Hickhack in Boiensdorf: Gemeinde will Campingplatz doch räumen

Schock für die rund 200 Dauercamper auf dem Boiensdorfer Werder: Nun sollen sie doch weg und den Platz räumen. Tun sie dies nicht, will die Gemeinde die Räumung durchsetzen. Das geht aus einem Schreiben hervor, das die nordwestmecklenburger Gemeinde an die Camper verschickt hat (liegt der OZ vor). Eine Frist, bis wann die Camper den Naturcampingplatz verlassen müssen, ist in dem Dokument jedoch nicht angegeben. Rückblick: Der Campingplatz „Möwe“ in Boiensdorf an der Ostsee wurde die letzten 30 Jahre von Pächter Sönke Neumann betrieben. Rund 200 Dauercamper haben über die Jahre den Großteil des Sommers dort verbracht. Zum 31. Dezember lief der Pachtvertrag zwischen der Gemeinde und Neumann aus. In den Wochen davor begann das Bangen der Camper um ihr Urlaubs- und Wochenendparadies. Zunächst hieß es vonseiten der Gemeinde, die Camper müssen. Dann ruderte sie zurück und versprach: Die Camper dürfen zunächst bleiben. Ausschreibung für neuen Pächter ist noch nicht da: Nun der Schock: Beschlossen habe die Räumung die Gemeindevertretung am 11. Januar, der Campingplatz soll „beräumt an einen neuen Pächter“ übergeben werden. Das zumindest steht in dem Schreiben, das an die Camper mit Stempel vom 14. Januar gegangen ist. Den neuen Pächter muss die Gemeinde allerdings erst finden. Zwar hatte sie angekündigt, eine Ausschreibung dazu zu veröffentlichen. Geschehen ist dies allerdings bislang nicht. Lesen Sie auch: Dauercamper sollen Campingplatz in Boiensdorf bis Jahresende verlassen Dauercamper in Boiensdorf: Können sie doch auf ihrem Platz bleiben? „Die Gemeinde ist noch bei der Erarbeitung“, teilt die Leitende Verwaltungsbeamtin, Angela Lange, mit. Auch ein konkretes Zeitfenster könne sie noch nicht benennen. Zuletzt wurde die Ausschreibung für Anfang Januar angekündigt. Camper sind enttäuscht: Gemeinde zeigt unzumutbare soziale Härte: Die Camper selbst zeigen sich enttäuscht. „Warum sollen wir vom Platz? Wir haben zwar nicht unseren Hauptwohnsitz hier, aber wir gehören doch trotzdem zur Gemeinde“, betont eine Camperin gegenüber der OZ. Zudem erklärt sie, dass viele Camper noch im vergangenen Jahr viel Geld in die Hand genommen hätten, um ihren Platz aufzuwerten. Auch würden sich die Camper fragen, welches Interesse der Bürgermeister und die Gemeinde daran haben, den Platz zu räumen. „Wo bleibt die Ausschreibung?“, fragen sich die Camper außerdem und beschreiben das Vorgehen der Gemeinde als „unzumutbare soziale Härte“, da jeder eine persönliche Geschichte mit dem Campingplatz habe. In dem Schreiben an die Camper erklärt Bürgermeister Silvio Jacob (parteilos): „Ihre derzeitige Lage, verbunden mit vielen Hoffnungen und Einzelschicksalen ist uns Gemeindevertretern bekannt und lässt uns nicht unberührt.“ Auch aus diesem Grund hätten die Gemeindevertreter wiederholt verschiedene Szenarien durchdacht, diskutiert und abgewogen. Dazu gehören unter anderem Rechtssicherheit für die Gemeinde und Entscheidungsfreiheit für ein eigenes Konzept des neuen Pächters. „Trotz der Härten, die sich für die Dauercamper ergeben, hält sie diesen Schritt für unabdingbar“, heißt es weiter. Der Campingplatz ist inzwischen verschlossen. Die Camper können zwar jederzeit an ihre Campingmobile, jedoch nur in Begleitung der Gemeinde. Sie dürfen den Platz „ausschließlich zum Zwecke der Beräumung nach vorheriger Terminabstimmung“ betreten. Nur bis wann das geschehen soll, lässt die Gemeinde bislang offen. Von Michaela Krohn