. Wenn dabei möglichst viele von meiner Arbeit profitieren, macht mich das glücklich und spornt mich an. 2 Was qualifiziert Sie für diese Aufgabe? Diederich: Für die Aufgabe als Stellvertreter der Landrätin und Beigeordneter bringe ich eine fundierte Ausbildung als Jurist und vielfältige berufliche Erfahrungen mit. So war ich zehn Jahre Rechtsanwalt mit Schwerpunkten im öffentlichen und im Wirtschaftsrecht. Ich habe als Referent im Landesrechnungshof und als Referatsleiter im Justizministerium gearbeitet. Für den Landkreis bin ich nun bereits mehr als vier Jahre tätig, unter anderem als Leiter des Büros von Frau Landrätin Hesse. Seit 2012 leite ich hier die Stabsstelle Wirtschafts- und Regionalentwicklung. Finke: Zusätzlich zu Studium und Promotion (Dr.-Ing.) habe ich das „technische Referendariat“ absolviert. Das ist eine Zusatzausbildung für Ingenieure, die für die höhere Beamtenlaufbahn qualifiziert. Ich bin umfassend im öffentlichen Recht sowie als Führungskraft für die öffentliche Verwaltung ausgebildet. Als Leiter des Fachdienstes Umwelt habe ich auch die notwendige Erfahrung — und zwar genau in dem Fachbereich der Kreisverwaltung, den der 1. Stellvertreter leitet. Prahler: Wer mich kennt, weiß, dass ich einer bin, der andere begeistern kann, bei guten Dingen mitzumachen, der zuhören und reden kann, der seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Orientierung und genügend Freiraum zugleich gibt und der Probleme gut analysieren kann und stets versucht, umsetzbare Lösungen zu finden. Und ich kann viel arbeiten, was unweigerlich zu Ergebnissen führt. 3Was sind Ihre Ziele, falls Sie gewählt werden? Diederich: Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Landkreisverwaltung noch ein Stück bürgernäher, kompetenter und verlässlicher wird. Die Verwaltung wird ihrer Aufgabe, den Bürgern im öffentlichen Interesse zu dienen, oft schon sehr gut gerecht. Ich halte es aber auch für sehr wichtig, dass die Entscheidungen des Landkreises richtig und verständlich begründet werden. Das setzt natürlich fachliche Kompetenz voraus, die durch gute Anleitung und gezielte Fortbildung gefördert werden sollte. Kompetenz schafft auch die Voraussetzungen für Verlässlichkeit und Rechtssicherheit. Ich möchte dazu beitragen, dass Entscheidungen zügig getroffen und gesetzliche Fristen nicht vollständig ausgereizt oder gar überschritten werden. Finke: Ich möchte die Arbeitsprozesse in der Kreisverwaltung verbessern. Potenziale sehe ich besonders im weiteren Ausbau der EDV-Nutzung. Auf diese Weise kann die Qualität unserer Dienstleistung trotz weiterer Sparzwänge mindestens beibehalten werden. Besonders wichtig ist mir auch eine offene und kooperative Gesprächskultur nach innen und außen. Prahler: Es kann vielleicht an der aktuellen Jahreszeit liegen: Wir sollten eigentlich nur darauf achten, dass sich Nordwestmecklenburg weiter so herrlich entwickelt wie in den letzten Jahrzehnten, und dass möglichst viele Bürger, unsere Gäste, Neubürger, unsere Unternehmer und möglichst viele neue Investoren mitbekommen, dass in Nordwestmecklenburg tatsächlich die Seele lächelt. Das bedeutet für uns in der Kreisverwaltung harte Arbeit. Wir müssen so arbeiten, dass die Menschen uns als kompetent, effizient und engagiert wahrnehmen. Großprojekte wie Verwaltungsneubau oder ÖPNV-Konzept befinden sich in der Umsetzungsphase. Da muss ich mir sofort und intensiv einen Überblick über die Details verschaffen, um nahtlos im Bilde zu sein. 4Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit der Politik vor? Diederich: Ich begrüße es, wenn sich Kommunalpolitiker bei wirklich wichtigen Themen immer wieder auf sachlicher Ebene einigen können. Eine solche sachliche Einigung mit einer breiten Mehrheit ist aber nur möglich, wenn alle gleichermaßen gut informiert sind und einander zuhören. Hierfür kann die Verwaltung Voraussetzungen schaffen — durch eine gute und gerechte Informationspolitik gegenüber den gewählten Kreistagsmitgliedern und durch eine sachliche Diskussionsatmosphäre. Hierzu möchte ich als Beigeordneter und Stellvertreter der Landrätin beitragen. Finke: Die Politik möchte ich gerne den Politikern überlassen und mich darauf konzentrieren, eine überzeugende Führungskraft der Kreisverwaltung zu sein. Die Aufgabe ist es, politische Entscheidungen des Kreistages gut vorzubereiten und effizient umzusetzen. Besonders achten würde ich auf die Transparenz der Arbeitsprozesse. Da ich selbst keiner politischen Partei angehöre, stehen Parteiinteressen für mich nie im Vordergrund. Es geht mir darum, mit allen gut und auf die Sache bezogen zusammenzuarbeiten. Prahler: Vertrauen schaffen durch täglich gute Arbeit! Dann erwarten die politischen Vertreter im Kreistag und in den Kommunen, dass man deren Sprache spricht, was nicht das Gleiche ist wie „ihnen nach dem Munde reden“. 5Trauen Sie sich auch die Aufgabe des Landrats zu? Diederich: Ich habe Respekt vor den Aufgaben eines Landrats und Achtung vor dem Engagement, mit dem Frau Landrätin Weiss diese wahrnimmt. Ich traue mir aber auch zu, diesen Aufgaben gerecht zu werden. Denn schließlich möchte ich der Abwesenheitsvertreter der Landrätin und ihr ständiger Vertreter im mir zugewiesenen Fachbereich werden. Finke: Ja. Prahler: Im Vertretungsfalle ja. Weitere wichtige Themen Der Kreistag von Nordwestmecklenburg tagt heute ab 17 Uhr im Kreistagssaal der Malzfabrik in Grevesmühlen. Unter anderem sollen die Nachfolger von Stefan Lösel, Leiter des Eigenbetriebs Nahverkehr Nordwestmecklenburg und Betriebsleiter des Eigenbetriebs Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises, offiziell bestellt werden. Außerdem geht es einmal mehr um das Nahverkehrskonzept des Landkreises, dabei vor allem um die Auseinandersetzung mit den Busbetrieben Wismar Regio/Stadt. Die Schuleinzugsbereichssatzung soll beschlossen werden, ebenso wie höhere Eintrittspreise für das Kreisagrarmuseum und eine Haushaltssperre. Robert Niemeyer