Gartenbauverband startet Ausbildungsoffensive

In fast jeder Branche gibt es einiges, das läuft, anderes, das zu beklagen ist. Doch die Gärtner, wie der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Till Backhaus (SPD) bei der diesjährigen Tagung des Gartenbauverbandes Nord in Grevesmühlen sagte, „neigen ja eher nicht so zum Jammern.“ Backhaus schien zu wissen, wovon er redete, was sicher aus seinen Erfahrungen in seiner Zeit als Abteilungsleiter der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Lübtheen herrührte. Die anwesenden Mitglieder des Gartenbauverbandes Nord jedenfalls stimmten seiner Einschätzung lautstark zu. Als „eine starke Gemeinschaft“ bezeichnete Backhaus den Gartenbauverband Nord mit „seinem langjährigen und verdienten Präsidenten Andreas Lohff an der Spitze“. Der Hamburger Lohff war an diesem Tag mit 90 Prozent Zustimmung als Präsident des Verbandes wiedergewählt worden. Lohff, zugleich Schatzmeister im Zentralverband Gartenbau, besaß damit nicht nur die ausdrückliche Wertschätzung des Landwirtschaftsministers — den Lohff übrigens als „unseren Gartenbau-Minister“ bezeichnete — sondern auch der großen Mehrheit seiner Verbandsmitglieder. „Das liegt daran“, so Thomas Heinemann, Landespräsident des Verbandes in Mecklenburg-Vorpommern, „dass Andreas Lohff die Interessen aller Mitglieder im Auge hat.“ Im Bereich Gartenbau sei die deutsche Einheit tatsächlich vollzogen. Bereits 1990 war der Gartenbauverband, in dem sich bis dahin Unternehmen aus Hamburg und Schleswig-Holstein zusammengeschlossen hatten, auf Mecklenburg-Vorpommern zugekommen. Heinemann betonte: „Wir wurden von Anfang an nicht wie ‘Stiefkinder‘, sondern wie gleichberechtigte Partner behandelt.“ Besonders hervorzuheben sei dabei die Unterstützung innerhalb der neuen politischen Strukturen mit ihren Herausforderungen und Möglichkeiten gewesen, so Heinemann, der auch einer der Geschäftsführer des Rostocker Gartenfachmarktes „Grönfingers“ ist. Von dem sagte Till Backhaus in seiner Rede: „Meine Familie liebt ‘Grönfingers‘.“ Warum, verriet der Minister anschließend, ebenso, dass er leider nicht allzu oft Zeit hätte, seine Familie dorthin zu begleiten. „Es geht um den Service, der in diesem Fachmarkt geboten wird. Freundliche, professionelle Beratung, die Spaß macht.“ Service war dann auch ein Stichwort, das der Minister in seiner Ansprache mehrfach in die Waagschale warf. Die Gartenbaubranche, wie fast alle Branchen und dieses Mal nicht nur in MV, kämpft mit Nachwuchssorgen. Um denen nachhaltig entgegenzuwirken, hat der Gartenbauverband Nord jetzt eine Ausbildungskampagne gestartet. Ziel der Kampagne ist es, junge Menschen wieder für den Beruf des Gärtners zu begeistern. „Es geht uns nicht nur um eine Reaktion auf den demografischen Wandel“, so Thomas Heinemann, „es geht auch um den Fakt, dass viele junge Menschen lieber vor einem Computer sitzen.“ Eine andere Schwierigkeit sei, dass viele Schulabgänger zum Beispiel nicht wüssten, dass die Branche gute Löhne zahle, die teilweise, schon lange vor dem Mindestlohngesetz, über Mindestlohn gelegen haben sollen . Zwei dringenden Anliegen des Gartenbauverbandes Nord erteilte Till Backhaus eine freundlich, leise aber nichtsdestotrotz sehr klare Absage. „Was die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln angeht, kann ich die Sorge im Gartenbau zwar nachvollziehen, aber wir müssen mit dem Thema angemessen umgehen. Es geht um eine nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen. In der Bevölkerung wächst der Widerstand gegen den inflationären Einsatz von Pflanzenschutzmitteln immer weiter.“ Auch die Diskussion um den Abbau von Torf und die Renaturierung von Mooren beschied der Minister eindeutig zugunsten letzterer. Eine fortschreitende Reduktion von Torf als Substratausgangsstoff müsse vom Gartenbau mitgetragen werden. Die Erhaltung beziehungsweise Renaturierung von Mooren sei von nachhaltiger Wichtigkeit für die Nährstoffe im Boden, Grundwasser und in den Meeren. Nach produktions- und verbrauchergerechten Alternativen zum Einsatz von Torf soll weiter geforscht werden. Annett Meinke

Grevesmühlen - Gartenbauverband startet Ausbildungsoffensive