Lange Lesenacht vor Sankt Marien

Ein Lesefest für alle Wismarer und Gäste steht am kommenden Freitag, 19. Juni, im Kulturkalender der Stadt. Der Ort ist ungewöhnlich: Der Lesemarathon findet zwischen 19 und 24 Uhr in den Mauerresten von St. Marien statt. Autoren und Literaturfreunde aus der Region werden ihren Gästen Geschichten präsentieren — meist eigene Werke, oft mit Wismarbezug, ganz oft mit historischem Hintergrund. Mit dabei ist die Autorin Petra Block. „Eine tolle Idee! Ich war gleich Feuer und Flamme und bin gern dabei“, so die Hansestädterin. „Ich finde es toll, dass neben dem Hafen und dem Nikolaiviertel, die sich immer mehr aufhübschen, jetzt auch im Gotischen Viertel etwas passiert.“ Dort spielen einige der Sagen, die Petra Block lesen wird. „Unter anderem geht es um den Türmer von Sankt Marien“, verrät die Schriftstellerin. Für diese Geschichte hat Petra Block übrigens gründlich recherchiert. Namen, Daten und historische Feinheiten stimmen. „Lediglich die Handlung der Sage ist erstunken und erlogen“, sagt sie lachend. Ein echtes Bonbon der Veranstaltung: Rainer Däbritz wird aus seinem frisch erschienenen Buch „Dem Teufel das Ohr abgesegelt“ lesen. Das Lesefest für alle Wismarer und Gäste der Stadt unterstützen am Freitag stimmlich auch Nils Jörn, Carola Herbst, Beate Kunze und Regina Hoppe. „Immer zwei Autoren werden parallel lesen — dann gibt es eine kleine Pause, die Gäste können auf dem Platz vor Sankt Marien den Stuhl weiterrücken und die Leserunde beginnt erneut“, erklärt Dr. Nils Jörn. Auch Wismars Stadtarchivar wird das Publikum mit seiner Leselust begeistern. Es gibt Geschichte zwischen Seefahrern, Huren, Hexen und Henkern, von mecklenburgischen Adligen, dem russischen Zaren Peter I. bis hin zur Wismarer Wendezeit. „Die Idee zu dieser Veranstaltung hatten Rüdiger Dorn und Emmely Baumann vom callidus. Verlag“, erinnert sich Nicole Hollatz. Der Archivverein, dessen Vorsitzende die Journalistin ist, hat dann die Organisation und Schirmherrschaft übernommen. „Wir werden bis spät in die Nacht Wein ausschenken“, verspricht Nicole Hollatz fröhlich. „Das Geld, das wir einnehmen, dient einem guten Zweck und kommt dem Archivverein zugute“, erklärt sie. Begleitet wird das Lesefest ab 19 Uhr übrigens mit Livemusik der beiden Vollblutmusikanten Thomas und Johann Putensen. Ab 23.30 Uhr gibt es Nosferatu-Kurzfilme mit Anne Sell aus der Medienwerkstatt Wismar. Damit es gemütlicher wird, kann jeder sein eigenes Licht mitbringen: Kerzen, Lampen, Leuchter. Der Eintritt ist frei. Als Regenvariante steht die Neue Kirche zur Verfügung. Verein hat über 80 Mitglieder Im Februar 2013 wurde der Verein der „Freunde und Förderer des Archivs der Hansestadt Wismar e. V.“, kurz Archivverein, gegründet. Mittlerweile hat er über 80 Mitglieder. Ziel ist die Förderung von Kunst und Kultur, insbesondere natürlich des Stadtarchivs mit seinen Schätzen. So konnten in den letzten Jahren zahlreiche wertvolle Plakate und Urkunden aus dem Archiv gesichert oder restauriert werden mit dem Geld, dass der Verein erwirtschaftet hat. Zahlreiche Bücher, aber auch Plakate und Postkarten als historische Reproduktionen hat der Verein mit seinen Ehrenamtlern herausgebracht und so das Geld erarbeitet. Spenden an den gemeinnützigen Verein sind genauso möglich. Monatlich laden Verein und Archiv Interessenten zum historischen Abend ein. • Internet: www.archivverein-wismar.de Ina Schwarz

Wismar - Lange Lesenacht vor Sankt Marien