Mit Schiffsantrieben aus Wismar auf Erfolgskurs

Gestern wurde bei den Schottel-Spezialisten für Schiffsantriebe im Schottelweg gefeiert. Der Grund war triftig: Eine weitere Investition in die Zukunft — mehr als vier Millionen Euro — ist abgeschlossen. „Das bedeutet für die 200-köpfige Belegschaft bereits ab 13 Uhr Feierabend“, sagte Bernd Schnorr, Leiter der Schottel GmbH Niederlassung Wismar (SNW) und ebenso zuständiger Geschäftsführer für die Schottel Schiffsmaschinen Wismar GmbH (SSW). Zu Musik und Ehrensalut gab es ein Grillbüfett mit Bier vom Fass. Eingeladen waren außerdem Kunden, Lieferanten, Maschinenbauspezialisten und Baufirmen. Deren besonderes Interesse galt natürlich den Neuerungen, insbesondere in Halle 1 des SSW-Bereiches, wo sich die mechanische Fertigung befindet. Produktionsleiter René Massenthe: „Vor sechs Monaten gab es hier noch zwei Großbaustellen.“ Davon ist allerdings nichts mehr zu bemerken. Stattdessen überzeugen viel Helligkeit, ausreichend Platz und Sauberkeit. Doch vor allem: An der einst tiefsten Baugrube steht jetzt eine Supermaschine. UniForce 6 heißt das sogenannte Fahrständerwerk zum Bohren und Fräsen, ein deutsches Fabrikat der SHW Werkzeugmaschinen GmbH. Es ermöglicht die Bearbeitung von Großobjekten mit einem rechnergesteuerten Aktionsradius von zehn Meter in der Breite, 4,10 Meter in der Höhe und einer Raumtiefe von 1,60 Meter. „Der Winkelkopf der Anlage kann somit in allen Lagen arbeiten und wählt außerdem automatisch eines von insgesamt 90 Werkzeugen aus“, ergänzt der Massenthe. Was besonders die Fachleute der Zerspanungstechnik interessiert: Auf der neuen Anlage lassen sich in einem sechs mal vier Meter großen Plattenfeld bis zu 200 Tonnen schwere Werkstücke und auf einem Drehverschiebetisch 40-Tonnen-Objekte bearbeiten. Direkt gegenüber befindet sich eine Großdrehmaschine, ausgelegt ist das rotierende und stahlschälende Monster für bis zu 20 Meter lange Wellen. „Macht Spaß, hieran zu arbeiten“, sagt Fachmann Fred Kandziora, der bereits 15 Jahre bei Schottel Wismar tätig ist. Das 50 Jahre alte „Maschinchen“ wurde mit einem modernen Fundament versehen, in Sachen Arbeitsschutzkonzept optimiert und natürlich dem modernen Produktionstrend entsprechend umgearbeitet. „Modernere Wirtschaftlichkeit“, nennt Chef Schnorr diese beiden wesentlichen Neuerungen. Auch bei kleineren Investitionen zugunsten der Optimierung im Produktionsablauf wurde nicht gespart. Zum Beispiel beim sieben Meter hohen Material-Paternoster, auch Umlaufaufzug genannt. Dort wird in 45 Großschubladen eine raumsparende Lagerfläche vorgehalten, die wiederum tausende Einzelposten an Teilen aufnimmt. „Alles computergesteuert, statt Suchen nur Taste drücken und Ware herausnehmen“, erklären die beiden Mitarbeiter Michael Dorloff und Steffen Jeroma und setzen gleich mal den Spezial-Lageraufzug in Betrieb. Dies alles passt zum neuen Konzept am Wismarer Standort, denn nur Modernisierung, so die Schottel-Philosophie, bedeutet nicht den alleinigen Erfolg. Bernd Schnorr: „Notwendig sind zudem klare Strukturen für einen zeitlich verbesserten Produktionsfluss.“ Dafür galt es, neue Formen der Zusammenarbeit untereinander zu entwickeln, Spezialisten in Teams zu formen und für alle Mitarbeiter transparente Prozesse zu gestalten. Mit der Verbesserung der Arbeits- und Sozialbedingungen in den beiden Unternehmensbereichen entwickelte sich zudem in verschiedenster Weise ein ausgewogenes Betriebsklima mit gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Dazu gehören unter anderem zwei Sportplätze mit super gepflegtem Rasen auf dem Betriebsgelände, aktiver Drachenbootsport und eine Arbeitsgemeinschaft Metall und Salutkanonenbau. Spay Der Hauptsitz des weltweit führenden Herstellers von Antrieben und Steuerungen für Seefahrzeuge befindet sich in Spay (Rheinland-Pfalz). Die ehemalige Wismarer Propeller- und Maschinenbau GmbH wurde 1999 übernommen. Als weltweit größter Hersteller von Schiffsantrieben und Betreiber von mehr als 100 Vertriebs- und Servicestandorten entwickelt das Unternehmen seine Produkte kontinuierlich weiter. Schwerpunkt ist die Produktion von Ruderpropellern ab einer Leistung von 2000 Kilowatt. Derzeit werden acht Lehrlinge zu künftigen Fachleuten in der eigenen Lehrwerkstatt ausgebildet. Hans-Joachim Zeigert

Wismar - Mit Schiffsantrieben aus Wismar auf Erfolgskurs