Erneuter Rückschlag: Traumschiff fährt an Wismar vorbei

Schon wieder ein Korb für Wismar: Das Motorschiff „Amadea“ legt morgen nicht in der Hansestadt an. Die Begründung lautet: zu viel Wind. Voraussichtlich wird er in der Wismarbucht bis Stärke acht pusten. Grund genug für Kapitän Jens Thorn, mit dem 193 Meter langen Kreuzliner von Kopenhagen direkt nach Travemünde durchzufahren. Geplant war ein Halt des ZDF-Traumschiffs, Flaggschiff des Bonner Unternehmens Phönix-Reisen, von 7 bis 13 Uhr. „Wir bedauern die Absage sehr“, sagt Kreuzfahrtkoordinatorin Nicole Wriggers von der Columbus Cruise Center Wismar GmbH (CCCW). „Doch die Entscheidung dafür liegt beim Kapitän.“ Eigentlich waren in diesem Jahr 14 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen in der Hansestadt geplant. Nun werden es höchstens noch sechs. Einen großen Rückschlag musste die CCCW bereits im April hinnehmen. Die spanische Reederei Pullmantur Cruises sagte acht Anläufe im Wismarer Hafen wegen nautisch-technischen Gründen ab. „Die S-Kurve vor der Insel Poel ist eine Problemstelle“, erklärt Nicole Wriggers. Absagen seien „ganz normal und nichts Dramatisches“, beschwichtigte Michael Kremp, Geschäftsführer der CCCW und des Seehafens, im Frühjahr. „Wir sind dabei, die Geschäfte langsam zu entwickeln.“ Kurzfristig habe sich dafür die „Star Legend“ der Reederei Windstar Cruises im August angemeldet. Zum Ausbleiben der „Amadea“ wollte sich der Seehafen-Chef gestern nicht äußern. Das Wetter hatte Wismar bereits im vergangenen Jahr mehrere Striche durch die Kreuzfahrt-Rechnung gemacht. Die „Empress“ der Reederei Pullmantur Cruises hatte drei ihrer Stopps in Wismar aufgrund des starken Windes abgesagt. Die Anpassung der Fahrrinne bleibt deshalb ein dringliches Anliegen, das im Zuge der Baumaßnahmen am Seehafen und an der Kaikante in Angriff genommen wird (siehe Kasten). Die Fahrrinne soll von 9,50 auf 11,50 Meter vertieft und von 60 auf 70 Meter verbreitert werden. „Besonders ältere Schiffe haben zu viel Tiefgang und können nicht so schnell lenken“, erklärt Bausenator Michael Berkhahn (CDU). „Haben die Kapitäne dann noch mit Wind zu kämpfen, ist die bisherige Fahrrinne schlichtweg zu schmal.“ Diese Navigationsprobleme führen zwangsläufig zu Absagen. Gerade deshalb lohne sich die Baumaßnahme im Seehafen besonders, betont Sigfried Rakow (CDU), Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses in der Bürgerschaft. „Kreuzfahrten werden zudem immer beliebter. In Rostock müssen die Kapitäne teilweise auf den Überseehafen ausweichen, was für die Gäste weniger schön ist.“ Dadurch gewinne Wismar an Attraktivität. „Deshalb brauchen wir einen vernünftigen Anleger für eine schnelle Abfertigung und Parkplätze für die Busse“, so Rakow. „Dann ist unser Ziel von 20 bis 30 Anläufen pro Jahr auch realistisch.“ Für das kommende Jahr gibt es bereits sechs Anmeldungen und auch für 2018 hat sich schon ein Kreuzfahrtschiff angekündigt. Das Zeitfenster des MS „Amadea“ mit Platz für 600 Passagiere wäre beim morgigen Stopp nicht groß gewesen. Für sechs Stunden sollte das Schiff in Wismar festmachen. Jeweils zwei Stunden dauert die sogenannte Revierfahrt, die Strecke von der offenen See bis zum Liegeplatz. Sechs Reisebusse waren bereits organisiert, um die Gäste nach Rostock oder Bad Doberan zu bringen. Ein Rundgang in der Wismarer Altstadt war ebenfalls geplant. Zur Verabschiedung sollte der Shantychor „Blänke“ einige Lieder singen, zum Ehrensalut waren die Wismarer Schützen angeheuert. Die „Wissemara“ hätte den Kreuzliner zudem aus der Bucht begleitet. Finanziell hat die Absage keine Auswirkungen auf die CCCW. „Das Landprogramm wird über Ausflugsagenturen organisiert, damit haben wir nichts zu tun“, erklärt Nicole Wriggers. „Da es sich bei der Anmeldung der Schiffe lediglich um eine Reservierung handelt, fallen für den Liegeplatz selbst keine Kosten an.“ Zudem könnten bei einer rechtzeitigen Absage wie dieser alle Beteiligten, wie Behörden und Mitwirkende der Programme, rechtzeitig informiert werden, sodass keine zusätzlichen Kosten anfallen. „Schade ist es für die Dienstleister in der Stadt und den Einzelhandel, die durch die Besucher eventuell höhere Umsätze erzielt hätten“, bedauert die Kreuzfahrtkoordinatorin. Was am Seehafen passiert 4,2 Hektar groß soll die Erweiterungsfläche am Wismarer Seehafen werden. Zudem entsteht eine neue Kaianlage auf einer Länge von 332 Metern. Baubeginn ist im Oktober dieses Jahres. Das Vorhaben soll Ende 2018 abgeschlossen sein. Die Kosten belaufen sich auf 36 Millionen Euro. Die Europäische Union fördert 90 Prozent für den Ausbau des Kreuzfahrtterminals sowie 60 Prozent für den zweiten Bauabschnitt der Seehafenerweiterung. Anläufe der Kreuzliner im August: 2. August: „Star Legend“, 7 bis 20.30 Uhr; 3. August: „Azamara Quest“, 7 bis 23.59 Uhr; 10. August: „Nautica“, 7 bis 23 Uhr Vanessa Kopp und Hans-Joachim Zeigert

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