Mit Muskelkraft, Schweiß und Leidenschaft

Berit und Markus Baale haben ihre Lebensaufgabe gefunden. Das Ehenpaar baut das einst vergessene Gut in Teplitz bei Züsow wieder auf. „Man muss Idealist und in das Haus und das Grundstück verliebt sein“, sagt Markus Baale. „Sonst würde man nicht freiwillig so viel Zeit opfern.“ Fast 12000 Arbeitsstunden haben die Baales mit Freunden und Familienmitgliedern in das Gut bisher investiert — und das in rund einem Jahr. Alles in Eigenregie und ohne Fördermittel. „Und wir haben es nicht eine Sekunde bereut“, sagt der 38-Jährige. „Auch wenn wir wissen, dass wir hier unser Leben lang arbeiten werden.“ Im November 2013 haben die beiden sich der Gemeinde vorgestellt und erklärt, was sie auf dem Gut geplant haben. „Meine Großeltern haben früher hier gewohnt“, erzählt der gelernte Kanalbauer. „Ich bin auf dem Gut großgeworden und habe immer meine Ferien hier verbracht.“ Als die Großmutter dann im Jahr 2010 gestorben ist, sollte das Haus verkauft werden. „Doch das brachte ich nicht übers Herz. Es hängen zu viele Erinnerungen daran.“ Mit seiner Frau Berit habe er glücklicherweise eine Partnerin gefunden, die mit ihm diese Aufgabe angetreten hat. Also sind die beiden aus der Nähe von Hamburg an die Ostsee gezogen. „Wir wollten von Anfang an die Dorfbewohner in unser Vorhaben einbeziehen“, sagt der Bauherr. „Zudem haben wir das Ziel, das Haus möglichst originalgetreu zurückzubauen.“ Im Gutshaus entstehen Ferienwohnungen, das zugehörige Gelände bietet Platz für Pferde. „Außerdem haben wir Gänse und Enten, die bei uns ganz natürlich leben können.“ Markus Baale, der bei den Wismarer Busbetrieben angestellt ist, merkt nach und nach, dass er immer schon den Wunsch in sich trug, etwas mit Landwirtschaft zu machen. Dafür opferten die Baales, die vergangenes Jahr geheiratet haben, auch ihre Flitterwochen. „Bisher hatten wir schlichtweg keine Zeit dafür“, gibt Markus Baale zu. Das Ehepaar arbeitet an bis zu neun Baustellen gleichzeitig und fährt nebenbei die Heuernte ein. Mit ihrem Herzblut-Projekt wollen die beiden natürlich auch Geld verdienen. „Dennoch werden die Ferienwohnungen vom Preis human sein“, so Baale. Der Stil: modern, aber authentisch in großzügigen Räumen. Blick ins Grüne inklusive. „Viele ursprüngliche Elemente wollen wir beibehalten“, sagt Baale. So finden sich in der künftigen Lobby und im Treppenhaus historische Fliesen und originale Türrahmen. „Die erste Ferienwohnung im Erdgeschoss ist so gut wie fertig und auch bei unserer künftigen Lobby sind wir in den Endzügen.“ Nächsten Monat soll dieser mit Kamin und Klavier ausgestattete Raum fertig werden. Auf der Agenda der beiden Bauherren steht noch genug. „Wir finden im Gutshaus immer wieder Schätze, die uns inspirieren und die wir einbinden können“, sagt Baale. So stehen im Obergeschoss beispielsweise noch eine historische Wäschemangel und der Herd von Markus Baales Großmutter. „Im Garten wollen wir im kommenden Jahr für uns und unsere Gäste noch eine Sauna bauen als kleine Wellness-Oase. Uns ist wichtig, dass sich die Gäste wohlfühlen werden und gemeinsam mit uns den Raum nutzen“, erklärt der Bauherr. Früher oder später soll zudem im ehemaligen Wirtschaftsgebäude ein Café entstehen. Baale schwebt vor, dort Kultur- und Leseabende zu veranstalten. „Die Ideen gehen uns nicht aus, auch wenn uns die Umsetzung hin und wieder den Schlaf raubt“, sagt er mit einem Lachen. Ohne die Hilfe der Familie, des Bürgermeisters und den vielen Unterstützern wäre das Projekt Wiederaufbau heute noch nicht so weit, ist Baale sicher. „Was wir uns jetzt noch wünschen ist der Ausbau des Rad- und Reitwegenetzes hier in der Region.“ Dadurch erhofft er sich mehr Touristen. „Dann kann in und um Teplitz viel mehr passieren“, ist seine Einschätzung. Denn für Markus Baale steht fest: „Wir gehen hier nicht mehr weg. Von Tag zu Tag fühlen wir uns mehr zu Hause.“ Die Frage, ob sie den Wiederaufbau schaffen stellt er sich nicht mehr. „Wir lernen jeden Tag Neues und stellen uns weiteren Aufgaben. Dadurch wird die Leidenschaft immer größer.“ Vanessa Kopp

Teplitz - Mit Muskelkraft, Schweiß und Leidenschaft