Freilichtmuseum Mueß: Wolfs- statt Hechtangel

Falsch deklariert lagerten sie Jahrzehnte unentdeckt in einem Schaukasten des Freilichtmuseums Mueß bei Schwerin: Zwei äußerst seltene Wolfshaken aus dem 18. Jahrhundert. Der Kasten stammt aus dem Nachlass von Richard Kieser und kam im August 1968 ins Mueßer Museum. Kieser war leidenschaftlicher Angler und aktives Mitglied des Bad Kleinener Angelvereins. „Die Angelgeräte wurden von Angelfreunden aus Bad Kleinen und Hohen Viecheln hergestellt“, ist auf der beiliegenden Karteikarte zu lesen. Doch zwischen Hecht-Stecheisen, -Blinker und -Spinner hatten sich unbemerkt die beiden Wolfshaken gemischt. „Wir kamen erst auch nicht auf die Idee, das anzuzweifeln. Zumal wir bereits ein ähnliches Exemplar besaßen“, erklärt Volker Janke vom Freilichtmuseum. Er meint damit genau so ein Gerät, das aus Neustrelitz stammt und 1933 durch Überweisung von Prof. Richard Wossidlo ins Museum gelangte. Im Inventar ist vermerkt: „Hechtangel mit vier Spitzen“. Doch Janke begann zu zweifeln, als er vor zehn Jahren im Museumsdorf Hösseringen in Niedersachsen die Ausstellung „Auf Isegrims Spuren“ besuchte. „Hier habe ich so was zum ersten Mal im Zusammenhang mit der Wolfsjagd früherer Zeiten gesehen“, berichtet der Ethnologe. Er ging der Sache nach. „Das Gerät lässt sich kaum mit einem Köder für den Fischfang bestücken. Für eine Angel ist es zu schwer und versierte Fischer schließen den Gebrauch als Hechtangel kategorisch aus“, sagt Janke über seine Recherchen. Die beiden Eisen wurden nun für die aktuelle Ausstellung über die Fischerei im Schweriner See aus dem Kasten genommen und separat präsentiert. Über ihren Gebrauch ist zu lesen: „Auf die Widerhaken wurde ein Köder — das so genannte Luder — gespießt. Die so präparierte ,Angel‘ wurde mit einer Kette im Baum befestigt. Schnappte der Wolf beim Hochspringen den Köder, verhakte sich das Gerät in seinem Kiefer. Das Tier blieb hängen und verendete qualvoll.“ Der Besucher erfährt, dass um 1800 die letzten Wölfe in Mecklenburg gejagt wurden und die Gebrauchsweise der Geräte in Vergessenheit geriet. Es sei durchaus vorstellbar, heißt es weiter über den Gebrauch der „Wolfsangel“, dass findige Angler versucht haben, besonders kapitale Hechte auf diese Weise aus dem Wasser zu ziehen. Und die Beschriftung bietet auch einer Erklärung, warum sie inzwischen so selten sind. Bei den Angelversuchen seien vermutlich nicht nur die meisten Wolfsangeln verloren gegangen, sondern auch das Wissen um diese Fanggeräte. Peter Täufel

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