Stadtgeschichte war Techens Leidenschaft

Friedrich Techen, Wismars bekanntester Archivar und Historiker, starb am 30. März 1936 in Wandsbek bei Hamburg. Er wurde in Wismar beerdigt. Sein Grab wird seither von der Wismarer Stadtverwaltung gepflegt. Seinen Bekanntheitsgrad erwarb sich Techen durch viele Veröffentlichungen und seine Forschungen zur Wismarer Geschichte. 1929 erschien aus Anlass der 700-Jahr-Feier die „Geschichte der Seestadt Wismar“, die 1993 unverändert nachgedruckt wurde. Es ist ein wissenschaftliches Werk, das immer noch seinesgleichen sucht, als Quellliteratur unangefochten ist und bisher in dieser Qualität nicht wieder erreicht wurde. Das Werk ist nahezu Pflichtliteratur für jeden, der sich für Wismars Geschichte interessiert. Wenn man etwas über Stadtgeschichte wissen will, schlägt man im „Techen“ nach. Wer war dieser Mann, der seine Arbeit im Ratsarchiv ohne viel Aufsehen erledigte? Friedrich Techen wurde am 12. Juni 1859 in der Hegede 7 in Wismar geboren. Sein Vater, der Buchbinder Georg Techen, war über seine Frau Marie weitläufig mit der Kaufmanns- und Reederfamilie Thormann verwandt. Friedrich Techen wuchs gemeinsam mit seinem 1860 geborenen Bruder Ludwig auf, der später Gymnasialprofessor wurde. Ab 1867 besuchte Friedrich die Große Stadtschule und legte hier 1879 das Abitur ab. Beide Brüder schlugen die Laufbahn als Lehrer für höhere Lehranstalten ein. Friedrich studierte an den Universitäten Leipzig, München, Tübingen und Göttingen alte Sprachen, Geschichte und Germanistik. Zielstrebig und genau, wie Techen sein ganzes Leben über war, legte er 1886 seine Dissertation über „Die Lieder des Herrn Jacob von Warte“ ab und wurde zum Doktor der Philosophie promoviert. Gleichzeitig absolvierte er die Staatsprüfung für das Lehramt an höheren Schulen. Er bewarb sich erfolgreich im mecklenburgischen Schuldienst und wurde Lehrer in Schwerin und Bad Doberan. Doch Techens Leidenschaft war die wissenschaftliche Erforschung der Geschichte seiner Heimatstadt. Der Arzt und Historiker Dr. Friedrich Crull, der sich seit seinem 60. Lebensjahr ganz der Wismarer Forschung hingegeben hatte und mit dem jüngeren Techen befreundet war, hatte einen wesentlichen Anteil daran. Er führte Techen 1889 in das Ratsarchiv der Hansestadt ein. Crull beendete 1902 im Alter von 80 Jahren die Arbeit im Archiv, Friedrich Techen wurde sein Nachfolger. Am 4. Januar 1905 wurde Techen als erster hauptbesoldeter Ratsarchivar Wismars vom Rat angestellt. 1927 erhielt er den Titel „Archivrat“ auf Lebenszeit. Techens große Verdienste waren die Schaffung einer einheitlichen Ordnung, die Verzeichnung sowie die intensive Auswertung des Ratsarchivs nach einem gültigen Prinzip. Die von ihm angelegte Zettelkartei war Grundlage seiner vielen Veröffentlichungen vor allem zur Wismarer, mecklenburgischen und Hansegeschichte. Sie ist bis heute ein wichtiges Arbeitsmittel im Stadtarchiv geblieben. Man findet dort kaum städtische Akten, die nicht von Techen erfasst und registriert wurden. Er erarbeitete die Sachregister zu einzelnen Bänden des „Mecklenburgischen Urkundenbuchs“. Am von Friedrich Schlie herausgegebenen Werk „Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin“ von 1898 wirkte Techen besonders an den Wismar betreffenden Kapiteln mit. Einen Großteil seiner wissenschaftlichen Arbeiten widmete er der Hanseforschung. Die Bearbeitung der Hanserezesse verdient noch heute höchste Anerkennung. Bekannt ist, dass Techen über 70 Veröffentlichungen zur Geschichte Wismars herausgegeben hat. Techen blieb unverheiratet. Seine nahezu pedantische Gründlichkeit wird wohl durch Aussagen von Zeitgenossen dokumentiert, die ihre Uhr danach stellten, wenn der Archivrat ins Rathaus kam. Eben immer zur gleichen Zeit. Seine gestochene Handschrift lässt erahnen, mit welcher Akribie er seine Arbeit erledigte. Er wohnte zusammen mit der Familie seines Bruders Ludwig im Schützenweg 3, der heutigen Schweriner Straße. 1930 erlitt Friedrich Techen einen Schlaganfall und zog zu seinem Neffen, dem Kaufmann Franz Techen, nach Wandsbek. Die Hansestadt ehrte ihren ersten Ratsarchivar 1938 durch die Benennung einer Straße im Wohngebiet im Bereich der Parkstraße (Philipp-Müller-Straße) und Bismarckstraße (Am Köppernitztal). 31. März 2012: Übergabe des bronzenen Stadtmodells an der Ostseite des Rathauses von Egbert Broerke. 1. April 1893: Ende der „Wismarer Ortszeit“, die 15 Minuten Differenz zur MEZ hatte. 1. April 1888: Einweihung des Postamtes in der Mecklenburger Straße 18. 1. April 1891: Einweihung: Mädchen- Bürgerschule in der Dahlmannstraße (seit 1946 Fritz-Reuter-Schule) 4. April 2011: Eröffnung der Markthalle am Alten Hafen. 5. April 1848: Verfügung des Großherzogs, dass das neue Militärlazarett gebaut werden kann. Es wird am 1. Juli 1852 eingeweiht. Detlef Schmidt

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