Premiere in MV: Wismarer Studenten schreiben ihre Prüfungen zuhause

Die Aufgaben zu Hause herunterladen, die Antworten handschriftlich verfassen, danach die Dokumente einscannen und wieder zurückschicken: So laufen gerade die Prüfungen an der Hochschule Wismar ab. Die finden wegen der Corona-Pandemie nicht auf dem Campus, sondern in der Online-Variante statt. Und nach der Hälfte der abgelegten Prüfungen gibt es ein erstes Fazit: Die Premiere ist gelungen. Angst vor Ansteckung: An den Universitäten in Mecklenburg-Vorpommern haben Studenten gerade erst Alarm geschlagen. Sie befürchten, dass sie sich bei Präsenz-Prüfungen in Hörsälen mit dem Virus anstecken können und wollen stattdessen lieber online geprüft werden. An der Fachhochschule Wismar wird das bereits seit dem 18. Januar täglich praktiziert. Noch bis zum 5. Februar müssen die Studierenden von zu Hause aus zeigen, was sie gelernt haben. Rund 3300 Anmeldungen für knapp 130 sogenannte Haus-Klausuren sind beim Prüfungsamt eingegangen. Serverleistung erhöht: Mariann Kosakowski, Master-Studentin International Management, hat insgesamt drei solcher Prüfungen: „Natürlich ist das Schreiben einer Haus-Klausur erstmal etwas ungewohnt. Die zusätzliche Nervosität aufgrund der neuen Situation war aber bei der zweiten Klausur schon deutlich weniger und bei der dritten wird sie vermutlich ganz weg sein“, beschreibt sie ihre ersten Erfahrungen mit dem neuen Prüfungssystem. Das Schriftliche läuft so ab: Die Prüflinge bekommen zur gleichen Zeit die Aufgaben zugesandt und müssen die in einer vorgegeben Frist beantworten. Damit auch die Technik bei so vielen Nutzern mitspielt, sind in Zusammenarbeit mit der Universität Rostock die Serverleistungen für die Hochschul-Lernplattform Stud.IP erhöht worden. Das hat sich ausgezahlt, wie sich jetzt zeigt. Bei Studentin Mariann Kosakowski hat bisher alles reibungslos funktioniert. „Die Klausuren kamen alle an, das Zurückschicken hat geklappt und die Professorinnen und Professoren haben gut auf Nachfragen und Anmerkungen reagiert“, erzählt sie. Zeitpuffer für lahmes Internet: Damit Studenten, die zu Hause ein lahmes Internet haben, keine Nachteile entstehen, ist in der Zurück-Sendefrist dafür ein Zeitpuffer eingeplant worden. Außerdem ist für die Zeit der Prüfungen eine Telefon-Hotline geschaltet worden, um bei organisatorischen oder technischen Fragen helfen zu können. Bisher ist dieses Angebot nur zweimal in Anspruch genommen werden. Zuständig für die Hotline ist das Team der Stabsstelle Didaktik/E-Learning/Qualitätsmanagement. Außerdem hat es spezielle Anleitungen für Lehrende und Studierenden erstellt – auch als Video sowie auf Deutsch und Englisch – sowie Trainingsmöglichkeiten geschaffen, um sich im Vorfeld mit dem Prüfungsablauf bekannt zu machen. Alle Hilfsmittel erlaubt: Die Herausforderung der Prüfer ist es gewesen, Fragen und Aufgabenstellungen zu entwickeln, die dazu passen, dass die Studenten zu Hause auf alle möglichen Hilfsmittel zurückgreifen können. „Es kommt nicht häufig vor, dass die etablierte Prüfungspraxis so kurzfristig und radikal hinterfragt und Alternativen gefunden werden müssen. Mit den zu Hause geschriebenen Klausuren hat die Hochschule einen pragmatischen Weg gefunden, unter den Bedingungen des Infektionsschutzes den Studierenden den Abschluss des Semesters und damit den Studienfortschritt zu ermöglichen“, freut sich der Prorektor für Bildung, Michael Schleicher. Modelle im Vorfeld abgegeben: Geprüft wird online schriftlich und mündlich. An der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften finden alle Klausuren für die Fern- und Präsenzstudierenden im neuen Format statt. Auch an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften ist weitgehend auf das dezentrale-Verfahren umgestellt worden. Die größte organisatorische Herausforderung hat es bei der Fakultät Gestaltung gegeben: Deren Studenten müssen bei den Prüfungen immer auch ihre eigenen Modelle und Muster präsentieren. Die haben sie diesmal im Vorfeld abgegeben, ohne dabei anderen Studenten zu begegnen. Später haben sie die dann mündlich den Prüfern erklärt – aus der Ferne vor ihren Bildschirmen. Mit dem Erlass des Bildungsministeriums M-V vom 9. Januar sind die Regelungen, die seit den Weihnachtsfeiertagen galten, bis zum 14. Februar verlängert und verschärft worden: Bis dahin gilt: Die Abnahme und Durchführung von Prüfungen erfolgt grundsätzlich in digitalen Formaten. Der Senat der Hochschule Wismar hatte bereits am 17. Dezember 2020 beschlossen, dass Klausuren auch in den Präsenzstudiengängen als „Haus-Klausuren“ dezentral durchgeführt werden können. Kurze Zeit später sind die Vorbereitungen gestartet. Lesen Sie auch Wismar: Faltbarer Fahrradanhänger von Start-up entwickelt Wismar: Forscher begeistern bei Kinderuni mit Konfetti-Kanone Wismar: Studenten lassen die Nikolaikirche länger erleuchten Von Kerstin Baldauf und Kerstin Schröder