Kreissportbund: Sportvereine müssen höhere Beiträge zahlen

Kopfschüttelnd und sichtlich verärgert verließen einige Sportfreunde das Wismarer Zeughaus. Doch die meisten Vereinsvertreter waren mit dem wichtigsten Ergebnis des Kreissporttages zufrieden. Etwa 100 Delegierte stimmten am Freitagabend für eine moderate Erhöhung der Jahresmitgliedsbeiträge für den Kreissportbund (KSB) Nordwestmecklenburg. Für das Geschäftsjahr 2013, also rückwirkend, sind für Kinder 1,50 Euro (bisher 50 Cent), für Jugendliche zwei Euro (bisher ein Euro) und für Erwachsene 3,50 Euro (bisher 2,50 Euro) zu entrichten. Der Antrag des KSB-Vorstandes bekam 116 Ja-Stimmen, wobei einige Delegierte mehrere Stimmkarten in die Höhe hielten. 29 Nein-Stimmen und sechs Enthaltungen wurden notiert. Seinen Erweiterungsantrag, die Beiträge um je zwei Euro zu erhöhen, um Rücklagen bilden zu können, zog Harald Schütt von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Wismar wieder zurück. Der KSB Nordwestmecklenburg vertritt derzeit 156 Mitgliedsvereine mit etwa 19 300 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Die Vereine, die zum Stadtsportbund Wismar gehören, müssen mit keinen Veränderungen rechnen. Denn sie zahlen bereits mehr. Vor der Abstimmung gab es wieder eine rege Diskussion. Denn einige Vereine des „alten“ Kreissportbundes rechnen mit einer Verdopplung der jährlichen Beitragssätze und Mehrkosten bis zu 1000 Euro. Auch deshalb war ein erster Versuch, die Beiträge anzupassen, im vergangenen Jahr am Votum der Vereine gescheitert. Sönke Hagel, Vorsitzender des KSB, kritisierte die schlechte Beteiligung an den Regionalgesprächen in Gadebusch, Wismar und Grevesmühlen. „Nicht mal 20 Vereine waren dabei. In Gadebusch hatten nur zwei Vereine Interesse“, betonte der Bankkaufmann. „Dabei hätte man da schon viele Fragen klären können.“ In den vergangenen Monaten habe sich der KSB-Vorstand um Alternativen zur Beitragserhöhung bemüht. So seien zum Beispiel die Kosten für die Geschäftsstelle in Wismar, die mietfrei übernommen werden konnte, „durch strikte Sparmaßnahmen“ um 8000 Euro minimiert worden. „Wir haben die Teilnehmerbeiträge bei diversen Veranstaltungen erhöht und durch die Kündigung eines Mitarbeiters des Stadtsportbundes Wismar eine Einsparung in Höhe von jährlich 25 000 Euro erzielt. In diesem Jahr werden wir die Personalkosten noch weiter reduzieren. Außerdem verzichtet ein Teil des Vorstandes auf die Fahrkosten“, zählte Hagel auf. Der 45-Jährige warb vehement für die Beitragserhöhung, um so den Haushalt 2013, der bislang ein Defizit von etwa 18 500 Euro aufwies, ausgleichen zu können. „Ich muss das, was ich ausgeben will, und hier wird nur das Notwendigste ausgegeben, auch reinbekommen“, unterstützte Wolfgang Virtel vom Mecklenburger Sportverein den Antrag. Wilfried Firgt vom SV Schiffahrt/Hafen Wismar mahnte: „Es geht um den Sport im Kreis. Wir müssen jetzt und heute den Haushalt sehen.“ Klaus-Dieter Soldat (59), Geschäftsführer der TSG Wismar, sagte: „Dieser Beschluss war überfällig. Zukünftig erwarte ich, dass man dem Sport in unserer Region deutlicher dient. Was einige hier vorgebracht haben, war eine Lachnummer.“ Und Theodor Körner (59) von Fortuna Grevesmühlen, erklärte: „Wenn wir Gefahr laufen, ins Defizit zu rutschen, dann ist die Entscheidung doch klar.“ Thomas Schreiber (44) vom SC Mecklenburger Springer meinte dagegen: „Die Beitragsanpassung ist erforderlich, aber nicht in dieser unsozialen Form. Es ist nicht gut, dass der Beitrag für Erwachsene um das 1,4-fache steigt und für Kinder dagegen verdreifacht wird.“ Wolf-Peter Oswald (60) vom Selmsdorfer SV äußerte sich skeptisch: „Ich fürchte, dass 2014 wieder eine Erhöhung nötig ist.“ Vereine, die die Mehrkosten jetzt nicht zahlen können, beruhigte Sönke Hagel: „Wenn die Liquidität für 2013 nicht gegeben ist, wird es Lösungen geben, wie die Beiträge aufgebracht werden können.“ Es sei möglich, einen formlosen Antrag auf Stundung oder Nachzahlung im kommenden Jahr zu stellen. Kurz vor dem Ende der zweistündigen Versammlung ließ KSB- Schatzmeister Mirko Gärber die Katze aus dem Sack: „Ohne Beitragserhöhung, die letzte gab es 1994, hätten wir bei den Übungsleiterentschädigungen, bei den Ausbildungen der Übungsleiter und bei der Sportjugend kürzen müssen.“ Norbert Wiaterek

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