Groß Stieten lässt es zur 785-Jahr-Feier krachen

Vor 785 Jahren wurde Groß Stieten erstmals urkundlich erwähnt. Das feiert die 563-Seelen-Gemeinde am Wochenende mit einem dreitägigen Fest auf dem Sportplatz. Zum Auftakt gibt es ein Höhenfeuerwerk. Die Jubiläumsfeier beginnt am Freitag um 18.30 Uhr mit dem Punktspiel der Altherren-Fußballer. Die SG Groß Stieten mit Bürgermeister Steffen Woitkowitz im Tor empfängt den Schweriner SC. Ab 22.30 Uhr lässt es die Gemeinde mithilfe eines ortsansässigen Sponsors krachen. Pyrotechnik soll den Himmel über Groß Stieten farbenprächtig erleuchten — „wie beim Hafenfest in Wismar“, kündigt der Bürgermeister an. „Da das Dorf etwas erhöht liegt, wird das Feuerwerk gut zu sehen sein.“ Steffen Woitkowitz wird das Fest offiziell am Sonnabend um 10 Uhr auf dem Platz vor den Gärten eröffnen. Dazu spielt wie immer das Blasorchester Dorf Mecklenburg. Außerdem lädt der Gartenverein „Baumblüte“ zu seinem 20. Erdbeerfest ein. Das bunte Festtreiben spielt sich auf dem Sportplatz ab. Ab 11 Uhr werden hier Kutschfahrten und Ponyreiten angeboten, es gibt eine Hüpfburg und Kinderunterhaltung. Außerdem haben die Jagdgenossenschaft Groß und Neu Stieten das Lehrmobil des Landesjagdverbandes MV zu Gast. Die Dorfrallye startet um 12 Uhr. Daran beteiligen sich die übrigen fünf Vereine im Dorf: der Schützen-, Angler-, Reit- und Sportverein sowie die Soziale Initiative e.V. Bis 15 Uhr haben Kinder von sechs bis elf Jahren, Jugendliche von zwölf bis 17 Jahren und Erwachsene Zeit, die Aktivitäten der Vereine an ihrem jeweiligen Standort in Groß Stieten zu absolvieren und Punkte zu sammeln. „Zu gewinnen gibt es den Dorfpokal in jeder Altersklasse“, hofft der Bürgermeister auf eine rege Beteiligung. Beim Schützenverein wird obendrein der Schützenkönig ermittelt. Während die Dorfrallye im Gange ist, wird auf dem Sportplatz weiter gefeiert. Dazu spielt die Jagdhornbläsergruppe „Wallensteingraben“ aus Wismar, das Aktionsbüro Delectatio aus Schleswig unterhält mit Clownerie und Jonglage, und es treten der Shantychor „Blänke“ und die Jump-Crew aus Wismar auf. Bevor ab 20.30 Uhr im Festzelt das „Rock-Kombinat Nord“ und anschließend DJ Benz zum Tanz spielt, werden die Sieger der Dorfrallye geehrt. Nachdem die Festgesellschaft ausgeschlafen hat, ist sie am Sonntag ab 12.30 Uhr zum Mittagsschoppen eingeladen. Außerdem wird ab 13 Uhr der „moderne“ Stietener Fünfkampf ausgetragen. Der Bürgermeister erläutert die Disziplinen: Es gilt, mit der Mistgabel zu werfen und ein Ziel zu treffen, mit dem Gummistiefel weit zu werfen, mit einem Stein weit zu stoßen. Beim Hammerdrehen müssen die Teilnehmer um den und dann mit dem Vorschlaghammer laufen und beim Hindernislauf mit einem Bierglas auf einem Brett laufen. Es gewinnt, wer die meisten Punkte hat. An diesem Fünfkampf dürfen Jugendliche ab 14 Jahren sowie Frauen und Männer teilnehmen. Siegerehrung und Dorffestende ist um 16.30 Uhr. Bis dahin sorgen „Reuters Fritzen“ für musikalische Unterhaltung. Aus der Chronik von Reinhard Naatz Der Sachsenherzog Heinrich der Löwe besiegt 1160 den Obotritenfürst Niklot. Um 1200 beginnt die Einwanderung deutscher Siedler aus Niedersachsen, Friesland, Westfalen und Holstein. Sie kommen vor allem über Lübeck. In dieser Zeit wird Groß Stieten gegründet. 1230 werden die Orte Groß, Klein und Grapen Stieten sowie ein untergegangenes viertes Stieten erstmals urkundlich erwähnt. Das Geschlecht derer von Stiten war zu dieser Zeit hier sesshaft. Die Familie ging später nach Wismar und lebte seit 1380 in Lübeck, wo sie unter anderem Bürgermeisterämter innehatte. Im 17. Jahrhundert starb sie aus. Der Ortsname kommt aus dem Slawischen und bedeutet so viel wie „Schild“ oder „Schildort“. In anderen Urkunden wird Groß Stieten auch als Duden-Stiten (1298) oder als Groten-Stytende (1337) bezeichnet. In früherer Zeit befand sich Groß Stieten im Besitz der Ritter von Rambow, die im südlichen Raum von Wismar verbreitet waren. 1637 geht das Dorf, dessen Leben von einem Gutshof bestimmt wird, an Baltzer von Zülow. 1744 wird Freiherr Johann von Hagen neuer Eigentümer. In den folgenden Jahrhunderten wechselten die Besitzer mehrfach. Seit 1871 bis zur Enteignung 1945 befand sich das Gut im Besitz der Familie Thormann. Haike Werfel

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