Das kleinste Haus am Alten Hafen kommt groß raus: Im Baumhaus öffnete das maritime Traditionszentrum von Wismar. Drei Fördervereine sind unter einem Dach: Poeler Kogge „Wissemara“, Lotsenschoner „Atalanta“ und Fischkutter „Marlen“. Besucher können in dem geschichtsträchtigen Haus die Ausflüge buchen.
Das Sahnehäubchen ist eine Dauerausstellung. Ein Rundgang führt die Besucher durch die drei Räume „Hanse“, „Kogge, Schoner, Kutter“ sowie „Schiffbau in Wismar“. Außerdem gibt es für Kinder ein Spielzimmer. „Wir wollen hier das maritime Erbe von Wismar bewahren“, sagt Ausstellungsleiterin Sylvia König. Sie ist Mitglied im Koggenverein und führt Gäste kurzweilig durch die Ausstellung.
Voll des Lobes war nach der ersten Führung Wismars langjährige Bürgermeisterin Rosemarie Wilcken: „Das Baumhaus ist ein ganz wichtiger Punkt in der Stadt. Ich bin total dankbar, dass es drei Vereine übernommen haben. Das Baumhaus mit dieser Ausstellung ist ein großartiges Geschenk an die Stadt.“
Drei Vereine mit über 600 Mitgliedern
Die drei Vereine zählen zusammen über 600 Mitglieder. Einer, der sich wie viele andere stark engagiert hat, ist Otto Stoye. Er übernahm am Eröffnungstag in Uniform die Wache. Außerdem prägt seine künstlerische Handschrift die Ausstellung. Stoye hat große Wandbilder entworfen und Figuren gestaltet. Demnächst wird er ein Atelier im Obergeschoss öffnen.
Die „Atalanta“ geht am Sonntag auf Probefahrt, die Poeler Kogge absolviert am 13./14. April einen Trainingstörn. Die Saison steht also unmittelbar bevor. Noch einige Zeit gearbeitet wird am Fischkutter. Als viertes Schiff unter dem Dach des Baumhauses laufen Verhandlungen für den Schlepper „Bösch“.
Für Reinhart Kny, Vorsitzender des Fördervereins „Poeler Kogge“, ist wichtig, dass sich die Vereine mit dem Baumhaus „für die Zukunft aufstellen“. Er dankte allen Beteiligten und meinte: „Mit dem maritimen Zentrum unterbreiten wir ein Angebot für alle Generationen, für Wismarer ebenso wie für Gäste der Stadt.“ Für Vize-Bürgermeister Michael Berkhahn (CDU) sind die drei Vereine Repräsentanten der Stadt. Das Baumhaus sei in guten Händen. Tourismus-Amtsleiter Norbert Huschner meinte anerkennend: „Ich bin begeistert, wie die Vereine das hinbekommen haben.“
Die Stadt hat dem Koggenverein das Haus über ein 66-jähriges Erbbaurecht zur Verfügung gestellt. Außerdem unterstützt die Stadt die Ausstellung im Rahmen der Kulturförderung mit jeweils 5000 Euro für die drei Fördervereine.
Woher der Name Baumhaus?
An dem Gebäude, Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut, ist Wismars höchster Hochwasserstand aus dem Jahr 1872 mit 3,06 Meter über Normal angegeben. Das Baumhaus war einst Sitz des „Bohmschlüters“. Früher wurde von hier aus der Hafen in der Nacht oder zur Gefahrenabwehr verschlossen. Dazu wurde von den Bohmschlütern eine Kette vor die Hafeneinfahrt gezogen, so dass unerlaubten Schiffen das Anlegen im Hafen verwehrt wurde. Die Bohmschlüter waren im Baumhaus untergebracht, daher stammt der Name Baumhaus.
Später war es Sitz des Hafenmeisters. Hier befanden sich Hafenbehörde, Lotsenstation und Seefahrtsamt. Mehrere Jahre wurde das Erdgeschoss für Ausstellungen genutzt. Baulich war das Gebäude stark verschlissen. Die Vereine haben mit viel Engagement in kurzer Zeit eine neue Attraktion geschaffen.
Öffnungszeiten und Eintritt
Am Sonnabend, 6. April, ist das Baumhaus am Alten Hafen ab 12 Uhr geöffnet.
Regulär öffnet das Baumhaus bis Oktober täglich von 11 bis 17 Uhr.
Zwei Euro zahlen Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren für die Dauerausstellung. Kinder von 5 bis 15 Jahren sind mit einem Euro dabei, alle jüngeren Kinder haben freien Zutritt.
Gruppen von maximal 15 Personen, die Führungen anmelden wollen: Tel.0 38 41/ 30 43 11.
Heiko Hoffmann