Hausaufgaben für den Ministerpräsident

Politiker sitzen in einem Boot — und schippern durch die Wismarbucht. Im Rahmen seiner Sommertour traf sich Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) gestern Abend mit den Mitgliedern des Wismarer Kinder- und Jugendparlaments (Kijupa) zur Diskussionsrunde auf dem MS „Hansestadt Wismar“. Dabei stellte sich der Landesvater aber nicht den Fragen von Kindern, sondern denen von Kollegen. Als Minister aus dem Jahr 2020 präsentierten drei Nachwuchspolitiker ihre Visionen von Mecklenburg-Vorpommern, die sie im Plenum und unter Mitarbeit von Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) ausgearbeitet hatten. Mit zwei Schildern in der Hand konnte Sellering zu den Vorstellungen der Zukunftsminister Stellung nehmen: Mit traurigem Smiley, dass das nicht möglich ist. Oder mit Hut als Symbol dafür, dass er sich dem Wunsch annehmen will. „Die Mobilität hat sich 2020 verbessert“, sagte Mobilitätsminister Erik Winter. „Busse und Bahnen fahren zu jeder Tages- und Nachtzeit und auch für Senioren hat sich das Angebot geändert.“ Der Ministerpräsident zückte den Smiley. Zudem sei eine Lösung gefunden worden, dass die Fahrzeuge der Müllabfuhr zu den Hauptverkehrszeiten nicht mehr für Stau sorgen. Sellering setzte sich den Hut auf. „In fünf Jahren haben wir ein einheitliches Bildungssystem und das 13. Schuljahr ist eingeführt“, so die Vision von Bildungsministerin Maria Diener. „Viele Ausbildungsberufe, wie zum Beispiel Koch, sind attraktiver geworden.“ Sellering zückte den Hut — jedoch nicht ohne Einschränkungen. „Das meiste sehe ich genauso“, sagte er. „Doch ich bin aus Überzeugung gegen ein weiteres Schuljahr. Bewährtes muss bleiben.“ Die Visionen von Freizeitministerin Lisa-Marie Dahl für 2020: mehr genehmigte Graffitiflächen und ein ausreichendes Sport- und Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche. Dafür gab es den Hut. Die Diskussion drehte sich weiter, es ging um Lehrer, den neuen Nahverkehrsplan und Jugendclubs. Bürgermeister Beyer und Bundestagsabgeordneter Frank Junge (SPD) stiegen mit ein, Kreisjugendring und Elternvertreter trugen ihre Anregungen vor. Damit der Ministerpräsident die Denkanstöße der Wismarer Kids nicht vergessen wird, überreichte ihm Kijupa-Präsident Ingolf Holst einen Wunschzettel. „Wenn Sie wieder richtig arbeiten, würden wir uns gern nochmal mit Ihnen treffen und die Punkte weiter durchgehen“, fügte Moderator Florian Dieste hinzu. „Ich kann es nicht versprechen, aber will es auf jeden Fall versuchen“, versicherte Sellering. „Denn ich fand das Treffen sehr spannend.“ Es sei toll, das die Stadt Wismar ihrem Nachwuchs die Möglichkeit zum Mitbestimmen gebe. Denn Kinder seien die Zukunft. Vanessa Kopp

Wismar - Hausaufgaben für den Ministerpräsident