Nicole Wesner ist Profi-Boxweltmeisterin

Riesenjubel am Sonnabend gegen 19.30 Uhr in Wien in der Box-Kampf-Arena Schwechat: Die 37-jährige Wahl-Wienerin Nicole Wesner gewinnt gegen die Ungarin Gina Chamie (24) durch knock-out in der dritten Runde und holt sich damit die Profi-Boxweltermeistertitel im Leichtgewicht der WIBF- und WBF-Verbände. Wesners Trainer Steven Küchler sprintet die Ringtreppe hoch und umarmt sein Schützling. „Ich bin so glücklich“, sagt Nicole Wesner. „Dass das so schnell geht, damit habe ich nicht gerechnet“, so die frischgebackene Weltmeisterin. „Ich fühle mich unglaublich und kann es noch gar nicht fassen. Das muss ich erst alles noch realisieren“, fügt sie hinzu. Aber auch ihr Trainer Steven Küchler ist total happy: „Nicole ist meine erste Weltmeisterin, die ich betreuen darf. Und sie hat alles richtig gemacht, hat unser Konzept super umgesetzt.“ Die Qualifikation für diesen Weltmeisterschaftskampf erwirbt die 37-Jährige am 6. September in der Hansestadt Wismar. In der Markthalle am Alten Hafen besiegt sie damals im Kampf um den WIBF-Interkontinental-Titel in einem sehr spannenden zehn Rundenkampf die Bulgarin Kremena Petkova (21) einstimmig nach Punkten. Damals signalisiert sie nach dem Kampf, dass sie gerne ihre erste WM-Titelverteidigung in Wismar bestreiten möchte. „Ich mache jetzt erst einmal ein paar Tage Urlaub. Danach werde ich weitersehen“, so Nicole Wesner. Doch ans Aufhören denkt die Leichtgewichts-Weltmeisterin noch lange nicht. „Ich möchte eine geile Boxerin werden und wenn es geht, noch zehn Jahre selber im Ring stehen“, blickt sie schon voraus. „Solange ich Lust am Boxen habe, mache ich weiter, ansonsten höre ich auf“, sagt Nicole Wesner, die sechs Sprachen beherrscht. Die Boxkarriere von ihr verläuft so ungewöhnlich. Vor fünf Jahren entdeckt sie die Liebe zum Faustkampf in einem Wiener-Fitnessklub. Dort will sie nur an einem Yoga-Kurs teilnehmen, kommt aber mehr durch einen Zufall mit dem Boxen in Berührung. „Ich hatte mich vorher überhaupt nicht für diese Sportart interessiert, doch als ich die Boxhandschuhe übergestreift hatte, wurde meine Neugier geweckt“, erzählt Nicole Wesner. Damals war sie schon 32 Jahre alt und entschloss sich, Profiboxerin zu werden. Wenig später erkämpft sie ich als Amateur den österreichischen Staatsmeister-Titel. Danach wirft sie ihren hochdotierten Job als Marketing-Managerin bei einem großen Pharmakonzern hin, zieht aus ihrer 75 Quadratmeter großen Wohnung in der Wiener Alstadt aus, weil sie sich dieses Luxusleben nicht mehr leisten kann. Es ist ihr zu wünschen, dass sich die WM-Boxtitel nun auch in ein paar Euro ummünzen lassen. Ob sie eines Tages wieder zu ihrem Job als Akademikerin zurückkehren wird, lässt Wesner offen. Peter Preuß

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