Grevesmühlener Prägestempel aus 16. Jahrhundert ersteigert

Die Stadt Grevesmühlen hat im Internet einen Grevesmühlener Münzprägestempel aus dem 16. Jahrhundert ersteigert und will diesen im Heimatmuseum ausstellen. Der Preis sei „angemessen“ gewesen, mehr ließ sich Bürgermeister Jürgen Ditz nicht entlocken. Nach OZ-Informationen ging der Stempel im August für 1060 Euro an den Höchstbietenden. Ditz stellte den „kleinen Schatz“ gestern gemeinsam mit Stadtarchivar Alexander Rehwaldt sowie Hobby-Historiker Carsten Schmoldt aus Klütz vor. Schmoldt war derjenige, der die Versteigerung im Internet-Auktionshaus ebay entdeckt hatte. „Er rief mich an einem Freitagnachmittag gegen 15 Uhr an, als ich eigentlich schon auf dem Weg zum Fußball war“, berichtete Rehwaldt. Die Auktion sei nur bis 18 Uhr gelaufen, deshalb sei alles „holterdipolter“ gelaufen. „Wir haben uns schnell entschieden. Der Prägestempel ist eine gute Ergänzung zu unserer stadtgeschichtlichen Ausstellung. In der Münzvitrine liegen schon zwei Doppelschillinge aus den Jahren 1524 und 1525.“ Dass nun auch der Stempel daneben gelegt werden könne, mit dem diese historischen Münzen geprägt wurden, hält Schmoldt für eine kleine Sensation. Immerhin handele es sich um ein Stück, das fast 500 Jahre überdauert hat. Mon. No. Grevesmollem — das ist mit etwas gutem Willen auf dem Stempel zu lesen, wobei es sich um die Abkürzung für Moneta Nova handelt, lateinisch für: neues Geld. Er muss in den Jahren 1524 und 1525 unzählige Silberblechstücke geprägt haben, wie aus seiner regelrecht zerstampften Hinterseite zu schließen ist. „Doppelschillinge waren der höchste Nominalwert — der 100-Euro-Schein — der damaligen Zeit“, erklärt Schmoldt. „Daran, dass Grevesmühlen Münzen prägen durfte, kann man seine damalige Bedeutung erkennen.“ Auf der Vorderseite des Doppelschillings war ein Herr mit Lockenkopf abgebildet, bei dem es sich vermutlich um einen Fürst oder Herzog handelte. Wo sich das Gegenstück des Prägestempels befindet, ist unbekannt. Carsten Schmoldt hob hervor: „Dass sich eine Stadt wie Grevesmühlen ein Archiv leistet, finde ich super. Sonst wird überall gespart — und am Ende werden dann historische Gegenstände in alle Himmelsrichtungen gestreut. Das bedeutet einen Identitätsverlust. Dabei kann man viel daraus erfahren und lernen.“ Der Stadtarchivar engagiert sich in diesem Schuljahr auch zum zweiten Mal in Folge bei einem Projekt im Gymnasium, bei dem sich Zehntklässler im Wahlpflichtkurs mit dem Beginn der höheren Schulen in Grevesmühlen befassen und dazu eine Chronik erstellen. Das Projekt erstreckt sich über das gesamte Schuljahr. Im nächsten Schuljahr will er mit Schülern des Flüchtlingslagers in Questin gedenken, das im Herbst 1945 eingerichtet worden war. Ulrike Oehlers

Grevesmühlen - Grevesmühlener Prägestempel aus 16. Jahrhundert ersteigert