Motocross ist Männersache? Von wegen!

Die Welt des Motocross gehört schon längst nicht mehr allein den Männern — denn mittlerweile wirbeln auch immer mehr Frauen Staub auf den Rennstrecken auf. Seit 2005 gibt es sogar eine Frauen-Weltmeisterschaft für Motocross. Und auch im Raum Grevesmühlen macht sich die Entwicklung bemerkbar: So wird es beim Landesmeisterschaftsrennen am 14. Juni in Upahl erstmals ein reines Ladys-Rennen geben. Zuvor starteten die Frauen gemeinsam mit den Senioren, für das Ladys-Rennen haben nun die ostdeutschen Bundesländer all ihre Fahrerinnen zusammengetrommelt. „Wir hoffen, dass sich dadurch auch mehr Anfängerinnen trauen, ein Rennen zu fahren — denn viele haben davor noch großen Respekt“, sagt Lucie Wittenburg. Sie entdeckte 2012 den Sport für sich, 2013 fuhr sie ihr erstes Rennen. „Ich finde, bei Rennen lernt man das Fahren am besten“, sagt sie. Seit 55 Jahren existiert der MC Grevesmühlen, die ersten Frauen kamen Mitte der 1990er-Jahre hinzu. „Die Mädels kommen immer mehr zu uns, viele kaufen sich mittlerweile auch ein eigenes Bike“, sagt Sebastian Patzelt, der zum Vorstand des Vereins gehört. Dennoch ist Lucie Wittenburg aktuell die einzige Fahrerin bei den 48 Vereinsmitgliedern. Ein neues Motorrad ist ab 7000 Euro zu haben — nach oben gibt es keine Grenze. „Das ist ein echt teurer Sport. Ohne Sponsoren wäre das gar nicht möglich“, sagt Lucie Wittenburg. Denn nicht nur das Motorrad an sich kostet, nach Rennen müssen etwa Verschleißteile ersetzt werden, nach mindestens drei Rennen sind die Reifen abgefahren. „Unter 50 Euro gibt‘s kein Ersatzteil“, betont die 26-Jährige. Auch An- und Abfahrten zu den Wettbewerben müssen die Motocrosser selbst tragen. Wartung und Pflege müssen bezahlt werden — und ein Mechaniker bei Rennen. „Meist schraubt mein Papa“, sagt Lucie Wittenburg erleichtert und ergänzt: „Ich habe Glück, dass meine Eltern zu 100 Prozent hinter mir stehen und mich sponsern.“ Denn Frauen bekämen beim Motocross noch wenig Publicity und dementsprechend wenig Sponsoring. Doch das stört die Grevesmühlenerin kaum, denn sie liebt den Sport. „Ich war vorher Handballerin und abhängig von den anderen. Jetzt habe ich das Motorrad, sehe meine eigenen Erfolge und überrunde mich selbst. Man fährt immer schneller, springt immer höher und weiter — das ist Adrenalin pur und kribbelt überall“, sagt sie begeistert. Und dass die Motocross-Szene der Frauen noch klein sei, habe eben auch einen Vorteil: „Ich kann bei Rennen mit den Champions an den Start gehen!“ Damit sie das kann, steckt Lucie Wittenburg auch jede freie Minute in ihr Hobby. „Im Sommer steht jedes Wochenende irgendwo ein Rennen an.“ Um durchzuhalten, muss sie diszipliniert trainieren. „Laufen, schwimmen, Kraftsport — man braucht Kondition und Kraft beim Motocross. Und den Kopf, der ist entscheidend“, sagt sie. Denn beim Rennen zählt nicht nur, was man weiß, sondern vor allem, dass man das Gelernte schnell abrufen kann. „Und da kann man noch so viel trainieren, ein kleines Talent muss man schon mitbringen“, meint die Ingenieurin. Derzeit hilft ihr aber weder Talent noch Training weiter, denn nach einem Sturz sind die Bänder ihrer Schulter gerissen. Damit ist die Saison für sie gelaufen. „Das ärgert mich, ich hatte mich während des Winters so gut vorbereitet, war sogar im Trainingslager in Spanien und hatte mich extrem auf das Rennen vor heimischem Publikum gefreut.“ Nun ist sie am 14. Juni selbst Zuschauerin. Die Trauer darüber hat sie überwunden. „Mittlerweile freue ich mich, die Mädels mal beim Battlen sehen zu können.“ Rennen am 14. Juni Auf der Motocross-Strecke des MC Grevesmühlen in Upahl finden am Sonntag, dem 14. Juni, Landesmeisterschaftsrennen statt. Dabei starten die Klassen Senioren, LVMX-Ladies und MX1. Das Training für die Teilnehmer beginnt ab 9 Uhr. 13 Uhr starten die Wettrennen vor Publikum. Um die Versorgung kümmern sich Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr. Der Eintritt kostet 6 Euro, Kinder bis zwölf Jahre zahlen die Hälfte. Anne Kubik

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