Stimmung in der Wismarer Solar-Branche auf Nullpunkt

Trotz sonnigem Logo sieht es offenbar düster aus für die Firma Centrosolar in Wismar. Seit mehr als einem Jahr hängt die Zukunft der Sonnenstromfabrik im Gewerbegebiet Dammhusen am seidenen Faden. Ende 2013 war die Muttergesellschaft Centrosolar Group AG in Insolvenz gegangen. Daraufhin mussten 74 der mehr als 200 Mitarbeiter ihre Sachen packen. Sie wurden gekündigt. Die Stimmung in der Wismarer Solar-Branche war auf dem Tiefpunkt. Dann ein Lichtblick: Im Juli 2014 verkündete Geschäftsführer Ralf Hennigs, dass ein neuer Besitzer gefunden wurde. Unter dem Dach der Freiburger Solar-Fabrik AG wurde die Produktion im August 2014 schließlich wieder aufgenommen. Der Käufer aus Baden-Württemberg galt als aussichtsreicher Investor. Geschäftsführung und Mitarbeiter setzten optimistisch auf einen reibungslosen Übergang von der Insolvenz zum Normalbetrieb. 143 Beschäftigte, zwar immer wieder von Kurzarbeit betroffen, blieb die Hoffnung. Sie wurden von Freiburg übernommen und produzierten in Wismar weiter spezielle Module zur Erzeugung von Sonnenstrom. Vor einigen Tagen die nächste Hiobsbotschaft. Das Fotovoltaik-Unternehmen aus dem Süden, einst Rettungsanker für die Wismarer „Tochter“, hat jetzt die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beantragt. Wie der Vorstand mitteilt, wurde ein entsprechender Antrag beim Amtsgericht Freiburg eingereicht und gestern bestätigt. Auch die Fabrik in Wismar ist von diesem Schritt betroffen. Was allerdings genau dieser Insolvenzantrag für die Zukunft bedeutet, ist unklar. Bei einem Lokaltermin gestern vor Ort waren alle Türen der Verwaltung fest verschlossen. Ein Blick durch die Fenster der Produktionshallen verriet: Da rührt sich nichts. Telefonisch und schriftlich erhielt die OZ trotz zahlreicher Bemühungen bis Redaktionsschluss weder aus Wismar noch aus Freiburg Antworten. In einer Pressemitteilung heißt es lediglich, dass beide Gesellschaften im sogenannten Schutzschirmverfahren restrukturiert werden sollen. Zur Begründung für den Insolvenzantrag gibt die Solar-Fabrik an, dass im vierten Quartal 2014 ein massiver Einbruch der Nachfrage und damit verbunden ein Preisverfall bei Solarmodulen eingetreten sei. Dieser allgemeine Trend im europäischen Fotovoltaik-Markt wird sich nach Einschätzung des Unternehmens wahrscheinlich in den nächsten Monaten fortsetzen, daher sei ein weiterer erheblicher Kostendruck zu erwarten. „Derzeit ist die Solar-Fabrik AG weder überschuldet noch zahlungsunfähig“, heißt es vom Unternehmen. Allerdings befänden sich die Mitarbeiter aufgrund der sinkenden Nachfrage seit November 2014 in Kurzarbeit. „Mit andauernder Kurzarbeit drohe nun ein weiterer Rückgang der liquiden Mittel sowie eine Zahlungsunfähigkeit der Solar-Fabrik im 2. Quartal“, sagte ein Unternehmenssprecher. 2001 war die Sonnenstromfabrik in Wismar gegründet worden. 2008 erfolgte der Bau eines neuen Werkes an der Westtangente im Gewerbegebiet Dammhusen. Es wurde 2011 für 20 Millionen Euro um ein weiteres Werk erweitert. Hergestellt werden kristalline FotovoltaikModule, innovative Glas-Module, Komplettsysteme für Dachanlagen sowie netzunabhängige Solarmodule für Boote und Wohnmobile. Die Insolvenz in Eigenverwaltung soll eine möglichst schnelle Restrukturierung der Firmen ermöglichen. Insolvenz Insolvenz in Eigenverantwortung bringt einige Vorteile mit sich: Die Geschäftsleitung behält volle Kontrolle über den Betrieb im Unternehmen. Ein hinzugezogener vorläufiger Sachwalter erhält lediglich Aufsichtsfunktion und bereitet gemeinsam mit dem Unternehmer die Insolvenz vor. Den Sachwalter darf der Schuldner, also der Unternehmer, ernennen. Früher formulierte das Insolvenzrecht die Insolvenz in Eigenverantwortung als Ausnahme. Inzwischen sieht der Gesetzgeber mehr Chancen als Risiken in der Insolvenz in Eigenverantwortung. Sie ist jetzt die Regel. Als Insolvenzverwalter für die Solar-Fabrik AG wurde Rechtsanwalt Thomas Oberle aus Heidelberg bestellt. Ina Schwarz

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