Schwerer Vorwurf: Gut Losten soll Ferkel brutal totschlagen

Fernsehbilder von angeblich illegalen Ferkeltötungen in deutschen Schweineställen sorgen für Aufregung. In der ARD-Reportage „Deutschlands Ferkelfabriken“ vom Montagabend wurden Ställe gezeigt, in denen Mitarbeiter angeblich nicht überlebensfähige oder überzählige Ferkel mit dem Kopf auf den Fußboden oder gegen die Kobenwand schlugen und so töteten. Die Videoaufnahmen hat die gemeinnützige Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch gedreht. Aus Sicht der Tierschützer belegten die gezeigten Bilder eindeutig Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Von dem Vorwurf ist auch die Tierzucht Gut Losten GmbH & Co. KG betroffen. Das Schweriner Landwirtschaftsministerium hat den Generalstaatsanwalt in Rostock gebeten, die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens zu prüfen. Das teilte das Ministerium am Dienstag mit. Der Deutsche Tierschutzbund hat Strafanzeige wegen mutmaßlicher schwerer Verstöße gegen das Tierschutzgesetz gestellt. Alwin Neteler, Betriebsleiter vom Gut Losten, verwahrt sich gegen die Anschuldigungen. „Die Kameras wurden bei uns illegal installiert und die Bilder sind zusammengeschnitten worden, damit es so aussieht, als ob wir so arbeiten“, erklärt der 74-Jährige gegenüber der OZ. „Wir versuchen, auf allen Ebenen mit dem Tierschutzgesetz konform zu sein.“ In seinem Betrieb werde versucht, alle Ferkel, die mindestens 500 Gramm wiegen, aufzuziehen. Das normale Geburtsgewicht liegt zwischen 1,3 und 1,5 Kilogramm. Überzählige Ferkel — wenn eine Sau mehr Jungtiere wirft als sie Zitzen hat — die laut ARD-Bericht getötet würden, werden nach Aussage von Neteler an Ammensauen zur Aufzucht gegeben. „Wir töten nur die Tiere, die am anderen Morgen auch tot unter der Sau liegen würden. Das sind stark untergewichtige, nicht lebensfähige oder kranke Ferkel. Sie werden per Kopfschlag getötet, der sofort zum Tod führt. So ist es erlaubt. Wir tun nichts Unrechtmäßiges“, sagt der Betriebsleiter. Für seine Mitarbeiter lege er seine Hand ins Feuer. Außerdem seien regelmäßig der Tierschutzbeauftragte von Edeka-Nord sowie der Amtstierarzt vom Veterinäramt des Landkreises zur Kontrolle im Betrieb. „Bei uns sind auch keine Sauen krank oder verletzt, wie im Fernsehen gezeigt wurde. Wir sind mit diesem Bericht nicht zu identifizieren“, stellt der Lostener Tierzucht-Chef klar. Der Amtstierarzt bestätigt Netelers Darstellung. Er möchte seinen Namen nicht veröffentlicht sehen, da Kollegen schon Repressalien durch Tierschützer erfahren haben. Der Veterinär kontrolliert vier-, fünfmal im Jahr das Lostener Zuchtunternehmen. „Das ist relativ hoch im Vergleich zu anderen Bundesländern.“ Er kommt unangemeldet und zum Teil angemeldet, wie er sagt. Dem Gut bescheinigt der 43-Jährige eine sehr gut geführte Tierhaltung laut den Vorgaben des Tierschutzgesetzes. „Sollen sie weiter verbessert werden, ist der Gesetzgeber gefragt“, erklärt der Veterinär. Die Sauen befinden sich in größeren Kastenständen, als in der Dokumentation zu sehen war. „Der Beitrag über Losten war zusammengeschnitten“, ist auch dem Amtstierarzt deutlich aufgefallen. Seine Untersuchungen haben bislang keine Beanstandungen ergeben. „Das Personal ist geschult und wägt ab, ob ein vernünftiger, das heißt zwingender Grund für die Tötung eines Ferkels vorliegt. Das ist der Fall, wenn es untergewichtig oder krank ist, zum Beispiel keinen Darmausgang oder keine Klauen hat. Dann hat es keine Überlebenschance“, erläutert der Experte. Da der Betrieb bemüht ist, mehr Tiere zu produzieren, liege es auf der Hand, so viele Ferkel wie möglich aufzuziehen. „Dazu betreibt das Personal einen Riesenaufwand. Überzählige Ferkel werden an Ammensauen gegeben oder mit Zusatzmilch aufgezogen. Es werden Sammelwürfe gebildet und Ferkel zu Sauen umgesetzt, die weniger geworfen haben“, berichtet der Amtstierarzt. Auch die Tötungsmethode habe der Veterinär untersucht. „Der Kopfschlag ist wie eine Betäubung. Bei den winzigen Ferkeln führt er sofort zum Tod. Muskelzuckungen danach sind natürliche Bewegungen, die bis zu zwei Minuten anhalten können. Es ist nicht so, wie im Fernsehbeitrag dargestellt, dass die Tiere dann noch leben.“ Seine Untersuchungsergebnisse hat der Amtstierarzt dem Generalstaatsanwalt bereits zur Verfügung gestellt. Haike Werfel

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