René Kusserow ist der Wismarer Teufelsgeiger

Egal ob Hanseschau, Markthalle oder Fußgängerzone - René Kusserow fällt mit seiner Musik und seinen Musikern in den verschiedenen Besetzungen und Bands auf. Der „Teufelsgeiger“ hat musikalisch viel Biss. Beim „Jedermann“ gehört er zu den Musikern zwischen Feier- und Totenmusik. Man könnte sagen, dass die Musik und die Musikalität René Kusserow in die Wiege gelegt wurde. „Mein Vater war Konzertmeister in Schwerin und Berlin, ich habe mit fünf Jahren angefangen, Geige zu spielen.“ Freiwillig, betont der mittlerweile 47-Jährige. So richtig Klassik, bis er in der Pubertät genau darauf keine Lust mehr hatte. „Alle anderen durften Fußball spielen“, erzählt er. Er übte Geige. Geboren wurde er in Magdeburg, aufgewachsen ist er in Schwerin. Nach vielen Umzügen, Veränderungen und einigen Neuanfängen lebt er jetzt in Flessenow am Schweriner See. Aber sein Leben spielt sich in Wismar ab — Konzerte, Unterricht, Freunde, „Jedermann“. René Kusserow liebt die Musik, auch wenn er ihr schon manches Mal im Leben den Rücken gekehrt hat. Der Versuch, ganz spießig und ohne Musik zu leben, ist jedes Mal gescheitert. Angefangen mit der Lehre als Dachdecker und als Versuch, aus dem bürgerlichen Leben des Konzertmeisterhaushalts auszubrechen. „Ich bin zum Theater nach Schwerin gegangen, 18, 19 Jahre alt“, erzählt er. Ein Wink des Schicksals — der Kollege dort spielte Saxofon, René Kusserow hat es sich ausgeliehen und gespielt. Und fand so mit einem zweiten Instrument wieder zur Musik zurück, auch zur Geige. 1989 änderte sich alles. Am 13. August gelang ihm die Flucht in den Westen. „Dreimal wurden wir vorher erwischt, beim vierten Versuch hat es geklappt“, erzählt er vom großen Abenteuer. „Wir hatten Tickets nach Bulgarien gebucht und Geld getauscht, sodass es so aussah, als wenn wir Urlaub machen wollten.“ Ein zweites Mal hatte er seiner Musik den Rücken zugekehrt, alle Instrumente in der DDR verkauft und zu Geld gemacht. In Wiesbaden half ein Onkel, Fuß zu fassen. In Frankfurt arbeitete er am Theater, konnte wieder Musik machen und bei fünf, sechs Inszenierungen die Musik schreiben und live spielen. Im Jahr 2005 der nächste Ausbruch, diesmal zurück ins bürgerliche Leben, ohne Musik, dafür mit der Ausbildung zum Toningenieur in Hamburg. Aber die Musik hat ihn nicht losgelassen — mit dem Umzug nach Flessenow bei Schwerin kam auch die Musik wieder. „Ich habe die richtigen Leute getroffen“, so René Kusserow. Die haben ihm gezeigt, dass er auch sein Wissen weitergeben und unterrichten kann. Mittlerweile hat er drei aktive Bands, spielt zur Geige und den Saxofonen auch Klarinette — bei „Sarahs Dietrich“ mit Musik der 30er- und 40er-Jahre, im „Duo Köhler“ mit Geige und Akkordeon zwischen Tango und Walzer sowie in der Rockgruppe „Baltic Rock Bonanza“. Und derzeit ist er zweimal pro Woche beim „Jedermann“ im Frack zu erleben. „Es ist schön, wieder Theatermusik zu machen“, kommentiert der Wismarer Musiker. Und spielt das Intro von Citys „Am Fenster“. Einfach so, zum Einspielen vor Vorstellungsbeginn. Farbenprächtiges Spektakel „Jedermann“ ist ein unterhaltsames wie farbenprächtiges Spektakel vom Sterben eines reichen Mannes, das bei allem Witz und Schalk heutiger nicht sein kann. Ein Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal, das das Hansekontor Wismar in Kooperation mit dem Theater der Hansestadt aufführt. Termine: Gespielt wird noch bis 9. August, freitags und sonnabends in der Sankt-Georgen-Kirche. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. (Achtung! Wegen des Internationalen Straßentheaterfestes „BoulevART“ finden am 1. und 2. August keine Vorstellungen statt.) Karten verkauft unter anderem das Service-Center der OSTSEE-ZEITUNG, Mecklenburger Straße 28 in Wismar. Es gibt sie an der Tickethotline unter 03 81/38 30 30 17 sowie im Internet unter shop.ostsee-zeitung.de oder www.jedermann-wismar.de. Musik ist mein Lebensunterhalt, aber noch viel mehr.“René Kusserow (47), Musiker Nicole Hollatz

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