Nordwestmecklenburg: Jäger hilft Waldameisen in Passee

Jäger sind Naturschützer – dieser Ausspruch wird von manchen Menschen belächelt. Denn wie sollen Jagd und Naturschutz zusammenpassen? Doch Jäger schießen nicht nur, sie pflegen zum Beispiel auch Streuobstwiesen oder richten Ruhezonen für das Wild ein, teilt der Jagdverband mit. Und die Frauen und Männer kümmern sich sogar um Ameisen – zumindest in der Gemeinde Passee. Dort ist Stefan Grzesik jeden Abend beim Spazierengehen an einem Haufen Waldameisen vorbeigekommen. Dabei hat er festgestellt, dass der Haufen immer wieder verwüstet wird. Von wem, das kann der 38-Jährige nur vermuten. „Vielleicht von Spaziergängern.“ Zaun zum Schutz: Um die kleinen Krabbler zu schützen, hat Stefan Grzesik jetzt zu Holzbrettern gegriffen und einen kleinen Zaun um sie herum gebaut. Aufgestellt hat er ihn am Wochenende. An einem Pfeiler hängt zudem ein Schild mit der Aufschrift „Waldameisen – wichtige Helfer zur Gesunderhaltung des Waldes und für das biologische Gleichgewicht von großer Bedeutung. Sie stehen unter Naturschutz!“ Der Naturschützer verspricht sich davon, dass Menschen, die dort unterwegs sind, aufmerksamer sind und die Ameisen in Ruhe lassen. Denn der Haufen befindet sich nicht mitten im Wald, sondern in Nähe einer Straße zwischen den Ortschaften Passee und Tüzen. Das ist ein Grund, warum Stefan Grzesik aktiv geworden ist, ein weiterer ist: „Es werden im Landkreis gerade viele Glasfaserkabel verlegt, auch deshalb wollte ich auf diesen Standort aufmerksam machen.“ Wichtige Rolle im Wald: Ameisen spielen laut Auskunft des Naturschutzbundes Deutschland im Wald eine wichtige Rolle. Veilchen, Grünspecht, Bläulinge und Blattläuse gäbe es ohne Ameisen nicht. Der Appetit der winzigen Tiere hält pro Volk ein Viertel Hektar Wald frei von Insekten und deren Larven, auch jene von unerwünschten Forstschädlingen, wie Zecken und Eichenprozessionsspinner. Mehr als 150 Pflanzenarten verdanken ihnen ihre Verbreitung. Dazu wenden die Pflanzen einen Trick an. Da Ameisen Süßem nicht widerstehen können, tragen manche Samen ein zuckerhaltiges Anhängsel. Wegen dieses Schmankerls transportieren Ameisen diese Samen bevorzugt. Viele andere Kleintiere leben als Untermieter, Mitesser oder Schmarotzer in Ameisennestern; Schwalben, Spechte und Auerhühner nutzen Ameisen als Nahrung. Nachahmung gewünscht: Stefan Grzesik, der seit drei Jahren Jäger ist, wünscht sich, dass andere Waidmänner und -frauen seinem Beispiel folgen. Denn obwohl die Ameisen seit langem unter Naturschutz stehen, habe sich ihre Zahl in den letzten Jahren deutlich verringert. „Um einen Ameisenhaufen zu schützen, bedarf es nicht viel“, wirbt er für weitere Projekte in Nordwestmecklenburg. Ein paar Holzpflöcke und einige unbehandelte Bretter würden schon als Umzäunung ausreichen, um Störenfriede, zu denen neben dem Menschen auch Dachse und Wildschweine gehören, fernzuhalten. „Dabei sollte man darauf achten, dass die Umzäunung die Ameisen nicht beschattet und einen möglichst großen Abstand zum oberirdischen Teil des Nestes hat, denn ein Ameisennest dehnt sich unterirdisch wie eine Pyramide aus“, erklärt der Jäger. Er hofft, dass seine Maßnahme Erfolg hat und der Haufen wächst. „Vielleicht ist er in zwei Jahren schon zwei Meter hoch“, blickt er zuversichtlich voraus. Hier gibt es weitere Infos: Ein Hinweisschild, das Wanderer und Neugierige über die unter Naturschutz stehenden Waldameisen aufklärt, könne über die E-Mail-Adresse der Ameisenschutzwarte Norddeutschland (info@asw-nord.de) anfragen. Weitere Informationen zur Waldameise und über ihren Schutz gibt es auf der Internetseite der Schutzwarte http://asw-nord.de. Lesen Sie auch Neuburger Regionalschule bekommt grünes Klassenzimmer Wismar bekommt ein Öko-Schlachthaus für Bio-Rinder und -Schweine Stickstoff im Wasser: Viele Bauern in MV dürfen bald weniger düngen Von Kerstin Schröder