Bei der Ostsee-Molkerei Rücker in Wismar ist am Freitagmorgen giftiges Ammoniak aus mehreren Gaslecks ausgetreten. Um 6.39 Uhr hatte die Molkerei selbst die Feuerwehr alarmiert. Alle Mitarbeiter mussten sofort evakuiert werden – in dem Traditionsbetrieb rührte sich nichts mehr.
Marco Trunk, Sprecher der Hansestadt Wismar, bestätigte der OZ, dass es einen Ammoniak-Austritt an einer Umwälzpumpe gab. Das habe die Gaswarnanlage der Molkerei ausgelöst. Allerdings habe es keinen Austritt des giftigen Gases nach außen gegeben.
Innen jedoch gab es gleich mehrere Lecks. „Um die zu schließen, müssen sogenannte Schieber manuell zugemacht werden. Dazu müssen die Einsatzkräfte in Schutzanzügen rein“, berichtete Trunk während des Einsatzes. Und genau das sei sehr zeitaufwendig. Zur Ursache der Gaslecks ist noch nichts bekannt.
Wehren aus dem ganzen Landkreis am Einsatz beteiligt
Rund 100 Einsatzkräfte aus dem ganzen Landkreis waren im Einsatz, darunter Feuerwehr, der Katastrophenschutz, Polizei und Rettungskräfte. Mit dabei waren unter anderem die Berufsfeuerwehr Wismar und die freiwilligen Wehren Wismar Altstadt und Friedenshof – beide mit ihrem Abrollbehälter Gefahrgut.
Ebenfalls im Einsatz war der Gefahrgutzug des Landkreises bestehend aus den Einheiten der freiwilligen Wehren Neukloster, Rehna, Dassow und Selmsdorf. Auch der sogenannte Dekontaminationszug des Landkreises mit den Einheiten Warin und Wismar-Altstadt war dabei. Auch die Wehr Dorf Mecklenburg kam hinzu.
.
Feuerwehrleute müssen immer wieder in Schutzanzügen in die Molkerei
Ein Mitarbeiter aus dem benachbarten Bürogebäude, das direkt an die Molkerei angrenzt, berichtete: „Wir wurden gar nicht gewarnt. Hier standen nur plötzlich immer mehr Feuerwehren auf dem Hof. Aber allzu schlimm scheint es nicht zu sein.“
Dennoch: Die Alarmanlage der Molkerei war bis zu den Nachbarn zu hören – stundenlang. Immer wieder betraten Feuerwehrleute in neongrünen Schutzanzügen die Molkerei durch einen Seiteneingang. Sie wirkten dabei gelassen – genau wie alle anderen Feuerwehrleute auf dem Gelände.
Gegen 13.40 Uhr gab es dann die erste leichte Entwarnung: „Die Messwerte nehmen deutlich ab“, teilte die Stadt mit. Zu diesem Zeitpunkt mussten nur noch wenige Schieber geschlossen werden.
Gebraucht werden speziell ausgebildete Feuerwehrleute
Weil jedoch nicht jeder Feuerwehrmann eine Ausbildung dafür hat, in diesen speziellen Schutzanzügen zu arbeiten, mussten viele Leute nachgeordert werden. „Die müssen extra für einen solchen Einsatz ausgebildet sein“, so Trunk.
Insa Rücker, Sprecherin der Molkerei, deren Hauptsitz sich im ostfriesischen Aurich befindet, berichtete der OZ ebenfalls: „Menschen wurden bei dem Unfall nicht verletzt. Auch die Produkte haben keinen Schaden genommen.“ Zudem bestünde keine Gefahr für die Öffentlichkeit. „Wir gehen davon aus, dass wir die Produktion schnell wieder aufnehmen können.“ Milchlaster, die zur Molkerei gefahren kamen, mussten allerdings warten oder wieder abdrehen.
Ammoniak kann zu starken Gesundheitsschäden führen
Der Stoff Ammoniak wird in Molkereien zur Kühlung verwendet. In hohen Konzentrationen kann die Verbindung zu Atemwegsreizungen und Gesundheitsschäden führen. Es ist ein stark stechend riechendes, farbloses, wasserlösliches und giftiges Gas, das zu Tränen reizt und erstickend wirkt.
Mehr zum Thema: Erstmeldung – Großalarm in Wismar: Ammoniak in Ostsee-Molkerei ausgetreten
Michaela Krohn